Der wichtige Zuarbeiter geht

Frankfurt · Nach Matthias Sammer und Robin Dutt gibt zum dritten Mal ein DFB-Sportdirektor seinen Posten freiwillig auf. Hansi Flick zieht es aber nicht in die Bundesliga. Der Vertraute von Joachim Löw nimmt eine Auszeit.

Mitten im Florida-Urlaub erreichte Joachim Löw die Nachricht vom überraschenden Rücktritt von Hansi Flick. Bei den finalen Vorbereitungen auf die angestrebte WM-Titelverteidigung muss der Bundestrainer ohne einen seiner wichtigsten Mitarbeiter und engsten Vertrauten auskommen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sucht 17 Monate vor der WM in Russland notgedrungen wieder einmal einen Sportdirektor - und behilft sich auf unbestimmte Zeit mit Horst Hrubesch als naheliegende Interimslösung.

"Mit seiner fachlichen Kompetenz und seiner menschlichen Qualität ist er im Verband und in der Liga gleichermaßen anerkannt. Wir lassen ihn nur schweren Herzens gehen, aber wir respektieren seinen persönlichen Wunsch", kommentierte DFB-Präsident Reinhard Grindel den unerwarteten Rücktritt. Flicks Abgang erwischt den DFB mitten in den Planungen für das wichtige Übergangsjahr Richtung Russland 2018 mit dem Confed-Cup als Testlauf in diesem Sommer.

Die Aufgaben des einstigen Löw-Assistenten Löw-Assistenten übernimmt Hrubesch, der fünf Monate nach Olympia-Silber in Rio unerwartet schnell wieder ein maßgebliches DFB-Amt bekommt. "Eine wichtige Aufgabe in den kommenden Monaten wird sein, gemeinsam gute Voraussetzungen für die anstehende U 21-EM und den Confed-Cup zu schaffen", sagte Hrubesch.

Einen Schnellschuss wird es in der dauerhaften Flick-Nachfolge nicht geben - Hrubesch soll das Amt über den Sommer hinaus ausüben, mindestens bis September. "Wir werden jetzt das Profil erstellen und in enger Abstimmung mit der Liga den Nachfolger suchen", sagte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius. Er ergänzte zu Hrubesch: "Er genießt eine hohe Reputation und kennt den Trainer- und U-Bereich besser als jeder andere im DFB."

Flick geht aus persönlichen Gründen. Differenzen mit dem Verband oder eine andere Herausforderung gibt es nicht. "Der einzige Grund ist der persönliche Wunsch, mich in der nächsten Zeit mehr auf meine Familie konzentrieren zu können", sagte der 51-Jährige: "Wenn ich eine Aufgabe angehe, dann mit absoluter Energie und hohem Einsatz. Das galt für die WM 2014 genauso wie für das Amt des Sportdirektors, in dem ich viel gestalten konnte." An seiner fachlichen Kompetenz gab es keine Zweifel. Akribisch hatte er nach dem Wechsel vom Co-Trainer an den DFB-Schreibtisch weiter gearbeitet. Flick interpretierte die Aufgabe aber nicht als Büro-Job, er war im Jahr 2016 bei allen wichtigen Turnieren dabei. Auch der passionierte Angler Hrubesch ist eher ein Mann der Praxis.

Löw wird bei der Neubesetzung ein gewichtiges Wort mitreden. Durch Flick war der Posten des Sportdirektors gezielt mit einem engen Vertrauten besetzt worden. "Wir haben in den vergangen Jahren eine Philosophie etabliert, eine starke Trainer-Mannschaft aufgestellt und im U-Bereich eine gute Basis für eine erfolgreiche Zukunft gelegt", beschrieb Flick sein Wirken, immer in engem Schulterschluss mit Löw und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff .

Bundestrainer Löw hatte Flick im August 2006 zu seinem Co-Trainer gemacht. Der einstige Bundesliga-Profi des FC Bayern München begleitete ihn bis zum WM-Triumph in Brasilien als taktischer Ratgeber an der Seitenlinie, danach folgte der zuvor beschlossene Wechsel auf den Direktoren-Posten. Flick ordnete vornehmlich die Trainer-Zuständigkeiten im Junioren-Bereich neu. Zudem war er wie Bierhoff als Mitglied des DFB-Präsidiums verlängerter Arm der sportlichen Leitung um Löw in die DFB-Administration.

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