Der Traum platzt am Elfmeter-Punkt

16.37 Uhr in der flyeralarm-Arena in Würzburg. Daniel Döringer, in der Verlängerung von Krämpfen geplagt und nach einer Kopfverletzung ohnehin schon mit Turban unterwegs, läuft zum Elfmeter an. Er schießt in die rechte Ecke, doch der Würzburger Torwart Robert Wulnikowski ist da, fängt den Ball ab und reißt euphorisiert die Arme hoch. Ein kollektiver Jubelschrei hallt durch das Stadion, die Saarbrücker sind entsetzt. Die Würzburger Kickers gewinnen das Elfmeterschießen mit 6:5 und steigen in die 3. Fußball-Liga auf. Pechvogel Döringer ist untröstlich - von Weinkrämpfen geschüttelt muss er in die Kabine geführt werden. Einen klaren Gedanken fassen - für die Saarbrücker so kurz nach dem Spiel unmöglich. Plötzlich registrieren alle, dass nach 34 Saisonspielen in der Regionalliga Südwest und zwei Relegationsspielen das große Ziel verpasst ist. "Alles Mist, alles Dreck. Ich habe es versemmelt", stammelt Döringer später und ist immer noch fassungslos. "Hätten es verdient gehabt"

16.37 Uhr in der flyeralarm-Arena in Würzburg. Daniel Döringer, in der Verlängerung von Krämpfen geplagt und nach einer Kopfverletzung ohnehin schon mit Turban unterwegs, läuft zum Elfmeter an. Er schießt in die rechte Ecke, doch der Würzburger Torwart Robert Wulnikowski ist da, fängt den Ball ab und reißt euphorisiert die Arme hoch. Ein kollektiver Jubelschrei hallt durch das Stadion, die Saarbrücker sind entsetzt. Die Würzburger Kickers gewinnen das Elfmeterschießen mit 6:5 und steigen in die 3. Fußball-Liga auf.

Pechvogel Döringer ist untröstlich - von Weinkrämpfen geschüttelt muss er in die Kabine geführt werden. Einen klaren Gedanken fassen - für die Saarbrücker so kurz nach dem Spiel unmöglich. Plötzlich registrieren alle, dass nach 34 Saisonspielen in der Regionalliga Südwest und zwei Relegationsspielen das große Ziel verpasst ist. "Alles Mist, alles Dreck. Ich habe es versemmelt", stammelt Döringer später und ist immer noch fassungslos.

"Hätten es verdient gehabt"

"Elfmeterschießen ist Lotterie", sagt FCS-Torwart David Hohs kopfschüttelnd, "es ist kaum in Worte zu fassen." Hohs hatte den zweiten Würzburger Elfmeter durch Adam Jabiri gehalten, seine Mannschaft lag vorne, der Aufstieg war greifbar nah. Doch dann scheitert erst Felix Luz, weil er bei seinem Schuss schlecht zum Ball steht und nur den Pfosten trifft - und später als 14. Schütze insgesamt Döringer.

Die Saarbrücker sitzen wie versteinert auf dem Rasen - oder weinen hemmungslos. "Man kann keinem einen Vorwurf machen. Wir hätten es verdient gehabt", sagt Dennis Wegner unter Tränen: "Ich habe so etwas in meiner Karriere noch nie erlebt. Das ist ein Tiefschlag." Auch Trainer Fuat Kilic ringt um Fassung. "Auch ich muss das jetzt erst einmal verdauen", sagt er: "Dann müssen wir uns berappeln und schauen, wie es weitergeht."

Es hätte in der 3. Liga weitergehen sollen, doch jetzt steht mindestens eine weitere Saison in der Regionalliga an. Dabei hatte alles so gut angefangen. Das Stadion am Dallenberg war mit 10 500 Zuschauern restlos ausverkauft - 1300 Karten hatten die FCS-Fans offiziell bekommen, aber gut 2000 hatten es in Stadion geschafft. Kilic hatte seine Startformation gegenüber dem Hinspiel verändert. Marius Willsch, Christian Sauter und Matthew Taylor mussten auf die Bank, Timo Kunert, Kapitän Jan Fießer und Felix Luz rückten ins Team.

