Der Weltmeister und seine Seifenkiste

Shanghai · Sebastian Vettel gerät vor dem Grand Prix von China unter Druck. Der abgehängte Weltmeister muss den Rückstand auf das dominierende Mercedes-Duo Nico Rosberg und Lewis Hamilton in Grenzen halten.

Riesige Wolkenkratzer, grelle Neonlichter und der zäh fließende Huangpu-Fluss - Sebastian Vettel wünscht sich beim Grand Prix von China in Shanghai am Wochenende ein bisschen Abwechslung und möchte endlich etwas anderes sehen als die Rücklichter der dominierenden Mercedes. "Falls ich Zeit habe, will ich in die Stadt fahren", sagte der Vierfach-Champion vor dem vierten Formel-1-Rennen 2014. Ein Besuch der weltberühmten Uferpromenade in der chinesischen Stadt wäre in der Tat ein Höhepunkt.

Doch viel Zeit zum Bummeln in der Metropole mit über 20 Millionen Einwohnern wird Vettel kaum haben. Stattdessen wird ein Meeting mit seinen Red-Bull-Ingenieuren das nächste jagen - immer auf der Suche nach den fehlenden Sekunden auf die Silberpfeil-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton. "Wir waren einfach zu langsam. Das ganze Paket ist bei denen stärker", sagte Vettel nach der jüngsten Enttäuschung in Bahrain über den Rivalen, "wir haben noch einen weiten Weg vor uns."

Vettel hat erst mickrige 23 Pünktchen auf dem Konto, der Rückstand auf WM-Spitzenreiter Rosberg beträgt bemerkenswerte 38 Zähler - der Druck auf den Heppenheimer ist spürbar gestiegen. Will der Titelverteidiger seinen fünften Triumph in Serie nicht schon im Frühling abschreiben, muss Vettel nach Jahren des Vorneweg-Fahrens beweisen, dass er seinem Team den Erfolg zurückbringen und nicht nur ein überlegenes Auto fehlerlos ins Ziel steuern kann.

In der Vorsaison kniete der damalige Dauersieger noch vor seinem Wagen nieder, in diesem Jahr gleicht sein Red Bull im Vergleich mit den Mercedes eher einer lahmen Seifenkiste. "Wir schätzen den Vorsprung von Mercedes auf etwa 80 PS. Die Fahrbarkeit ist zudem noch viel besser als bei Ferrari und Renault. Das hat sich Mercedes durch Cleverness und wesentlich längere Vorbereitung erarbeitet", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko.

Vor dem Abflug ins Reich der Mitte spricht sich Vettel deshalb Mut zu. "Der Grand Prix von China ist immer noch etwas Besonderes für mich, denn da habe ich 2009 mein erstes Rennen mit Red Bull gewonnen", sagt Vettel. Einen dritten Platz hinter Rosberg und Hamilton würde der 26-Jährige wohl wie einen Sieg feiern.

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