Fußball-Bundesliga Der schwierige Fall Badstuber
Stuttgart · Schwache Leistungen des Ex-Nationalspielers in Stuttgart geben Rätsel auf.
Seinem eigenen Anspruch wird Holger Badstuber seit Monaten nicht mehr gerecht. Der 31-malige Nationalspieler sieht sich als Führungsspieler und ist seinem Selbstverständnis nach Abwehrchef beim VfB Stuttgart. Seit Badstuber den Fußball-Bundesligisten aber nicht wie erhofft im Sommer zu einem Teilnehmer der Champions League verlassen, sondern seinen Vertrag im Sommer unerwartet um drei Jahre verlängert hat, ist er fast alles schuldig geblieben – und der schlechteste Innenverteidiger im Kader.
Nach zehn Spieltagen in der Saison 2018/2019 ist Stuttgart Tabellenletzter – und auch Badstuber schneidet in den persönlichen Statistiken miserabel ab. „Es gibt bei uns keinen Spieler, der sinnbildlich steht für irgendeine Schwäche“, sagt Trainer Markus Weinzierl vor dem wichtigen Duell mit dem 1. FC Nürnberg am Samstag (15.30 Uhr) zwar: „Wir haben gemeinsam diese Spiele verloren. Da bin ich ganz weit weg, einen Spieler irgendwo herauszustellen.“
Die Fakten ignorieren, die der „kicker“ am Donnerstag sogar extra aufgelistet hat, können aber weder Weinzierl noch Badstuber. Nur sechs als Innenverteidiger spielende Profis in der Bundesliga laufen noch weniger als Badstuber mit seinen im Schnitt 9,7 Kilometern pro Partie. Nur vier Kollegen haben eine noch schlechtere Zweikampfquote als jene 46,4 Prozent gewonnener Duelle von Badstuber. Auf dem Platz sieht das dann so aus wie zum Saisonstart, als krasse Fehler des 29-Jährigen zu Pleiten in Mainz und beim DFB-Pokal-Gegner Rostock führten. Auch seit er nach fünf Spielen Pause wieder in der Startelf steht, hat sich kaum etwas verbessert.
Und so verwundert es nicht, dass aus dem großen Respekt für seine sechs deutschen Meisterschaften, die vier Pokalsiege und den Champions-League-Triumph mit dem FC Bayern München – die meisten als unumstrittener Stammspieler – innerhalb der Mannschaft inzwischen Unverständnis über Art und Umgang des Memmingers geworden sein soll. Denn trotz seiner offensichtlichen Schwächen scheut sich Badstuber noch immer nicht, Mitspieler in aller Deutlichkeit zu kritisieren. Verbal schützt Weinzierl den Kumpel von Bastian Schweinsteiger, der wegen seiner vielen Verletzungen und dem unermüdlichen Arbeiten für die jeweilige Rückkehr bundesweit Sympathien hatte und als Vorbild in Sachen Ehrgeiz und Disziplin galt. Doch in der Abwehr steht am Samstag neben Timo Baumgartl und Weltmeister Benjamin Pavard möglicherweise erstmals Neuzugang Marc Oliver Kempf. Und nicht Badstuber. Eine Überraschung wäre es nicht.