Der Verlierer des Spieltags

Bremen · In Bremen kippt nach der 1:2-Niederlage gegen den FC Augsburg die Stimmung. Trainer Viktor Skripnik muss mehr denn je um seinen Job fürchten. Werder rutschte in der Tabelle auf Relegationsplatz 16 ab.

 Schwerer Gang: Clemens Fritz trottet nach der 1:2-Heimpleite gegen Augsburg in die Kabine. Im Sommer droht dem Werder-Profi zum Karriere-Ende noch ein weiterer bitterer Gang: der Abstieg. Foto: Jaspersen/dpa

Schwerer Gang: Clemens Fritz trottet nach der 1:2-Heimpleite gegen Augsburg in die Kabine. Im Sommer droht dem Werder-Profi zum Karriere-Ende noch ein weiterer bitterer Gang: der Abstieg. Foto: Jaspersen/dpa

Foto: Jaspersen/dpa

Die Fans stinksauer, Sportdirektor Thomas Eichin angefressen und Trainer Viktor Skripnik angezählt: Werder Bremen taumelt nach der 1:2 (1:0)-Niederlage gegen den FC Augsburg dem ersten Bundesliga-Abstieg seit 36 Jahren entgegen. Und an der Weser wachsen die Zweifel, dass der Ukrainer der richtige Mann ist, um dieses grün-weiße Horror-Szenario noch zu verhindern. "Wir sind die Verlierer dieses Spieltags. Jetzt gilt es, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen und über alles zu sprechen", sagte Eichin nach der Partie mit schneidender Tonlage.

Zwei Schüsse, zwei Treffer

Direkt zum Trainer wollte sich Eichin zu diesem Zeitpunkt nicht äußern, doch die Position des Fußballlehrers wackelt. Das war am Samstag in den Katakomben des Weserstadions deutlich zu spüren. Dass Skripnik am Sonntag das Training leitete, war für viele Beobachter eine Überraschung. "Wir wollen das Ding zusammen meistern", erklärte Eichin. Es gebe keinen "Keil zwischen Mannschaft und Trainer" - und daher keinen Grund für eine Trennung. Freiwillig gehen wird Skripnik nach fast 20 Jahren in Werder-Diensten auch nicht: "Ich mache meinen Job und werfe nicht das Handtuch. Das ist nicht mein Charakter. Ich sehe Qualität und habe weiterhin Hoffnung."

Doch genau die ging während der 90 Minuten gegen den Tabellennachbarn beim Publikum mehr und mehr verloren. Als die Heimniederlage gegen den Mitkonkurrenten feststand, pfiff sich der ansonsten geduldige Werder-Anhang die Enttäuschung von der Seele.

Und während die Geschäftsführung zur Krisensitzung zusammentraf, versuchte sich Teamkapitän Clemens Fritz an Erklärungen: "Zwei Torschüsse für den Gegner - so ein Spiel darf man nicht verlieren. Leider haben wir bei den entscheidenden Zweikämpfen versagt."

Noch in der Halbzeitpause sprach nichts für die erste Heimniederlage der Bremer in diesem Jahr. Psychologisch günstig hatte Florian Grillitsch die Gastgeber in der 43. Minute in Führung gebracht, den Gästen gelang praktisch nichts.

Der völlig überraschende Ausgleich durch Alfred Finnbogason (53.) war der erste Torschuss der Gäste. "Danach war die Angst vor der Niederlage nicht mehr bei uns, sondern beim Gegner", fand Augsburgs Trainer Markus Weinzierl. Der zweite nennenswerte Torschuss seines Teams durch den 60 Sekunden zuvor eingewechselten Jeon-Ho Hong (86.) besiegelte den ersten Dreier der Schwaben nach sechs Begegnungen ohne Sieg.

Bei Werder-Trainer Skripnik liegen die Nerven blank: "Ich kämpfe in der Bundesliga gegen 17 Fußballmannschaften und eine Medienmannschaft. Immer wird spekuliert, dass ich auf einem heißen oder wackligen Stuhl sitze", klagte der Ex-Profi und verschwand. So war es Spielführer Fritz, der vor dem schweren Nordderby am Samstag gegen den VfL Wolfsburg Durchhalteparolen zu verbreiten. "Wir müssen jetzt dieses Ergebnis ausblenden und uns gemeinsam aus dieser Position herausziehen", sagte Fritz beschwörend. Der 35-Jährige beendet nach zehn Jahren im Werder-Trikot im Sommer seine Karriere. Wenn er Pech hat, als Absteiger.

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