Der Schlussverkauf hat begonnen

Hamburg · Die Bundesliga ist sauer auf den HSV Hamburg: Nach dem Insolvenzantrag des HSV wird ein Schaden für den gesamten deutschen Handball befürchtet. Derweil verlässt der erste Nationalspieler den Pleite-Club.

Die Liga in Aufruhr, die Stars auf der Flucht und Verwirrung um eine Millionen-Zusage: Der Pflegefall HSV Hamburg hält den deutschen Handball in Atem. Nach dem Bußgang zum Amtsgericht mit Antrag auf ein Insolvenzeröffnungsverfahren (Aktenzeichen 67b IN 340/15) wundert sich Liga-Boss Frank Bohmann über "Managementfehler" in Hamburg. Die eskalierende Finanzkrise sei "nicht gut für den HSV, nicht gut für die Liga und nicht gut für den deutschen Handball", sagt Bohmann.

Bei der Hamburger Konkurrenz ist man sauer, dass die Finanzkrise an der Elbe dermaßen eskaliert ist, und befürchtet einen nachhaltigen Imageschaden. "Für die Liga ist das echt eine bescheidene Situation", sagt Thorsten Storm, Geschäftsführer beim Rekordmeister THW Kiel . Auf dem Spielfeld in Hamburg habe sich "einiges getan, im Umfeld leider sehr wenig". Und Weltmeister-Trainer Heiner Brand erklärt: "Das ist für die Bundesliga kein Ruhmesblatt, und es bringt wieder Unruhe rein."

Derweil kämpfen die Hamburger, immerhin deutscher Meister 2011 und Champions-League-Sieger 2013, weiter um ihr wirtschaftliches Überleben. Die Austragung der nächsten Heimspiele am Sonntag gegen den SC Magdeburg (15 Uhr) und eine Woche später gegen Frisch Auf Göppingen ist laut des bestellten Insolvenzverwalters Gideon Böhm nicht gefährdet. Wie es dann weitergeht, ist ungewiss. Bei einer Insolvenz drohen dem HSV bis zu zwölf Punkte Abzug. Tritt die Mannschaft drei Mal nicht an, muss der Spielbetrieb eingestellt werden und der HSV stünde als Absteiger fest.

Ein Horror-Szenario, das verhindert werden soll. Bohmann erwartet, dass der HSV die vor der Saison abgegebene Patronatserklärung (zwischen zwei und drei Millionen Euro) des Ex-Präsidenten Andreas Rudolph einfordert. "Ich weiß nicht, warum das noch nicht passiert ist", sagt er und verlangt Aufklärung aus Hamburg . Offenbar wehrt sich Rudolph juristisch gegen die Auszahlung. Neben dieser "Reserve" setzt Liga-Geschäftsführer Bohmann große Hoffnungen in Insolvenzverwalter Böhm, der nicht nur "das Feuer löschen", sondern ein "nachhaltiges Konzept" zur Gesundung des Clubs erarbeiten soll.

Angesichts der prekären Lage beim HSV und zweier ausstehender Monatsgehälter planen einige Spieler bereits ihren Abschied aus Hamburg. "Da werden sicherlich schon die ersten Gespräche geführt werden. Da kann man den Spielern auch keinen Vorwurf machen", sagt Brand. So steht Rückraum-Ass Adrian Pfahl vor einem Wechsel nach Göppingen. Eigentlich sollte der Nationalspieler erst im Sommer Teamkollege des Saarlouisers Daniel Fontaine werden. "Frisch Auf war als erfolgreicher Traditionsverein mit wirtschaftlich solider Führung meine Wunschoption", sagt Pfahl. Zudem sollen die Füchse Berlin an Torwart Jens Vortmann und an Rechtsaußen Hans Lindberg interessiert sein. Der Weihnachtsschlussverkauf beim HSV Hamburg hat begonnen.

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