Der Wegbereiter des Sommermärchens

Aachen. Ein rauschendes Fest ist kein Thema: Mit Rücksicht auf seine Gesundheit meidet Egidius Braun Aufregung. Seinen 85. Geburtstag feiert der Ex-Präsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) morgen im Familien- und Freundeskreis. Zur kleinen Gästeschar im beschaulichen Ambiente eines Restaurants nahe seiner Heimatstadt Aachen zählt Theo Zwanziger

 "Pater Braun" - so wird Egidius Braun seines soziales Engagements wegen genannt. Foto: dpa

"Pater Braun" - so wird Egidius Braun seines soziales Engagements wegen genannt. Foto: dpa

Aachen. Ein rauschendes Fest ist kein Thema: Mit Rücksicht auf seine Gesundheit meidet Egidius Braun Aufregung. Seinen 85. Geburtstag feiert der Ex-Präsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) morgen im Familien- und Freundeskreis. Zur kleinen Gästeschar im beschaulichen Ambiente eines Restaurants nahe seiner Heimatstadt Aachen zählt Theo Zwanziger. "Ich werde ihm am Samstag natürlich persönlich zum Geburtstag gratulieren. Außerhalb meiner Familie ist Egidius Braun der Mensch, den ich am meisten bewundere", sagte der DFB-Präsident.

Seit Jahren sorgt sich Fußball-Deutschland um Braun. Im Alter von 81 Jahren erlitt er einen Schlaganfall und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Sein Gesundheitszustand gilt als stabil, zwingt aber zur Zurückhaltung. Eine große Veranstaltung zu Ehren Brauns wird es dennoch geben. "Die Zeit für persönliche Treffen ist leider oftmals knapp. Deshalb freue ich mich besonders auf das Benefizspiel des DFB am 13. Mai gegen Malta, das wir zu Ehren von Egidius Braun an seine Heimatstadt Aachen vergeben haben", sagte Zwanziger.

Das Verbandsgeschehen verfolgt Braun nach wie vor mit Interesse. Vor allem für die Fortsetzung des unter seiner Amtszeit verstärkten sozialen Engagements findet er viel Lob: "Nach wie vor ist es ein großes Glück zu sehen, wie das Motto ,Fußball ist mehr als ein 1:0' zum allgemeinen Begleiter von DFB und Liga geworden ist. Wir können viel Gutes tun für Kinder in Not."

Die Brandherde im DFB dürften Braun traurig stimmen. Affären wie die um Ex-Schiedsrichter Manfred Amerell wegen angeblicher sexueller Nötigung oder der Vertragspoker mit Bundestrainer Joachim Löw waren ihm ein Gräuel. Braun war um Ausgleich und Harmonie bemüht. Und mit seinem Namen verbindet man soziales Engagement. Die Mexiko-Hilfe mit der Unterhaltung eines Waisenhauses, "Keine Macht den Drogen", "Mein Freund ist Ausländer" - nicht zuletzt diese Initiativen brachten ihm den Beinamen "Pater" ein.

Braun wurde 1992 als Nachfolger des verstorbenen Hermann Neuberger zum achten DFB-Präsidenten gewählt. Nach seiner Amtsübergabe an Gerhard Mayer-Vorfelder (2001) ernannte ihn der DFB zum Ehrenpräsidenten und würdigte sein Lebenswerk mit der Gründung der Egidius-Braun-Stiftung für soziale Integration, Kinder in Not und Mexiko-Hilfe. "Er hat den Blick des DFB auf seine sozialen und gesellschaftliche Aufgaben deutlich geschärft", sagte Zwanziger.

Eine seiner schwersten Stunden im Amt erlebte Braun bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich: Als deutsche Hooligans in Lens den Polizisten Daniel Nivel schwer verletzten, dachte er an Rücktritt und den Rückzug der Nationalelf von der WM.

Für Zwanziger ist es eine Herzensangelegenheit, zum Ehrentag von Braun an dessen Verdienste um die Vergabe der WM an Deutschland zu erinnern: "Er hat die Bewerbung in Deutschland gesellschaftlich begründet und dafür gesorgt, dass die europäischen Verbände geschlossen für die WM-Vergabe nach Deutschland stimmten. Ohne Egidius Braun, das vergessen mittlerweile viele, hätte es das Sommermärchen 2006 niemals gegeben." dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort