Der talentierte Dickkopf hat nicht gemacht, was ihm gesagt wurde

Homburg · Murat Bildirici vom FC Homburg galt neben Julian Draxler als das größte Talent seines Jahrgangs in Deutschland. Während Draxler mittlerweile Weltmeister ist, kickt der 22-Jährige in der Regionalliga. Er sagt: „Ich glaube daran, dass ich wieder hoch kommen kann.“

Nach dem Derby gegen Saarbrücken ist vor dem Derby gegen Saarbrücken: Am Samstag gab's im Waldstadion ein 0:0 zwischen dem FC Homburg und dem 1. FC Saarbrücken . Morgen um 19 Uhr gastiert mit Saar 05 der zweite Fußball-Regionalligist aus Saarbrücken beim FCH. Für Murat Bildirici stehen die Chancen gut, gegen den Tabellenletzten zu seinem dritten Einsatz von Beginn an zu kommen. Wie beim 4:0-Sieg gegen den Bahlinger SC, als er sein Startelf-Debüt feierte, wusste der offensive FCH-Mittelfeldspieler im Spiel gegen den FCS zu überzeugen. "Wenn man von Anfang an spielt, bereitet man sich besser auf das Spiel vor und ist topkonzentriert. Wenn man erst im Spiel reinkommt, ist es immer schwer", erklärt der 22-Jährige seine stärkeren Auftritte, wenn er von Beginn an ran durfte.

Auch wenn der eine oder andere seiner unzähligen Übersteiger eher für die Galerie ist, ist das Talent des Dribblers auf den ersten Blick zu erkennen. In der Regel auf der linken Außenbahn unterwegs sucht Bildirici oft den Zweikampf. Im Spiel gegen Bahlingen gelang ihm ein Tor, zwei Tore von Thierry Steimetz bereitete er vor. Auch in der Partie gegen den FCS liefen die meisten Angriffe über den Hanauer, der sagt: "Ich denke, es fehlen noch 30 oder 40 Prozent. Je mehr Spielpraxis ich bekomme, desto besser komme ich in Form."

Bildirici galt als große Hoffnung. Er sagt selbstkritisch: "Ich habe mich früher zu sehr auf mein Talent verlassen." Beim Bundesligisten VfL Wolfsburg hatte er mit 17 Jahren einen Profi-Vertrag unterschrieben. In der Jugend spielte Bildirici bei Eintracht Frankfurt und in der deutschen Jugend-Nationalmannschaft (U 15 bis zur U 19). Der damalige U 19-Bundestrainer Horst Hrubesch bescheinigte ihm, neben dem heutigen Weltmeister Julian Draxler das größte Talent seines Jahrgangs zu sein, wie Bildiricis damaliger und heutiger Mannschaftskollege Patrick Schmidt zu berichten weiß.

Bei Wolfsburg setzte sich Bildirici aber nicht durch. Er ließ sich 2012 zum türkischen Erstligisten Kayserispor ausleihen, danach an die U 23 von Schalke 04 . Erst danach habe er "hart gearbeitet". Aber es war zu spät. "Ich habe in Wolfsburg keine Chance mehr bekommen", erzählt er. Bildirici räumt ein: "Ich war früher ein Dickkopf. Ich habe nicht gemacht, was mir gesagt wurde. Ich bereue das. Heute würde ich in Fußball-Schuhen vor dem Stadion schlafen, um noch einmal so eine Chance zu bekommen."

Nach Zwischenstationen beim Nord-Regionalligist TSV Havelse und dem letztjährigen Südwest-Regionalligisten SVN Zweibrücken sucht Bildirici seine Chance in Homburg , wo er im Stadtteil Erbach Tür an Tür mit Mannschaftskollege Azur Velagic wohnt. "Ich glaube daran, dass ich wieder hoch kommen kann. Gerne würde ich mit Homburg in der 2. oder 3. Liga spielen. Vieles ist möglich in dieser Saison. Zwei, drei Siege - und du bist oben dran. Die oben gewinnen ja auch nicht jedes Spiel", ist er optimistisch. Wo er sich in fünf Jahren sieht? Der 22-Jährige antwortet mit einem Lächeln: "Ich hoffe mal bei Galatasaray Istanbul . Das ist mein Traumverein."

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