Der FCS war von Beginn an präsent, hatte auch Gelegenheiten, aber zunächst keinen Erfolg. Nach torloser erster Hälfte erwischten die Kickers in Halbzeit zwei den besseren Start. Steven Lewerenz traf aus 22 Metern den Innenpfosten (52. Minute). Ein Schock, aber auch ein Weckruf: Saarbrücken reagierte. Wegner machte sich von der Mittellinie aus auf den Weg, passte zu Sven Sökler, und der wurde von Christian Demirtas im Strafraum von den Füßen geholt. Schiedsrichter Patrick Ittrich gab Strafstoß. Luz lief an, verzögerte und traf zum 1:0 (59.). Das Hinspielergebnis war damit ausgeglichen. Und Luz hätte unsterblich werden können: Eine Flanke von Alexandre Mendy setzte er per Fallrückzieher nur knapp über das Tor (72.).

Spannung und Dramatik

Luz, ein Sinnbild für das Saarbrücker Auf und Ab an diesem Sonntagnachmittag, hatte nach dem Hinspiel mehr Aggressivität, mehr Biss gefordert. Und er hätte im Elfmeterschießen die Vorentscheidung herbeiführen können. "Dafür bin ich geholt worden, aber ich habe ihn nicht gemacht. Ich habe versagt", sagt der Stürmer später und schleicht niedergeschlagen vom Rasen.

Kurz vor Ende der regulären Spielzeit stockte den Saarbrückern nochmal der Atem. Lewerenz traf zum 1:1, aber Schiedsrichter Ittrich entschied auf Abseits. Die Stimmung kochte hoch, am Spielfeldrand gingen beide Parteien aufeinander los. Sökler und der Würzburger Amir Shapourzadeh, beide bereits ausgewechselt, sahen die Gelbe Karte. FCS-Torwarttrainer Frank Kackert musste sogar auf die Tribüne. Auch in der Verlängerung blieb das Spiel hochspannend und dramatisch, Mendy schoss in der besten FCS-Szene aus knapp zehn Metern über das Tor (109.). Und dann war klar: Das Elfmeterschießen musste entscheiden - mit dem bitteren Ende für den 1. FC Saarbrücken .

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Auf einen BlickDer 1. FC Magdeburg und Werder Bremen II spielen neben den Würzburger Kickers in der nächsten Saison in der 3. Fußball-Liga. Magdeburg gewann nach dem 1:0-Hinspielerfolg auch das Relegations-Rückspiel bei den Kickers Offenbach mit 3:1 (2:1) und steigt damit erstmalig nach der politischen Wende vor 25 Jahren in den bezahlten Fußball auf. Die Reserve von Werder Bremen schaffte den Sprung nach oben durch einen 2:0-Erfolg nach Verlängerung bei Borussia Mönchengladbach II. In Offenbach gingen die Gastgeber durch Denis Mangafic (24. Minute) in Führung. Doch Magdeburgs Felix Schiller (32.) und Lars Fuchs (36.) drehten die Partie. Mit einem Konter entschied Nicolas Hebisch, der bereits in Magdeburg das Siegtor erzielt hatte, in der 53. Minute diese Relegation zugunsten des einzigen DDR-Europapokalsiegers. Sechs Minuten vor dem Ende stürmten einige Kickers-Anhänger das Feld. Erst nach einer 20-minütigen Unterbrechung hatte die Polizei die Lage unter Kontrolle. "Heute ist ein schwarzer Tag", sagte OFC-Präsident Claus-Arwed Lauprecht: "Das hat mit Fußball nichts zu tun. Das ist eine Katastrophe für den Fußball und unseren Verein." sid/dpa

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