Der Plan für die magische Nacht

München · Dass Lionel Messi unter Vorbehalt in den Kader für das Bayern-Spiel aufgenommen wurde, ist nur ein Versteckspiel von Barça. Der Weltfußballer ist in Wirklichkeit fit und brennt auf Schweinsteiger, Neuer & Co.

Bayern gegen Barca, Ribéry gegen Messi, Schweinsteiger gegen Xavi: Teil eins des deutsch-spanischen Giganten-Treffens um die Vorherrschaft in Europa elektrisiert die Fußball-Welt. Der deutsche Rekordmeister Bayern München will heute (20.45 Uhr/Sky) im Halbfinal-Hinspiel der Champions League unbeeindruckt von der Steuer-Affäre um seinen Präsidenten Uli Hoeneß seine Erfolgsstory in dieser Saison fortschreiben.

"Das wird für alle ein großes Fußballfest, es geht um alles", sagte Kapitän Phillip Lahm. "Jetzt gilt es. Wir wollen der Saison die Krone aufsetzen", betonte Thomas Müller vor dem "Hammerspiel" gegen den FC Barcelona. Das Selbstvertrauen der Rekord-Bayern vor einer laut Trainer Jupp Heynckes "magischen Nacht" ist auf jeden Fall groß. So richtete Javi Martínez gleich einmal eine deutliche Botschaft an seine spanischen Landsleute - und das erstmals sogar auf Deutsch: "Wir wollen nach London."

Auch Franck Ribéry ließ keinen Zweifel daran, dass sich der FC Bayern mit Blick auf das Endspiel am 25. Mai gerüstet sieht: "Das ist eine große Chance, diesen Titel zu gewinnen." Dass Barcelona in den vergangenen Jahren den Fußball in Europa beherrscht hat, sieht Heynckes zwar als "große Herausforderung", aber für lösbar hält nicht nur der 67-Jährige die Aufgabe.

Hoeneß, der trotz aller Vorwürfe heute ins Stadion kommen will, hat bereits den "ganz großen Wunsch" geäußert, die Champions League gewinnen zu wollen, "denn das ist der Königstitel". Dass der Fall Hoeneß Einfluss auf die Partie haben könnte, glaubt Heynckes definitiv nicht. So etwas würde vielmehr "die Sinne schärfen. Das beeindruckt und beeinflusst uns nicht." Im Vordergrund bei den Bayern steht vielmehr, wie Messi, Xavi Hernandez und Andres Iniesta zu stoppen sind. "Wir werden Lösungen finden", verspricht Heynckes. Der Trainer setzt dabei auf volle Attacke: "Wir müssen aggressiv umschalten, sie aggressiv bekämpfen und ganz eng pressen, damit sie nicht so viel Ballbesitz haben." An eine Manndeckung für den von allen Seiten hoch gelobten Messi, den der Bayern-Trainer als "Phänomen" würdigt und ihn auf eine Stufe mit Zidane, Maradona und Pelé setzt, denkt er dabei nicht. Selbst der Ausfall des gelbgesperrten Torjägers Mario Mandzukic bereitet Heynckes keine Kopfschmerzen. "Wir haben einen qualitativ hochwertigen Kader und in Mario Gomez den zweitbesten europäischen Torschützen der letzten Saison." Der 27 Jahre alte Nationalspieler wird Mandzukic ersetzen, auch wenn Heynckes gestern betonte, er wolle erst noch mit "beiden Spielern" reden, also auch mit Claudio Pizarro, der sich zuletzt ebenfalls in hervorragender Verfassung präsentierte. Mit einem Psychospielchen um den Einsatz von Lionel Messi will der FC Barcelona den FC Bayern verunsichern. Der "Wunderfloh" wurde nur unter Vorbehalt in den Kader für das Halbfinal-Hinspiel (20.45 Uhr/Sky) in der Münchner Allianz-Arena aufgenommen. Doch der Stürmer ist seit Tagen fit. Das wissen und schreiben auch die spanischen Medien. "Messi ist heiß", titelte das Blatt "Sport" gestern. Barça-Trainer Tito Vilanova habe den "Hurrikan" nur mit Mühe davon abhalten können, die Generalprobe des Primera-Divisón-Primus am Samstag daheim gegen UD Levante (1:0) mitzumachen, hieß es aus dem Umfeld von Messi.

Dagegen lässt der FC Barcelona verlauten: Die Ärzte hätten nach der Anfang des Monats im Viertelfinal-Hinspiel bei Paris Saint-Germain (2:2) erlittenen Muskelverletzung im rechten Oberschenkel noch kein grünes Licht gegeben. Erst heute werde man mehr wissen.

Der Argentinier wolle knapp drei Jahre nach der 0:4-Pleite gegen Deutschland im WM-Viertelfinale 2010 unbedingt die "offene Rechnung begleichen" und "Rache üben an den fünf Profis des FC Bayern München", die damals in Südafrika im DFB-Team standen, schrieb die katalanische Zeitung "El Mundo Deportivo" gestern. Nach dem WM-Aus schloss sich Messi im Hotelzimmer ein und heulte stundenlang. "Er war allein und hat geweint, wir haben das von draußen gehört", verriet jüngst der damalige Nationaltrainer der Argentinier, Diego Maradona. Die Erniedrigung, das wissen Freunde, hat der Weltfußballer bis heute nicht überwunden.

Barcelonas Abwehrmann Gerard Piqué ist sehr, sehr zuversichtlich, dass Messi die Revanche gegen Manuel Neuer, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und Jérome Boateng gelingen wird. "Die Zeiten, in denen Fußball als Sportart definiert wurde, bei der elf gegen elf spielen und Deutschland am Ende gewinnt, sind endgültig vorbei. Und dafür haben wir gesorgt", tönte der Ehemann von Pop-Ikone Shakira im Interview der Sportzeitung "As" (Montagausgabe).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort