Der Reiz als Feierabend-Trainer

Gersheim · Trier ist mit dem vergleichweise geringen Etat von 800 000 Euro überraschend Regionalliga-Spitzenreiter. Trainer Peter Rubeck führte die Eintracht quasi nebenbei auf Rang eins. Er arbeitet hauptberuflich im Krankenhaus.

 Peter Rubeck arbeitet seit 24 Jahren in Völklingen in einem Krankenhaus. Foto: Wieck

Peter Rubeck arbeitet seit 24 Jahren in Völklingen in einem Krankenhaus. Foto: Wieck

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"Du hast nur Erfolg, wenn alles passt." Das sagt einer, der als Verwaltungsfachangestellter arbeitet. Und nebenher als Trainer Eintracht Trier auf Platz eins der Regionalliga geführt hat. Einer, der verheiratet ist mit seiner Angelika. Und mit dem Fußball. Ein Kilometerfresser, der innere Ruhe bei Ritualen findet. Peter Rubeck führt ein für Außenstehende extremes Leben auf der Überholspur. Der 53-Jährige wohnt in Gersheim , arbeitet in Völklingen und trainiert in Trier. Die Eintracht tritt im Topspiel im Saarbrücker Ludwigsparkstadion morgen beim Tabellendritten SV Elversberg an (19 Uhr). Die mit neun Siegen in neun Partien beste Auswärtself spielt bei der zuhause unbesiegten besten Heimelf.

Um seinen stressigen Alltag stemmen zu können, muss alles passen. "Vieles ist Organisation", sagt Familienvater Rubeck, dem sein Papa und sein Schwiegervater "im Alltag zuhause vieles abnehmen". Denn er ist fast nie daheim. Anders als die meisten Trainerkollegen auf diesem Niveau ist er kein Profi. Er arbeitet hauptberuflich 38,5 Stunden die Woche im Krankenhaus. "Ja, ich bin ein bisschen verrückt", sagt Rubeck. Er schiebt grinsend nach: "Positiv verrückt." Doch er gilt manchen als suspekt. "Ich werde von vielen als schwierig dargestellt", weiß Rubeck, der des Öfteren mal an der Seitenlinie ausgetickt ist. Dabei hat gerade er in den vergangenen Jahren viel Erfolg mit charakterlich als schwierig geltenden Spielern.

"Es reizt mich, mit solchen Jungs zu arbeiten", erklärt der Feierabend-Trainer: "Und es reizt mich, mit wenig Etat zu arbeiten." Der der Eintracht beträgt 800 000 Euro. Der morgige Gegner Elversberg gibt für 26 Profis geschätzte vier Millionen aus. Rubeck hat 23 Akteure, darunter elf Eigengewächse. Nur 14 Spieler sind Profis. Das Erfolgsrezept? "Wir haben einen Riesen-Mannschaftsgeist. Und jeder weiß, wie der Trainer tickt. Und der Trainer weiß, wie die Spieler ticken." Die bittet er vier Mal die Woche auf den Platz. An einem Trainingstag spult der frühere Zweitliga-Spieler des 1. FC Saarbrücken eine fast 17 Stunden dauernde und 242 Kilometer lange Rundreise ab.

"Um 5.45 Uhr klingelt mein Wecker", erzählt der Ex-Trainer des FC Homburg. Um 6.30 Uhr macht er sich von Gersheim aus auf die 44 Kilometer lange Strecke nach Völklingen, wo er seit 24 Jahren arbeitet. Mit seiner Frau Angelika ist er seit 1986 verheiratet. Sie und die Söhne Kevin, 26, und Steven, 18, sieht er morgens nicht. "Sie stehen später auf." Dann sitzt er bereits im Auto.

In der SHG-Klinik in Völklingen angekommen, arbeitet der Industriekaufmann in der Apotheke. Er erledigt Rechnungen, Bestellungen, das Lagerwesen. Feierabend ist gegen 16 Uhr. Dann setzt sich Rubeck wieder in seinen Mercedes. Der Kombi ist sein Büro. Per Freisprechanlage regelt er am Telefon auf der 96 Kilometer langen Fahrt nach Trier alles, was rund um die Eintracht geregelt werden muss. Das Training beginnt um 17.30 Uhr. Wird es bei Rubeck mal später, kann er sich auf seine Leute verlassen. Mit Co-Trainer und Eintracht-Ikone Rudi Thömmes hat er selbst in Trier gespielt. Betreuer Michael Reiser hat er von seiner vorherigen Station SVN Zweibrücken mitgebracht - wie Sportchef und Sponsor Heiner Semar. Und mit Daniel Paulus, Ex-Trainer von Oberligist Borussia Neunkirchen , hat sich Rubeck einen als Athletik- und A-Jugendtrainer ins Boot geholt, den er bestens kennt.

"Es ist wichtig, drumherum die richtigen Leute zu haben. Anders kann es nicht funktionieren", sagt Rubeck. Mit Blick auf seinen bis ins letzte Detail durchdachten Tag muss alles verlässlich geregelt sein: "Wenn etwas nicht stimmt, kann ich eklig werden." Er legt Wert auf Vertrauenspersonen in seinem Umfeld, auf feste Abläufe - und wie so viele Fußballer auf Rituale. Zweimal die Woche joggt er nach dem Training. Einmal geht er in der Kabine in die Sauna. Jeweils alleine. Und ohne Handy. Das sind Momente, in denen Rubeck in einem Leben auf der Überholspur auf die Bremse tritt. Er macht sich dann "Gedanken über alles und sammele Kraft". Ohne die Rituale "würde mir etwas fehlen".

Vertrag läuft aus

Nach den für seine innere Ruhe wichtigen Momenten setzt er sich wieder ins Auto, macht sich auf die 102 Kilometer lange Heimfahrt. Er kommt in Gersheim meist nach 22 Uhr an. Oft steht dann noch die Videoanalyse eines Gegners an. Ist dies nicht der Fall, bleibt Zeit für die Familie. Seine Frau ist Sekretärin von Steuerberater Herbert Eder. Der ist Vorsitzender von Ligakonkurrent Homburg. "Wir reden daheim aber selten über Fußball". Aber über seine Zukunft. Sein Vertrag in Trier läuft aus. In der Winterpause will er sich Gedanken machen.

Wäre ein Stelle als Profi-Trainer interessant, die gleichbedeutend mit einer Entschleunigung seines Alltags wäre? Er überlegt kurz: "Mittlerweile wäre mir das nicht mehr zu langweilig." Aber wie hat Rubeck gesagt? "Du kannst nur Erfolg haben, wenn alles passt."

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