Der Solja-Streit mit dem DTTB

Stuttgart. Hinter den Kulissen brodelt es schon länger zwischen der Familie Solja und dem Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB). Jetzt, ausgerechnet während der Europameisterschaften in Stuttgart, scheint der Streit zu eskalieren

Stuttgart. Hinter den Kulissen brodelt es schon länger zwischen der Familie Solja und dem Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB). Jetzt, ausgerechnet während der Europameisterschaften in Stuttgart, scheint der Streit zu eskalieren. Einig sind sich beide Seiten zurzeit nur noch in der Aussage, dass die 15-jährige Petrissa Solja zu den größten Talenten in Europa gehört und bald in der europäischen Spitze mitspielen kann.

Zwangsläufig ist das aber nicht, denn was die Ausbildung der Bundesliga-Spielerin des TTSV Fraulautern angeht, herrschen unterschiedliche Meinungen vor. Zu Hause in Wörth am Rhein trainiert Vater Pavel seine Töchter. Der gebürtige Tscheche und A-Trainer hat auch seine Frau Dagmar in den 80er Jahren zu einer der besten Bundesliga-Spielerinnen gemacht. Sowohl die älteste Schwester Susanne (22) als auch Amelie (18) und Petrissa wurden deutsche Jugendmeister, Amelie im Dezember sogar Vize-Weltmeisterin, Petrissa insgesamt vier Mal Europameisterin bei den Schülerinnen. In der Bundesliga erspielte Petrissa als jüngste Spielerin überhaupt eine Bilanz von 11:6 Siegen. Und doch besteht der DTTB darauf, dass die Kaderspielerinnen im Deutschen Tischtennis-Zentrum (DTTZ) in Düsseldorf trainieren und zur Schule gehen. "In Wörth im Keller wirst du nicht Weltmeister. Maximalen Erfolg garantiert nur das Training im DTTZ", drückte es Damen-Bundestrainer Jörg Bitzigeio (Foto: dpa) drastisch aus.

2008 zog Petrissa nach Düsseldorf, verließ den Stützpunkt aber nach einem knappen halben Jahr wieder. "Ich habe mich dort nicht wohl gefühlt", sagt sie offen. Die Ergebnisse in dieser Zeit sprechen eine deutliche Sprache: Sie brach ein, kassierte in der Bundesliga fünf Niederlagen in Serie. Kaum war sie wieder zu Hause, kam auch die Leistung wieder zurück. Doch dem DTTB gefiel das offensichtlich überhaupt nicht. "Mir wurde gedroht, dass das Konsequenzen haben würde", sagt Petrissa. Die folgten auch schnell: Für die Turniere in Kuwait und Katar im Frühjahr wurde Solja von der Nominierungsliste gestrichen. Hinter vorgehaltener Hand bemängelt Jörg Bitzigeio den athletischen Zustand seiner Kaderspielerin. Petrissa habe außergewöhnliche Fähigkeiten, aber für den Erfolg müsse man "auch laufen gehen" und verweist auf die Top 15 der Damen-Europarangliste, die austrainiert sei. Solja kontert: "In meinem Alter kenne ich keine Spielerin, die athletischer ist als ich."

Wie der Streit ausgeht, ist offen. Zumal er sich auch an Amelie entzündet, die vom DTTB vor den EM ausgebootet wurde, da sie nach dem Verbot ihrer Noppenbeläge in eine Krise geriet. Sie soll aber bei Lehrgängen eine neue Chance erhalten. Das Tischtuch ist also noch nicht ganz zerschnitten.

Auf einen Blick

Herren-Einzel, 3. Runde: T. Boll (D'dorf) - M. Bobocica (Italien) 4:1; B. Steger (Frickenhausen) - R. Gardos (Österreich) 2:4; Ch. Süß (D'dorf) - A. Karakasevic (Serbien) 2:4; P. Baum (Grenzau) - J. Monteiro (Portugal) 2:4; R. Filus (Hanau) - L. Blaszczyk (Polen) 4:0; Z. Fejer-Konnerth (Frankreich) - Werner Schlager (Österreich) 3:4. - Achtelfinale: T. Boll (D'dorf) - P. Gionis (Griechenland) 4:0. - Herren-Doppel, Achtelfinale: Boll/Süß (D'dorf) - Freitas/Silva (Portugal) 3:1. - Viertelfinale: Boll/Süß - Primorac/Tosic (Kroatien) 4:3. dpa

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