Der Opa und die jungen WildenAndrea sorgt für eine Planänderung

Bischofshofen. Als Skisprung-Opa Noriaki Kasai seinen ersten Weltcup absolvierte, war Tournee-Überflieger Gregor Schlierenzauer noch nicht einmal geboren. Im Dezember 1989 ging der Japaner erstmals über den Schanzentisch, 35 Tage später erblickte der Österreicher das Licht der Welt. Heute kämpfen beide gegeneinander

Bischofshofen. Als Skisprung-Opa Noriaki Kasai seinen ersten Weltcup absolvierte, war Tournee-Überflieger Gregor Schlierenzauer noch nicht einmal geboren. Im Dezember 1989 ging der Japaner erstmals über den Schanzentisch, 35 Tage später erblickte der Österreicher das Licht der Welt. Heute kämpfen beide gegeneinander. "Mir macht es einfach noch so viel Spaß und meine Motivation ist gestiegen, seit der Nachwuchs wieder so gut ist", sagt Kasai.Mittlerweile ist er 39 Jahre alt, denkt nicht ans Aufhören und ist hungrig auf Erfolg. Heute bestreitet er - wenn er die Qualifikation übersteht - in Bischofshofen seinen 400. Weltcup (ab 15 Uhr/ARD und Eurosport). Ein einsamer Rekord. "Eigentlich wollte ich letzte Saison die 400 voll machen, aber da war ich nicht fit genug", sagt Kasai: "Umso schöner, dass es jetzt bei der Vierschanzentournee klappt, hier bin ich immer sehr gerne."

Zwar ist der Oldie das bekannteste Gesicht der Japaner, doch im ersten Jahr nach dem Rücktritt des zweimaligen Olympiasiegers Kazuyoshi Funaki formiert sich in Japan eine Mannschaft, die der Konkurrenz Kopfzerbrechen bereitet und von den Trainern anderer Nationen gern als "Wundertüte" bezeichnet wird.

"Die Japaner sind ein Phänomen. Sie stehen nicht im Rampenlicht und können wie entfesselt ohne Druck springen", sagt Österreichs Nationaltrainer Alexander Pointner. Sein Landsmann Werner Schuster, Trainer der deutschen Adler, geht noch einen Schritt weiter: "Sie sind extrem gefährlich, das Potenzial in der Mannschaft ist sehr hoch. Sie haben eine tolle Statur, sind leicht und sprungkräftig. Vor allem Ito ist ein toller Springer."

Eben jener Ito schaffte es bei der Tournee als Erster, in die Phalanx der Österreicher einzubrechen und in Garmisch-Partenkirchen auf dem Podest zu landen. Dabei sprang er insgesamt vier Meter weiter als Sieger Schlierenzauer und verlor nur wegen schlechterer Haltungsnoten. Ihm folgte in Innsbruck Taku Takeuchi, der hinter Andreas Kofler und Schlierenzauer Dritter wurde. In der Gesamtwertung ist Takeuchi Siebter, Ito Achter.

"Langsam schöpfen sie ihr Potenzial aus. Sonst wurden sie bei den Europa-Trips nach einiger Zeit immer schwächer, aber das scheint jetzt vorbei", sagt Bundestrainer Schuster. Das Team von Nationalcoach Yokokawa Tomoharu besteht hinter Ito, Takeuchi und Kasai aus weitestgehend unbeschriebenen Blättern wie Yuta Watase, Junshiro Kobayashi oder Shohei Tochimoto.

Vor allem im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi wollen die Asiaten einen großen Schritt nach vorn machen und an die "Goldene Generation" anknüpfen, die 1998 in Nagano Team-Olympiasieger wurde und drei Einzelmedaillen gewann. "Wir werden uns für Sotschi etwas Besonderes einfallen lassen, um die Österreicher schlagen zu können", sagt Noriaki Kasai. Er selbst wäre dann schon 41 Jahre alt, hat eine Teilnahme aber noch nicht ausgeschlossen.

Sieger bei Kasais erstem Weltcup im kanadischen Thunder Bay vor mehr als 22 Jahren wurde übrigens ein gewisser Dieter Thoma. Auch er ist heute noch im Weltcup-Zirkus dabei - als TV-Experte abseits der Schanze. Für Kasai wäre das nichts. Er geht lieber auf die Schanze und springt und springt und springt. sid

Bischofshofen. Das Finale der 60. Vierschanzentournee droht im Wetterchaos zu versinken. Nach extremem Schneefall musste die Qualifikation für das Dreikönigsspringen in Bischofshofen gestern frühzeitig abgebrochen werden. Die Prognosen für den Wettkampf am heutigen Freitag sind nicht besser. Erneute Wetterkapriolen mit starkem Schneefall wurden angekündigt und könnten den Ausgang der Tournee beeinflussen. "Wir haben es nicht in den Griff bekommen und wollten keine Risiken eingehen. Es geht um die Gesundheit der Sportler und ordentliche Bedingungen", sagte Fis-Renndirektor Walter Hofer, nachdem bereits 25 Springer über den Schanzentisch gegangen waren: "Es hat einfach zu nass geschneit, da können wir nichts machen."

Der frühzeitige Abbruch wurde von den Aktiven und Trainern begrüßt. "Es war klar, dass abgebrochen werden musste. Es ging um die Fairness und die Gesundheit der Springer", sagte Bundestrainer Werner Schuster. "Bei dem Wetter kann man nicht viel gewinnen, es schneit viel zu stark", sagte der überlegene Tournee-Führende Gregor Schlierenzauer kurz vor dem Abbruch: "Ich hoffe, dass es beim Wettkampf halbwegs fair wird und wir gute Bedingungen bekommen."

Die Wetterprognosen für das heutige Tournee-Finale (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) sind allerdings alles andere als gut. Neuerlicher nasser Schnee könnte die Anlaufspur wieder stumpf machen. "Aber wir planen momentan, den Wettkampf durchzuführen", sagte Hofer. Heute um 15 Uhr soll es den zweiten Quali-Versuch geben, dabei kommen die besten 50 Springer in den ersten Wettkampfdurchgang. Dort gibt es allerdings nicht das gewohnte K.o.-Springen, sondern nur die Top 30 schaffen es wie im Weltcup ins Finale. sid

"Die Japaner sind extrem gefährlich, das Potenzial in der Mannschaft ist sehr hoch."

Bundestrainer Werner Schuster

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