Fußball-Regionalliga Südwest Der oberste Dienstleister des FCS

Saarbrücken · Seit 2016 führt David Fischer die Geschäfte der Blau-Schwarzen. Davor war er in Offenbach – beim nächsten Gegner.

 Zurück in die Vergangenheit: David Fischer arbeitete bei Kickers Offenbach. Als Geschäftsführer des 1. FC Saarbrücken blickt er nach vorne. „Meine Arbeit ist langfristig angelegt“, sagt Fischer vor dem Topspiel beim OFC.

Zurück in die Vergangenheit: David Fischer arbeitete bei Kickers Offenbach. Als Geschäftsführer des 1. FC Saarbrücken blickt er nach vorne. „Meine Arbeit ist langfristig angelegt“, sagt Fischer vor dem Topspiel beim OFC.

Foto: Andreas Schlichter

Zwei Packungen mit Weihnachtskugeln liegen auf dem Besprechungstisch im Büro von David Fischer. Daneben ein Adventskalender. Morgens um acht ist er ganz alleine an seinem Arbeitsplatz. „Du kennst den Spruch vom frühen Vogel“, sagt der 33-jährige Geschäftsführer des 1. FC Saarbrücken, als er mit freundlichem Lächeln die Tür öffnet. Am morgigen Samstag (14 Uhr/live im SR) trifft er mit dem FCS in der Fußball-Regionalliga Südwest auswärts auf seinen früheren Arbeitgeber – die Offenbacher Kickers.

Auch darauf reagiert er mit einem Lächeln. „Das lässt meinen Blutdruck jetzt nicht mehr in die Höhe schnellen“, sagt Fischer: „Ich freue mich darauf, alte Freunde und Wegbegleiter wiederzutreffen. Schließlich war ich in unterschiedlichen Funktionen sechseinhalb Jahre rund um diesen Verein tätig. Aber am Ende ist es nur ein Fußballspiel, wo es drei Punkte gibt – und die würde ich gerne mitnehmen nach Saarbrücken.“ Dreieinhalb Jahre arbeitete Fischer für eine Marketingagentur beim OFC. Ab 2012 als Geschäftsführer machte er den schweren Gang in die Insolvenz mit. Zeitweise wurde er als „Retter des Vereins“ gefeiert, doch es gab auch kritische Stimmen, die ihm vorwarfen „Brutto nicht von Netto“ unterscheiden zu können. „Wenn du in vorderster Front stehst – und das gilt nicht nur für den Fußball-Bereich –, dann hast du nicht nur Freunde“, sagt Fischer: „Es steht und fällt alles mit dem sportlichen Erfolg. Danach wird die Arbeit bewertet. Da ist oft viel Populismus im Spiel.“

Offenbach sei – wie Saarbrücken – ein „Traditionsverein mit lebhaftem Umfeld“, sagt Fischer und räumt ein: „An verschiedenen Stellen haben wir Fehler gemacht und auch daraus gelernt. Ich möchte die Zeit in Offenbach nicht missen, denn sie hat mich mit zu dem gemacht, was ich heute bin.“ Die Vorwürfe, die aus gewissen Kreisen des OFC gegen Fischer erhoben wurden, sind mittlerweile durch ein neutrales Gutachten vollends entkräftet – auch ein Grund, warum sein Name in den Schlagzeilen rund um die Kickers nicht mehr auftaucht.

„Ich fahre mit einem guten Gefühl zum Bieberer Berg“, sagt Fischer und nennt einen großen Unterschied zwischen beiden Clubs: „Der FCS hat das Glück, einen großen Partner an der Seite zu haben, der sich über die Maßen engagiert. In Offenbach muss jeden Tag hart gekämpft werden um jeden Euro.“

Genau diese Mentalität hat der gebürtige Sachse mit ins Saarland gebracht. Er schleppt Bänke bei der Saisoneröffnung, baut Werbebanden auf oder schließt offene Tore zum Innenraum des Stadions. „Wir brauchen nicht für alles irgendwelche Praktikanten. Wenn man Leute zur Mitarbeit begeistern will, muss man das ein Stück weit vorleben“, sagt der Geschäftsführer: „Jeder im Verein sollte sich als Verkäufer und Dienstleister sehen. Präsidium, Aufsichtsrat, Trainer, Geschäftsstelle, Spieler, die Mitarbeiterinnen im Fanshop, einfach alle.“

Dass er seine Aufgaben anders interpretiert als sein Vorgänger Thomas Heil, sei von Anfang an so mit dem Präsidium abgesprochen gewesen. Fischers Bilanz nach knapp eineinhalb Jahren kann sich sehen lassen. Nach eigenen Angaben konnten diverse neue Partner für den Verein geworben werden, die Umsätze im Fanshop hätten sich sehr positiv entwickelt.

„Gerade im Bereich Online-Ticketing und Online-Verkauf haben wir Fortschritte gemacht. Wir versuchen immer, möglichst viele auf dem Weg mitzunehmen, sie für neue Ideen zu begeistern. Jede Region tickt da auch etwas anders“, sagt Fischer, der auch schon in Hamburg, München, Dresden oder Chemnitz gearbeitet hat.

In Saarbrücken ist er schnell heimisch geworden: „Die Menschen sind offen und herzlich, da war es leicht, sich ein soziales Umfeld aufzubauen.“ Ein Grund mehr, länger hier zu bleiben. „Man weiß im Fußball nie, was passiert“, sagt Fischer, „aber Stand heute ist meine Arbeit hier langfristig angelegt. Wir wollen gemeinsam etwas entwickeln, dafür braucht man Zeit.“ Auch die Zeit am frühen Morgen.

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