Der Verschleiß wird sichtbar

Sofia · Pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum seiner grandiosen Karriere plagen Turn-Star Fabian Hambüchen erste Zipperlein. An der rechten Schulter machen sich Verschleißerscheinungen schmerzhaft bemerkbar.

Zehn Jahre Weltklasse sind für Fabian Hambüchen kein Jubiläum zum Feiern. Denn bei den Europameisterschaften der Männer in Sofia, die heute mit Junioren-Wettkämpfen und den Auftritten der beiden Saarländer Luca Ehrmantraut und Korbinian Jung beginnen, muss der ehemalige Reck-Weltmeister auch gegen einen irgendwie unsichtbaren Gegner kämpfen. Eine fast schon chronische Reizung in der rechten Schulter ist der Feind in seinem Körper.

Start am Barren nicht möglich

"Verschleiß", sagte Hambüchen mit Fatalismus in der Stimme. Seit knapp zwei Jahren habe er immer wieder Probleme, im Frühjahr sei es deutlich schlimmer geworden. "Vor zwei bis drei Wochen hätte ich nicht gedacht, dass es zur EM noch reicht", erklärte er. Die Mischung aus guter Grundform, einer schonenden Vorbereitung und den heilenden Händen von Physiotherapeut Cyrus Salehi brachte den Hessen letztlich doch in die deutsche Mannschaft. Auf das Turnen am Barren, eines der besseren Geräte des 26-Jährigen, muss Hambüchen in der Armeec-Arena in Sofia allerdings verzichten.

Doch trotz der maladen Schulter: Am Reck kann und wird der Olympia-Zweite beim erneuten Duell mit seinem Erzrivalen Epke Zonderland aus den Niederlanden keine Kompromisse eingehen. Der Olympiasieger und Weltmeister hat eine Übung mit einem Schwierigkeitsgrad von 7,7 Punkten angekündigt, Hambüchen will mit 7,5 Zählern dagegen halten.

"Es ist ganz schwierig, immer noch ein Zehntel und noch ein Zehntel draufzupacken. Vieles ist fast schon ausgereizt", sagte Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen. Die 7,5-Übung würde allerdings erst zum sonntäglichen Finale am Königsgerät ausgepackt. Für die Mannschaftswertung mit der Qualifikation morgen und dem Team-Finale am Samstag ist sie zu riskant, wie drei Stürze bei der EM-Generalprobe in Dessau am vergangenen Wochenende dokumentierten.

Auch Nguyen angeschlagen

Zumal auch Marcel Nguyen nicht gesund nach Sofia gekommen ist. Der zweimalige Barren-Europameister aus Stuttgart plagt sich mit einer Risswunde zwischen Mittel- und Ringfinger der rechten Hand herum, die sich gleich bei der ersten Übungseinheit vor Ort wieder öffnete. Eine Spezialsalbe soll nun den Heilungsprozess beschleunigen. "Nach drei Tagen Ruhe hatten wir gehofft, dass die Hand hält. Ich bin aber sicher, dass Marcel starten kann", sagte Trainer Waleri Belenki. Für seinen Schützling wäre es das erste große Championat seit einem Jahr.

Ungeachtet aller Blessuren strebt das Quintett von Cheftrainer Andreas Hirsch, das durch den Hannoveraner Andreas Toba, Sebastian Krimmer aus Stuttgart und den Chemnitzer Andreas Bretschneider komplettiert wird, eine Medaille im Mannschaftswettbewerb an. "Man würde lügen, wenn man etwas anderes behaupten würde", sagte Fabian Hambüchen. Verschleiß hin oder her.

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