Der verzweifelte Kampf des Lance Armstrong

Austin. Lance Armstrongs Kampf um seinen Ruf wird immer verzweifelter - der Nimbus des Unantastbaren ist spätestens seit Dienstagabend zerstört. Durch lebenslange Sperren gegen drei ehemalige Betreuer und Ärzte des Amerikaners scheint erstmals bewiesen, dass in Armstrongs Radteams über Jahre hinweg gedopt wurde

Austin. Lance Armstrongs Kampf um seinen Ruf wird immer verzweifelter - der Nimbus des Unantastbaren ist spätestens seit Dienstagabend zerstört. Durch lebenslange Sperren gegen drei ehemalige Betreuer und Ärzte des Amerikaners scheint erstmals bewiesen, dass in Armstrongs Radteams über Jahre hinweg gedopt wurde. Der Texaner, der mit einer neuen Zivilklage die US-Anti-Doping-Agentur Usada blockieren will, könnte als nächster dran sein.Für den siebenmaligen Tour-de-France-Gewinner geht es derzeit um alles. Um seine Reputation, um viel Geld und nicht zuletzt um seine Siege. Die Usada will Armstrong lebenslänglich sperren und die Tour-Erfolge zwischen 1999 und 2005 entziehen. In einem Schiedsgerichtsverfahren könnten zehn Ex-Teamkollegen des 40-Jährigen aussagen, Rummel und Medienresonanz dürften riesig sein. Allein schon deswegen will Armstrong einen solchen Prozess um jeden Preis vermeiden.

Am Dienstagabend (Ortszeit) reichten seine Anwälte eine zweite Klage vor einem Amtsgericht in Austin/Texas ein. Zu Wochenbeginn hatte das Gericht den ersten Antrag zurückgewiesen. "80 zumeist unnötige Seiten" und einen "mechanisch wirkenden Vortrag standardklausulierter Vorwürfe" wollte Richter Sam Sparks nicht lesen sowie Armstrongs "Wunsch nach Selbstverherrlichung und Verunglimpfung der gegnerischen Partei" nicht nachkommen. Die neue Klage stampften die Anwälte auf 25 Seiten ein, der Kern blieb gleich: die Usada habe kein Recht, ihn zu sperren, Titel abzuerkennen oder zu einem Prozess zu zwingen.

Vergehen schon verjährt?

Dass der frühere Radsport-Dominator alle seine sieben Erfolge in Frankreich aberkannt bekommt, gilt als unwahrscheinlich. Bjarne Riis blieb in der Tour-Siegerliste, obwohl er im Nachhinein zugab, 1996 gedopt gewesen zu sein. Das Vergehen war bereits verjährt - bei der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada beträgt diese Zeitspanne acht Jahre.

Viel dramatischer für Armstrong, der auch bei der neuen Klage wieder betonte, in seiner Karriere mehr als 500 mal ohne positiven Dopingbefund kontrolliert worden zu sein, ist die Außendarstellung. Die drei früheren Teammitarbeiter bei US Postal und Discovery Channel - der Arzt Luis Garcia del Moral, der umstrittene Mediziner Michele Ferrari und Betreuer Jose Marti - hatten die drakonische Strafe der Usada nicht angefochten und die weltweite Sperre akzeptiert. "Diese Individuen dauerhaft aus dem Sport zu verbannen, ist eine starke Aussage, die diese und kommende Generationen von Athleten schützen kann", sagte Usada-Geschäftsführer Travis Tygart.

Die Beharrlichkeit der Behörde sorgt für Staunen. "Ich bin von den Amerikanern angenehm überrascht, dass sie ihr Idol so vom Sockel stoßen", sagte der Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel. Für den deutschen Pharmakologen ist Armstrong "ein hochintelligenter Mann, der den perfekten Betrug über viele Jahre inszeniert hat. Lance Armstrong spielt in jeder Beziehung in einer anderen Liga". dpa

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