Der Traum von Gold

Völklingen · 25 Jahre ist Claudia Nicoleitzik alt und hat schon jede Menge Erfolge vorzuweisen. Seit zehn Jahren hält sich die Völklingerin in der Weltspitze. Nach Silber und Bronze in Doha soll in Rio der ganz große Wurf gelingen.

 Erfolgreich aus Katar zurückgekehrt: Claudia Nicoleitzik vom TV Püttlingen gewann Silber (200 Meter) und Bronze (100 Meter) bei der Leichtathletik-WM der Behindertensportler. Foto: Ruppenthal

Erfolgreich aus Katar zurückgekehrt: Claudia Nicoleitzik vom TV Püttlingen gewann Silber (200 Meter) und Bronze (100 Meter) bei der Leichtathletik-WM der Behindertensportler. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Claudia Nicoleitzik leidet unter Ataxie. Das heißt, ihr Kleinhirn funktioniert nicht so, wie es soll. Die Folgen sind vor allem koordinative Schwierigkeiten. Trotzdem ist die 25-Jährige Leistungssportlerin - und das ziemlich erfolgreich. Über die Sprintstrecken 100 und 200 Meter ist die Völklingerin beheimatet und gewann seit ihrer ersten WM-Teilnahme 2006 bei jedem Großereignis Medaillen. In Lyon wurde sie 2013 über die kürzere Distanz sogar Weltmeisterin.

Angefangen hat ihre sportliche Laufbahn eigentlich als Therapie gegen ihre Behinderung. "Ich habe viele Sportarten ausprobiert, aber es hat nie wirklich gepasst. Schließlich kam die Idee, Leichtathletik zu betreiben", erklärt die Sportlerin vom TV Püttlingen. Das passte. Als ihre Lehrer auf der Schule für Körperbehinderte in Püttlingen sahen, welches Talent in ihr schlummerte, nahmen sie sie zu einem Schulwettkampf mit. Der Bundestrainer des Deutschen Behindertensportverbandes war ebenfalls vor Ort und erkannte, was in ihr steckt. "Ich habe damals nie damit gerechnet, dass ich mal so erfolgreich sein würde, aber schon bei meiner ersten WM hat alles wunderbar geklappt", sagt Nicoleitzik stolz.

Auch bei der gerade zu Ende gegangenen WM in Doha (Katar) hat sie abgeräumt. Bronze über 100 Meter und Silber über die doppelte Strecke brachte sie mit ins Saarland. Dabei machte ihr das heiße Wetter schwer zu schaffen. "Zum Glück sind die Vorkämpfe am Morgen für mich weggefallen. Ich war nur mittags und abends am Start, was dann erträglich war. Nach meiner Rückkehr brauchte ich aber trotzdem eine Woche zur Akklimatisierung", erzählt sie.

Momentan steht Erholung auf ihrem Programm. Vier Wochen hat sie von ihrer Trainerin Evi Raubuch trainingsfrei bekommen. Ende November geht es mit dem Aufbautraining los, um für die deutsche Hallenmeisterschaft in Saarbrücken fit zu sein. Das nächste große Ziel ist für die 25-Jährige Rio de Janeiro. 2016 finden dort nach den Olympischen Spielen die Paralympics statt. "Die Vorfreude ist schon groß. Es ist wieder ein anderes Land auf einem anderen Kontinent. Ich freue mich einfach auf die Leute dort", erklärt Nicoleitzik und richtet ihren Blick nach vorne: "Durch meine Behinderung weiß ich nicht, wie lange ich den Sport ausüben kann. Daher könnte Rio meine letzte Teilnahme bei den Paralympics sein." Für diese Wettkämpfe hat sie sich hohe Ziele gesteckt. Mindestens eine Medaille soll es werden, aber am besten zwei. Eine mit einem bestimmten Farbton würde ihre Karriere endgültig abrunden. "In meiner Sammlung fehlt mir noch eine Goldmedaille der Paralympics . Um mir diesen Traum zu erfüllen, muss ich meine Bestzeiten einfach steigern. Aber ich bin optimistisch, dass es in Brasilien klappt", erklärt Nicoleitzik entschlossen.

Für dieses Ziel trainiert sie sechs Tage die Woche - und das, obwohl sie ganz normal arbeitet. Alleine das zeigt ihren riesigen Ehrgeiz. Egal ob Sturm, Regen, Schnee oder Hitze - sie freut sich immer auf die Einheiten mit ihrer Trainerin. Diese passt alle Trainingsreize optimal an ihre körperlichen Einschränkungen an, um einen maximalen Trainingserfolg zu erreichen. Mit diesem Rezept könnte es für das eingespielte Duo in Brasilien zur Erfüllung des Traumes reichen.

Zum Thema:

Auf einen BlickBei den Paralympics 2012 in London hatten drei Saarländerinnen - Claudia Nicoleitzik, Clara Darimont und Barbara Schett - teilgenommen. Für die Paralympics 2016 in Rio steht bisher nur eine Teilnahme sicher fest. Nicoleitzik hat die Norm schon erfüllt. Edmund Minas, Vizepräsident des Behinderten- und Rehabilitationssportverband Saarland, sieht zwar auch Chancen für andere, ist aber zurückhaltend: "David Scherer könnte sich im Rennrollstuhl qualifizieren, müsste sich dafür aber noch steigern." Außerdem sieht er einige Talente auf einem guten Weg, möchte jedoch keine Namen nennen, um nicht zusätzlichen Druck aufzubauen. dko

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort