Deutsche Turn-Liga DTL Der Titel ist jetzt schon kein Thema mehr

Dillingen · Der Turn-Bundesligist TG Saar hat nach der Heimschlappe gegen den SC Cottbus praktisch keine Chance aufs große Finale.

 Routinier Eugen Spiridonov verzieht das Gesicht. Zwar lieferte der frühere Nationalturner an den Ringen eine gute Leistung ab, seine TG Saar enttäuschte gegen den SC Cottbus aber.

Routinier Eugen Spiridonov verzieht das Gesicht. Zwar lieferte der frühere Nationalturner an den Ringen eine gute Leistung ab, seine TG Saar enttäuschte gegen den SC Cottbus aber.

Foto: Ruppenthal

In der Kreissporthalle Dillingen ist es still geworden. Die Pop-Ballade „Lemon Tree“ dudelt aus den Boxen, und die rund 350 Zuschauer auf den Rängen verfolgen regungslos, wie Waldemar Eichorn am Reck zum letzten Schwung ausholt. Der Turn-Bundesligist TG Saar liegt im Heimkampf gegen den SC Cottbus am Samstagabend hoffnungslos hinten. Der dritte Wettkampftag der Deutschen Turnliga (DTL) wird mit der zweiten Saisonniederlage enden. Das versetzt die Fans des deutschen Vizemeisters in eine Schockstarre.

Seinen mit Saltos und Schrauben gespickten Abgang zimmert Eichorn sicher auf die Matte. Für die Schlussübung gibt es drei Punkte. Zwölf Zähler holt er insgesamt, aber Freude sieht anders aus. „Es hat nicht sein sollen. Das ist echt schade“, seufzt der 31 Jahre alte Ex-Nationalturner und starrt auf die Anzeigewand. Diese 35:45-Schlappe schmeckt bitter. Und sie hat Folgen, wettert Thorsten Michels angesäuert. „Der Kampf um die deutsche Meisterschaft ist kein Thema mehr. Wir werden nun versuchen, uns für das DTL-Endturnier zu qualifizieren“, formuliert der TG-Vorsitzende nach dem geplatzten Titeltraum das neue Ziel.

Eigentlich wollte sein Team zu Hause von Beginn an Druck machen, den 21:40-Dämpfer bei der KTV Obere Lahn vergessen machen und zeigen, wer in Dillingen das Sagen hat. Der Plan misslang. Nach schweren Patzern von Eichorn und Felix Remuta lagen die Gastgeber am Boden schnell mit 0:8 zurück. Neuzugang Daniiel Kazachkov und Luca Ehrmantraut turnten die TG Saar mit einem und drei Punkten wieder heran. Den überraschenden Schnitzer am Paradegerät (4:8) verhinderten sie nicht. „Die letzte Pleite am Boden liegt zwei Jahre zurück“, stellte Hallensprecher Michael Steinmetz fest und ahnte nichts Gutes. Noch wortkarger als sonst äußerte sich Viktor Schweizer: „Keine Ahnung, was los war. Ich weiß es nicht“, kommentierte der TG-Trainer den Fehlstart.

Trotz des „Absteigers“ von Ivan Bykov entschied seine Riege danach das Pauschenpferd (8:7) für sich. Eugen Spiridonov brachte sein Team an den Ringen (11:5) mit einem Punkte-Vierer erstmals in Führung. War das die Wende? „Es läuft nicht gut, aber wir müssen kämpfen, zeigen, dass wir da sind“, kommentierte der Routinier den knappen 22:20-Pausenstand. Daniel Kazachkov hatte bis dato acht Punkte geholt. Nach einem Bänderriss von Neuzugang Petro Pakhnyuk turnte der Russe auf der Ausländerposition den kompletten Mehrkampf durch und absolvierte seine Heimpremiere mit zwölf Punkten. Ein gezerrter Brustmuskel verhinderte den Ringe-Einsatz von TG-Oldie Sergej Charkov. Mit dem Eintrag in die Geschichtsbücher (ältester Athlet in der DTL-Historie) muss der 47 Jahre alte Olympiasieger also noch warten.

Knackpunkt des Abends war die 2:10-Pleite der Saarländer am sonst starken Gerät Sprung. Die einzigen Punkte am Barren (4:9) holte Dschamal Mergen. Das 6:6-Remis am Reck war abschließend zu wenig. Mit Barren-Olympiasieger Oleg Wernjajew (verletzt) und Ex-Doppel-Europameister Nikita Nagornyy (keine Freigabe vom russischen Verband) hätte die TG Saar gegen Cottbus gewonnen, da ist sich Thorsten Michels sicher. Sicher sei aber auch, dass sich der Kader auch ohne seine Stars steigern und noch einen Wettkampf gewinnen müsse. „Sonst steigen wir ab“, überspitzt der TG-Boss nach drei Final-Teilnahmen in Folge die enttäuschende Lage. Und weiter: „Der Abstieg ist kein Thema, aber der Titeltraum ist auch futsch. Man kann eben nicht immer um die deutsche Meisterschaft kämpfen.“

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