Der Tag danach

Saarbrücken. Claus Hammes aus Köln ist Fan des 1. FC Saarbrücken. Am Rande des Testspiels des Fußball-Drittligisten gegen die U23 des 1. FC Köln (3:1) vergangenen Samstag machte der Exil-Saarländer eine heute prophetisch anmutende Äußerung: "Beim FCS ist es wie beim 1. FC Köln. Wenn es sportlich gut läuft, macht die Politik alles kaputt

 FCS Trainer Jürgen Luginger (links) und FCS-Sportdirektor Dieter Ferner werden sich kaum noch Spiele gemeinsam anschauen. Am Dienstag hatte Ferner seinen Rücktritt bekannt gegeben. Foto: Schlichter

FCS Trainer Jürgen Luginger (links) und FCS-Sportdirektor Dieter Ferner werden sich kaum noch Spiele gemeinsam anschauen. Am Dienstag hatte Ferner seinen Rücktritt bekannt gegeben. Foto: Schlichter

Saarbrücken. Claus Hammes aus Köln ist Fan des 1. FC Saarbrücken. Am Rande des Testspiels des Fußball-Drittligisten gegen die U23 des 1. FC Köln (3:1) vergangenen Samstag machte der Exil-Saarländer eine heute prophetisch anmutende Äußerung: "Beim FCS ist es wie beim 1. FC Köln. Wenn es sportlich gut läuft, macht die Politik alles kaputt." Vereinspolitik? Frust? Neue Ziele? Was immer dazu führte - der Schock über den angekündigten Rückzug des sportlichen Leiters Dieter Ferner sorgte am Dienstag für große Emotionen unter den Anhängern.Trauer ("Das ist einer der schwärzesten Tage der Vereinsgeschichte"), Enttäuschung ("Dieter kann uns doch nicht alleine lassen") und Wut ("Wenn einer vom Vorstand daran schuld ist, zieht er sich besser ganz warm an"). Dies waren einige Stimmen von rund 50 Fans, die am Dienstag zum Fantreffen mit Vorstand und sportlicher Leitung nach Saarbrücken gekommen waren und sich dort auch Informationen über die Beweggründe Ferners erhofft hatten. Doch der schwieg. "Ich kann über die Hintergründe nichts sagen, weil Dieter und ich uns noch nicht ausgetauscht haben", sagte Ferners Freund und Weggefährte Egon Schmitt, der als Aufsichtsratsmitglied schon seit einigen Wochen über dessen Schritt informiert war. Der Ex-Profi weiter: "Auch für mich kam die Entscheidung überraschend, aber ich weiß, dass er sich das reiflich überlegt hat."

Die Spekulationen über Ferners "persönliche Gründe" gehen weiter. Hatte Ferner Streit mit Schatzmeister Dieter Weller über die Finanzen? Oder Stress mit Sport-Vize-Präsident Harald Ebertz um Kompetenzen? Oder war es am Ende Ärger über die mediale Fettnäpfchensuche von Präsident Paul Borgard? Oder war es eine Mischung von allem? "Es gab kein Mobbing", betonte der Vereinschef Borgard.

"Er wird seine Gründe haben, und die müssen gut und gewichtig sein", sagte Abwehrspieler Lukas Kohler, der unter Ferner vom Talent zum Leistungsträger wurde. Kohler war ebenso geschockt wie Marc Lerandy: "Er hat mich damals überzeugt, wieder Fußball zu spielen", sagte Lerandy über Ferner, der ihn vor drei Jahren aus der Bezirksliga zum FCS holte, "ich habe am Abend das Video von der Pressekonferenz gesehen. Als er mit den Tränen kämpfte, hatte ich Gänsehaut."

Der Rückzug ist auch "ein Schlussstrich unter ein Kapitel meines Lebens", sagte Dieter Ferner den Fans und sprach über seine Zukunft, voraussichtlich als Trainer: "Wenn sich etwas Interessantes ergeben sollte, dann werde ich darüber nachdenken."

Bis zum Sommer ist Ferner noch an Bord des FCS - das Vermissen hat aber schon begonnen. "Mir werden vor allem seine Ansprachen fehlen, wenn es nicht so läuft", sagte Lerandy, "Ferner hat uns immer Professionalität und Hingabe vorgelebt. Das war für mich immer eine ganz besondere Motivation." In der Mannschaft wird natürlich darüber gesprochen. Für manche ist die Vertragsverlängerung von Trainer Jürgen Luginger genauso wichtig. "Es laufen einige Verträge aus, und die Jungs wissen jetzt, woran sie sind", sagt Vize-Kapitän Lerandy, dessen Vertrag nur für die 3. Liga gilt.

saarbruecker-zeitung.de/fcs

Foto: Lehmann

"Als er mit den Tränen kämpfte, hatte ich Gänsehaut."

Marc Lerandy über Dieter Ferners Rücktritt

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