Fußball-Regionalliga Der umstrittene Gast hat seinen ersten Auftritt

Frankfurt · Die chinesische U20 bereitet sich gegen die Südwest-Regionalligisten auf Olympia vor. An diesem Samstag geht es los.

Für DFB-Boss Reinhard Grindel ist es eine „prima Sache“, für einige Traditionsvereine ein Ärgernis: Mit der Partie beim TSV Schott Mainz beginnt morgen um 14 Uhr auf der Bezirkssportanlage in Mombach die umstrittene Gastspielreise der chinesischen U20-Auswahl durch die deutsche Fußball-Provinz. In Vorbereitung auf Olympia 2020 absolviert der Nachwuchs aus China in den nächsten Monaten außer Konkurrenz Testspiele gegen die Südwest-Regionalligisten – mit Ausnahme von Waldhof Mannheim sowie der Stuttgarter Kickers und TuS Koblenz. Untergebracht ist die chinesische Delegation in einem Hotel im thüringischen Teistungen, das zur Unternehmensgruppe von Hartmut Ostermann, dem Präsidenten des 1. FC Saarbrücken, gehört.

„Nicht nur bei Teilen unserer Fans, auch im weiteren Umfeld war deutlich spürbar, dass es ein Unbehagen hinsichtlich der politischen Situation im Land des Gegners gibt“, begründete der Koblenzer Präsident Arnd Gelhard die Absage. „Zudem steht in diesem Zusammenhang immer auch die Frage im Raum, wo die Kommerzialisierung des Fußballs seine Grenzen hat. Aus Sicht der TuS-Verantwortlichen wurden hier diese Grenzen überschritten.“

Den anderen 16 Vereinen versüßt der Deutsche Fußball-Bund die Zusage für die spielfreien Wochenenden mit einer Antrittsgage von 15 000 Euro. „Wir sind ein kleiner Verein und froh über jede Einnahme“, gesteht Till Pleuger, der Geschäftsführer des Aufsteigers Schott Mainz frank und frei ein.

Für den DFB ist es ein wichtiges Projekt im Rahmen der Kooperation mit China. Das Riesenreich gilt in Deutschland als großer Wachstumsmarkt – sowohl für die Wirtschaft als auch im Fußball. Dietmar Hopp, SAP-Gründer und Mäzen des Bundesligisten 1899 Hoffenheim machte dazu deutlich: „SAP hat in China vielversprechende Aufträge im Sport. Die chinesische Olympia­mannschaft wird schon mit unseren Techniken betreut.“

Im Herbst 2016 vereinbarten der DFB und die Deutsche Fußball Liga im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit hochrangigen chinesischen Funktionären eine weitreichende Zusammenarbeit für zunächst fünf Jahre. Erst in der Vorwoche verkündete der Weltmeister-Verband eine Ausweitung dieser Kooperation bei der Trainerausbildung, Nachwuchsförderung und Wettbewerbsorganisation. „Wir wollen mit unserer Expertise unseren chinesischen Freunden beim Auf- und Ausbau von Strukturen im Bereich des Fußballs helfen“, sagte DFB-Präsident Grindel. China will bis 2050 zur Weltspitze aufschließen. Noch gibt es aber nicht einmal ein funktionierendes Ligasystem bis in die unteren Altersklassen hinein. Bekanntester Mann im U20-Tross ist Teammanager Jiayi Shao (37), Ex-Bundesliga-Profi bei 1860 München, Cottbus und Duisburg.

Hartnäckig hatte der DFB sein Projekt, an dem er nach eigenen Angaben nichts verdient, vorangetrieben. Viele Regionalliga-Vereine fühlten sich von der Idee zunächst überrumpelt. „Wir hatten das Gefühl, dass wir vor vollendete Tatsachen gestellt wurden“, sagte Niels Wiechmann, Präsidiumsmitglied der TuS Koblenz. Getreu dem Motto: „Friss oder stirb.“ Anders als anderen Vereinsvertretern konnte den Koblenzern die Skepsis nicht genommen werden. DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann, auch Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Regionalliga Südwest, stellte daher klar: „Jeder Verein nimmt auf freiwilliger Basis an der Testspielserie teil.“

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