Der Totenkopf bleibt in seinem Herzen

Hamburg. Mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen hat Trainer Holger Stanislawski in einer bewegenden Rede seinen Abschied nach 18 Jahren vom FC St. Pauli verkündet. "Ich werde immer den Totenkopf im Herzen tragen, der Verein hat mich mein halbes Leben begleitet. Aber es ist jetzt ein Punkt erreicht, wo die Kraft und Energie weg sind

 Als Trainer Holger Stanislawski gestern seinen Abschied vom FC St. Pauli verkündete, konnte er seine Tränen nicht unterdrücken. Foto: dpa

Als Trainer Holger Stanislawski gestern seinen Abschied vom FC St. Pauli verkündete, konnte er seine Tränen nicht unterdrücken. Foto: dpa

Hamburg. Mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen hat Trainer Holger Stanislawski in einer bewegenden Rede seinen Abschied nach 18 Jahren vom FC St. Pauli verkündet. "Ich werde immer den Totenkopf im Herzen tragen, der Verein hat mich mein halbes Leben begleitet. Aber es ist jetzt ein Punkt erreicht, wo die Kraft und Energie weg sind. Der Rucksack wurde in den letzten Jahren immer schwerer", begründete der 41-Jährige gestern in einer 35-minütigen Rede den Schlussstrich zum Saisonende nach zwei "unvergesslichen Aufstiegen" als Trainer auf dem Hamburger Kiez. Wohin er in der neuen Spielzeit wechselt, ließ Stanislawski offen - es seien noch Details zu klären. "Ich gehe nicht zum Hamburger SV", scherzte Stanislawski, der als Wunschkandidat von 1899 Hoffenheim gilt. Der Liga-Konkurrent trennt sich zum Saisonende von Trainer Marco Pezzaiuoli - und 1899-Mäzen Dietmar Hopp hat das Interesse klar bekundet.Der Gang vor die Mannschaft sei brutal gewesen, sagte Stanislawski. Er verglich die Gefühle dabei mit dem Tod seiner Mutter vor wenigen Monaten und sprach von einem großen Verlust. "Es ist so, als wenn man eine zweite Familie verlässt", sagte der ehemalige Verteidiger, der immer wieder Pausen einlegen musste und um Fassung rang, "aber man muss auch loslassen". In den vergangenen Monaten habe er im Abstiegskampf acht Kilogramm Gewicht verloren.

St. Pauli habe ihm ein lukratives Vertragsangebot gemacht, er wolle jedoch eine neue Herausforderung suchen. "Die Wertschätzung eines herausragenden Angebotes wurde mir zuteil, kein anderer Verein kann darankommen", führte der Hamburger aus, für den der Geldaspekt aber nicht der entscheidende war: "Meine Batterie wurde immer leerer, irgendwann lädt sich der Akku nicht mehr auf." Nicht nur der Kampf gegen den Abstieg, auch der Stadionumbau, die Planung des neuen Trainingszentrums, der Wettskandal und die Vorfälle im Zuschauerbereich hätten ihm zu schaffen gemacht. "Nun geht das Relikt aus alten Tagen", sagte er. Wenn möglich, werde er seine Assistenten André Trulsen und Klaus-Peter Nemet zu einem neuen Club mitnehmen.

Seit 1993 war Stanislawski zunächst als Spieler, dann als Vize-Präsident, Sportchef und Trainer für den Kiez-Club tätig. Sportchef Helmut Schulte war es nicht gelungen, ihm die Vertragsklausel abzukaufen, nach der er für eine Ablösesumme von 250 000 Euro ein Jahr vor Vertragsende gehen kann. "Es ist ein sehr trauriger Tag, an dem wir unseren Frontmann verlieren", sagte Schulte, der bis zuletzt um seinen Kumpel kämpfte. Ein Nachfolger steht noch nicht fest. dpa

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