Der Rücken hält

Östersund · Miriam Gössner kehrt nach monatelanger Verletzungspause am Wochenende in Östersund zum Saisonauftakt in den Weltcup zurück. Die 24-Jährige will im WM-Winter zurück zu alten Erfolgen.

Die Rückkehr in den Biathlon-Weltcup ist perfekt, für Miriam Gössner soll das Auftakt-Wochenende im schwedischen Östersund nach monatelanger Leidenszeit der erste Schritt auf dem beschwerlichen Weg zurück nach ganz oben sein. "Ich will wieder gewinnen", sagt die zweimalige Staffel-Weltmeisterin. Aber dabei ist Geduld gefragt: "Ob das sofort gelingt, nächstes Jahr oder gar nicht mehr - das weiß man einfach nicht."

Fast querschnittsgelähmt

Nach ihrer schweren Rückenverletzung mit mehreren Wirbelbrüchen ist Gössner unsicher, wo sie vor dem WM-Winter steht. Beim Lehrgang vor dem Saisonauftakt in Östersund konnte sie Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig jedenfalls soweit überzeugen, dass er die Garmischerin direkt für die ersten Rennen nominierte. Selbst einen Start zum Auftakt am Sonntag (16.30 Uhr/ZDF ) in der Mixedstaffel kann sich Gössner vorstellen: "Ich traue mir das zu, ich bin sehr motiviert und ich freue mich wahnsinnig darauf, jetzt wieder Rennen zu laufen."

Bei einem Fahrradsturz in Norwegen war sie im Frühjahr 2013 nur knapp einer Querschnittslähmung entgangen und verpasste die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Sotschi. "Die Entscheidung war rückblickend absolut richtig", sagt sie. Sieben Monate kein Training waren die Folge, Selbstzweifel inklusive. Doch die Garmischerin kämpfte sich zurück und will ihren drei Weltcupsiegen weitere folgen lassen. Planbar sei das jedoch nicht. "Es wird ein bisschen brauchen, bis alles wieder 100 Prozent super ist, aber ich bin mir sicher, dass das wieder werden kann", sagt Gössner.

Natürlich werden alle Augen wieder auf die laufstarke Blondine gerichtet sein, sobald sie mit dem Gewehr auf dem Rücken in die Loipe geht. Seit dem Rücktritt von Magdalena Neuner vor mehr als zwei Jahren wird gehofft, dass ihre Freundin in die riesigen Fußstapfen der Rekordweltmeisterin tritt.

Doch zu viel Druck will sich Gössner nicht machen und bittet auch für das junge deutsche Team um Nachsicht - insbesondere für die ersten Einzelrennen, die ab dem 3. Dezember stattfinden. Nach dem Karriere-Ende von Doppel-Olympiasiegerin Andrea Henkel nach der vergangenen Saison stehen die einst so erfolgsverwöhnten Skijägerinnen vor ihrem wohl schwierigsten Winter. "Ich hoffe, dass die Medien und die Zuschauer ein bisschen gnädiger sind und uns die Zeit geben, die wir zum Reifen brauchen", sagt Gössner, die am Wochenende einen internen deutschen Testwettkampf gewonnen hatte.

Neben ihr gehören Laura Dahlmeier (21/Partenkirchen) und Franziska Preuß (20/Haag) zu den großen Hoffnungsträgerinnen. "Jede von uns wird ihr Bestes geben, keine läuft mit Absicht langsam oder schießt daneben. Ich fände es unfair, wenn man die ganze Zeit nur draufhaut", sagte Gössner: "Es bringt ja nichts, wenn man dann nur fragt: ,Wo sind die Podestplätze?'"

Ohnehin sei es nach ihren schweren Verletzungen in den vergangenen Jahren nicht mehr ganz so entscheidend, nur auf dem Treppchen zu stehen. "Was wirklich wichtig ist, ist die Gesundheit. Warum sollte ich mich lange ärgern? Es gibt wichtigere Dinge", betonte die Lebensgefährtin von Alpin-Star Felix Neureuther . An ihrem Ehrgeiz hat sich jedoch nichts geändert: "In dem Moment, in dem ich am Start stehe, will ich gewinnen."

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