Der Tag danachBierhoff und Löw liebäugeln nicht mit Wechsel zu einem Verein

Sciacca. Kapitän Michael Ballack (Foto: dpa) traut der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika ohne ihn Großes zu

 Strampeln für Südafrika: Nach dem Ausfall von Michael Ballack ist Sami Khedira (Foto) wohl neben Bastian Schweinsteiger auf der "Doppel-Sechs" im Mittelfeld der Nationalelf gesetzt. Foto: dpa

Strampeln für Südafrika: Nach dem Ausfall von Michael Ballack ist Sami Khedira (Foto) wohl neben Bastian Schweinsteiger auf der "Doppel-Sechs" im Mittelfeld der Nationalelf gesetzt. Foto: dpa

Sciacca. Kapitän Michael Ballack (Foto: dpa) traut der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika ohne ihn Großes zu. "Schwarz darf man jetzt nicht sehen", sagte der verletzte 33-Jährige vom FC Chelsea am Tag nach dem geplatzten Traum von seiner dritten und wohl letzten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft: "Unser Team wird eine gute WM spielen, davon bin ich fest überzeugt." An Krücken humpelte er durch das Hotel in Sciacca auf Sizilien, wo sich die Mannschaft vorbereitet. "Es gibt nicht nur mich in Deutschland. Es gibt viele andere gute Fußballer, die hier zusammen sind", sagte Ballack: "Man muss mein Fehlen schnell abhaken."

Das macht Bundestrainer Joachim Löw: Akribisch setzte er die Arbeit fort. "Wir können nach wie vor eine gute WM spielen", sagte er. Am Nachmittag gab es für seine Spieler eine Abwechslung: Neuseelands Rugby-Legende Jonah Lomu führte sie ins Kampf-Spiel mit dem Leder-Ei ein. Kämpfen wird in Südafrika gefragt sein im Streben nach dem vierten WM-Titel. "Der Traum für Fußball-Deutschland ist immer, Weltmeister zu werden", sagte Teammanager Oliver Bierhoff: "Michael Ballacks WM-Ausfall ist sportlich für uns ein großer Schlag. Aber es nützt nichts, dem jetzt vier Wochen nachzuweinen." Eine Trotzreaktion sei gefragt: "Jeder Spieler weiß, dass er jetzt noch mehr Gas geben muss." Dass Ballack trotz der Verletzung anreiste, bewertete Bierhoff als "riesige Geste".

"Ich möchte den Jungs das Gefühl geben, dass der Kapitän weiter an Bord ist", erklärte Ballack. Mit Jérome Boateng, Halbbruder von Kevin-Prince Boateng, der ihn mit seinem brutalen Foul verletzt hatte, sprach er im Hotel auch schon "kurz" und warb um Unterstützung für ihn. Auch gegen Kevin-Prince wolle er nicht nachkarten. Ballacks Berater Michael Becker prüft dagegen ein juristisches Vorgehen nach dem Tritt, den er nicht nur als "feige und hinterlistig" bewertet, sondern sogar "vorsätzlich" einstuft.

Ob Ballack nach dem Innenbandan- und Syndesmosebandriss im rechten Fuß einen Anlauf Richtung Europameisterschaft 2012 nimmt, darauf wollte er sich unter dem Eindruck des geplatzten WM-Traums nicht festlegen. "Ich muss das alles sacken lassen, neu sortieren, neu bewerten", sagte der 98-malige Nationalspieler. Jedenfalls hält er den nun in den Brennpunkt gerückten Bastian Schweinsteiger "absolut für stabil genug", dass er seine Rolle gut ausfüllt. Schweinsteiger sagte: "Wir haben vielleicht nicht die Mannschaft mit den besten Einzelspielern, aber wir haben eine sehr gute, charakterstarke Mannschaft." Die Ballack-Rolle auf dem Platz wird Schweinsteiger wohl anders ausführen als Ballack. "Bastian ist nicht der Lautsprecher, er ist unheimlich kollegial", erklärte Bierhoff. Sciacca. Nach Bundestrainer Joachim Löw (Foto: dpa) hat auch Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff (Foto: dpa) ein Engagement bei einem Verein direkt nach der Fußball-Weltmeisterschaft ausgeschlossen. "Da habe ich die gleichen Gedanken wie Jogi. Ich könnte jetzt nicht während der WM irgendwo ein Gespräch führen und sagen, ich fange zwei Wochen nach der Weltmeisterschaft bei einem Verein an", sagte Bierhoff gestern im Trainingslager der Nationalelf in Sizilien.

Die Verträge von Löw, Bierhoff, Assistenztrainer Hans-Dieter Flick und Torwarttrainer Andreas Köpke laufen nach der WM aus. Zu Jahresbeginn war eine Vertragsverlängerung mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) geplatzt.

"Wir gehen jetzt mal diese WM an, und danach setzen wir uns zusammen. Da wir als Team sehr viel Spaß miteinander haben, Erfolg hatten und ein enger Zusammenhalt da ist, bespricht man dann zu viert, welche Vorstellungen man hat", sagte Bierhoff - und verblüffte mit dem Zusatz: "Vielleicht braucht man es auch gar nicht zu diskutieren." Das gelte für den Fall, "wenn es kein Angebot gibt", klärte er auf.

DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte angekündigt, zumindest mit Bundestrainer Löw unabhängig vom Abschneiden bei der Weltmeisterschaft in Südafrika den Vertrag verlängern zu wollen. dpa

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