Der Titelwirrwarr geht in die nächsten zwölf Runden

Frankfurt · Felix Sturm will wieder Weltmeister werden. Sein Gegner am Samstag in Frankfurt ist Interims-Champion Fedor Tschudinow aus Russland. Nebulös ist die Titelvergabe des Weltverbandes.

Boxen hat Unterhaltungswert - und erfüllt obendrein einen Bildungsauftrag. Denn der Zuschauer darf mitraten wie bei einem TV-Quiz: Ist Felix Sturm bei einem Sieg gegen den Russen Fedor Tschudinow ein richtiger Boxweltmeister oder nicht? Die einen sagen so, die anderen so. "Es geht definitiv um die reguläre WM", schwört Sturm, der schon viermal einen WM-Titel eroberte. Ursprünglich sollte der Kampf an diesem Samstag (22.25 Uhr/Sat.1) in der Frankfurter Festhalle eine Interims-WM sein.

Der 36 Jahre alte Sturm will sich den Gürtel auf jeden Fall holen. Dann wäre er zum fünften Mal Weltmeister . Das hat noch keiner seiner deutschen Kollegen geschafft. Für Verwirrung im Vorfeld sorgt jedoch der Weltverband. Die in Panama beheimatete World Boxing Association ist jener der vier großen Verbände, der sich regelmäßig mit einem einzigartigen Titelwirrwarr der Lächerlichkeit preisgibt. Die WBA schafft es, in einigen ihrer 17 Gewichtsklassen drei Weltmeister zu führen: einen Super-Weltmeister, einen Weltmeister und einen Interims-Weltmeister. Der Super-Weltmeister steht über dem Weltmeister , der wiederum verweist den Interims-Weltmeister in die dritte Reihe. Unfug? Nicht für die WBA.

Für Titelkämpfe werden pro Boxer Abgaben von drei Prozent der Börsen fällig. Die einfache Rechnung der WBA: mehr Titelkämpfe, mehr Einnahmen. So gesehen, möchte man der WBA raten, noch einen Sommersonnenwende-Weltmeister oder einen Freitag-ist-Fischtag-Weltmeister ins Portfolio aufzunehmen.

Im Supermittelgewicht der WBA ist Andre Ward (USA) Super-Weltmeister. Weltmeister ist der Brite Carl Froch, Interims-Champion ist Tschudinow. Weil Ward seit anderthalb Jahren nicht mehr gekämpft hat, will ihm die WBA den Titel wegnehmen und Froch zum Super-Weltmeister befördern. Dann wäre der WM-Titel frei. "Wir haben ein Schreiben der WBA, in dem es klar heißt, dass es um den regulären Titel geht", sagt Wladimir Chrjunow, Manager von Sturms Gegner Tschudinow.

"Es wird ein ganz besonderer Abend", verspricht Felix Sturm , der in der gleichen Gewichtsklasse wie der St. Ingberter Jürgen Doberstein boxt, vor dem Duell und warnt den Russen: "Er wird seine erste Niederlage erleben und sich deshalb lange an mich erinnern."

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