Der schnellste Sport auf zwei Füßen

Saarbrücken. Endlich fällt das Wort, auf das ich die ganze Zeit gewartet habe: "Abschluss-Spiel". Das Salz in der Suppe eines jeden Mannschaftsports. Jetzt kann ich beweisen, was ich in meinem Schnuppertraining gelernt habe. Drei gegen drei auf ein Tor: Das ist genau mein Ding. Nach anfänglichem Abtasten zirkuliert der Ball sehr gut in den eigenen Reihen

 SZ-Mitarbeiter Henning Jochum spielte das erste Mal Lacrosse. Eine Sportart, die hierzulande wenig bis gar nicht bekannt ist. Dabei gibt es in Saarbrücken einen Bundesligisten. Fotos: Wieck

SZ-Mitarbeiter Henning Jochum spielte das erste Mal Lacrosse. Eine Sportart, die hierzulande wenig bis gar nicht bekannt ist. Dabei gibt es in Saarbrücken einen Bundesligisten. Fotos: Wieck

Saarbrücken. Endlich fällt das Wort, auf das ich die ganze Zeit gewartet habe: "Abschluss-Spiel". Das Salz in der Suppe eines jeden Mannschaftsports. Jetzt kann ich beweisen, was ich in meinem Schnuppertraining gelernt habe. Drei gegen drei auf ein Tor: Das ist genau mein Ding. Nach anfänglichem Abtasten zirkuliert der Ball sehr gut in den eigenen Reihen. Plötzlich tut sich vor dem Tor eine Lücke auf. Ich fasse mir ein Herz und sprinte hinein. Mein Mitspieler erkennt die Situation und spielt einen schönen Pass. Das Spielgerät saust auf mich zu, ich halte meinen Schläger in die Flugbahn - wenn ich den Ball jetzt fange, steht nur eine Bundesliga-Torhüterin zwischen mir und meinem ersten Tor . . .

Von was für einer Sportart hier die Rede ist? Fußball? Nein, da gibt es keinen Schläger. Hockey? Auch nicht, da wird der Ball nicht geworfen. Die richtige Antwort lautet Lacrosse. Die alte Indianer-Tradition ist in Deutschland weitgehend unbekannt, gehört in Nordamerika aber zu den beliebtesten Sportspielen. "Ich war im Rahmen eines Schüleraustausch 2001/2002 ein Jahr in den USA. Da es an der Schule kein Turnen gab, ich aber unbedingt Sport machen wollte, habe ich es mal mit Lacrosse versucht - und war sofort begeistert", erzählt Corinna Philippi, die 2009 mit Fanny Gatzmann und Johanna Petzold den Lacrosse-Verein Saarlax e.V. in Saarbrücken gründete. Zusammen mit Kaiserslautern spielen die Frauen unter dem Namen "KaiSAARinnen" und die Männer als "Lumberjacks" in der Bundesliga. "Lacrosse ist der schnellste Sport auf zwei Füßen. Die Taktik ist sehr wichtig, zusätzlich muss man viel denken und laufen. Natürlich sollte man auch werfen und fangen können", erklärt Corinna Philippi.

Die Bedingungen bei meiner ersten Lacrosse-Erfahrung sind jedenfalls optimal. Sonnenschein, saftig grüner Rasen - ich bin bereit. Zu Beginn erläutert Spielerin Heike Brock die wichtigsten Regeln und Techniken. Der Schläger ist etwa einen Meter lang und hat am Ende eine Fangtasche. Mit dieser wird der Hartgummiball - so groß wie ein Tennisball - gefangen, getragen, gepasst, geschossen und vom Boden aufgehoben. Nachdem ich meine Ausrüstung erhalten habe, laufe mich zusammen mit der Sportstudentin ein. "Du kannst schon mal versuchen, den Ball beim Laufen vor dich zu werfen und mit dem Schläger wieder aufzugreifen", stellt Brock die erste Aufgabe. Es funktioniert auf Anhieb.

Nach dem Aufwärmprogramm folgen die ersten Fang- und Wurfübungen - die Basistechniken von Lacrosse. "Beim Passen ist es wichtig, mit dem oberen Arm zu drücken und mit dem unteren zu ziehen. Nur so fliegt der Ball gerade und schnell", gibt Brock wichtige Tipps. Nachdem meine Auge-Hand-Koordination richtig justiert ist, gelingt das - zumindest im Stand - schon ganz gut.

In der Bewegung kommt eine weitere Schwierigkeit hinzu - der Ball muss im Netz bleiben. "Du musst beim Laufen eine Drehbewegung mit dem Schläger erzeugen, damit der Ball nicht rausfällt", ruft mir Spieler Dirk Raufer zu. Werde eins mit dem Ball . . . und siehe da, nach einigen Minuten habe ich den Dreh raus. Dann dringt das ominöse Wort an mein Ohr: "Abschlussspiel".

Der Ball kommt immer näher, ich müsste ihn eigentlich bekommen. Ja, hab ihn. Ich drehe mich um und stehe fünf Meter vor dem Tor, kein Gegenspieler weit und breit. Torfrau Franziska Müller macht sich groß, und das Tor wird immer kleiner. Ich hole aus und schleudere die Kugel Richtung Zielort. Der Ball setzt kurz vor Müller auf, springt über ihr ausgefahrenes Bein und landet im Netz. Tor!

Kurz darauf ist das Training beendet. Ich bin nass geschwitzt, aber zufrieden. "Das sah schon ganz gut aus. Wenn du willst, kannst du gerne wiederkommen", lobt Philippi. Ich halte es mit dem Kaiser: "Schaun mer mal." Spaß gemacht hat es auf alle Fälle, auch wenn ich es mit den Indianern noch nicht aufnehmen könnte. "Da ich unbedingt Sport machen wollte, habe ich es mal mit Lacrosse versucht - und war sofort begeistert."

Corinna Philippi

Hintergrund

Beim Lacrosse stehen sich zwei Mannschaften á zwölf Spieler gegenüber. Gespielt wird normalerweise auf einem Fußball-Rasenplatz. Ziel ist es, den Hartgummiball im Tor des Gegners unterzubringen. Während bei den Damen ohne Körperkontakt gespielt wird, geht es bei den Männern ähnlich wie beim Eishockey zur Sache. Daher spielen die Herren auch in voller Schutzausrüstung, während die Frauen nur einen Mundschutz als zusätzliche Ausrüstung tragen.

 Bundesliga-Spielerin Heike Brock (links) gibt wichtige Tipps zur richtigen Technik.

Bundesliga-Spielerin Heike Brock (links) gibt wichtige Tipps zur richtigen Technik.

Der Verein Saarlax mit den Mannschaften KaiSAARinnen und Lumberjacks trainiert im Rahmen des Hochschulsports der Universität des Saarlandes mittwochs (16 bis 18 Uhr) und freitags (14 bis 16 Uhr) auf dem Gelände der Hermann-Neuberger-Sportschule. Das Vereinstraining findet nach Absprache statt. Weitere Informationen bei Corinna Philippi, Telefon (01 62) 4 28 49 44, im Internet unter www.saarlax.de oder per E-Mail an SaarlandLacrosse@gmx.de. hej

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