Fußball Der Neue will nur trainieren und spielen

Völklingen · Mike Andreas sieht sich nicht als „Luxusfußballer“. Der Zugang des SV Röchling Völklingen freut sich stattdessen über neue Erfahrungen.

 Mike Andreas ist einer der Top-Neuzugänge des SV Röchling Völklingen. Er spielte zuvor beim FSV Mainz 05 in der zweiten Mannschaft.

Mike Andreas ist einer der Top-Neuzugänge des SV Röchling Völklingen. Er spielte zuvor beim FSV Mainz 05 in der zweiten Mannschaft.

Foto: Andreas Schlichter

Der SV Röchling Völklingen und der FSV Mainz 05 haben wenig gemeinsam. Wo bei den Rheinhessen, deren erste Mannschaft seit Jahren in der Fußball-Bundesliga etabliert ist, bis in die Jugendabteilungen hinab erstklassige Profistrukturen herrschen, ist beim gerade aufgestiegenen Regionalligisten aus dem Saarland in vielerlei Hinsicht Improvisationstalent gefordert. Das hat Mike Andreas, gerade erst aus der zweiten Mainzer Mannschaft nach Völklingen gewechselt, schnell gemerkt.

„Natürlich ist das was anderes, wenn man aus Mainz kommt. Dort wird den jungen Spielern fast alles abgenommen. Aber ich bin nicht so der Luxusfußballer, der alles Mögliche braucht. Mir reicht es, wenn ich einfach trainieren kann“, sagt der 20-Jährige, als er die Treppen des Trainingsplatzes oberhalb der Saarbrücker Saarlandhalle hinabsteigt. Es ist ein Dienstag. Dienstags und donnerstags trainieren die Völklinger in Ermangelung eigener Platzkapazitäten auf dem Trainingsgelände des 1. FC Saarbrücken. Wenn die Strukturen fehlen, muss ein Verein eben auch mal über den Tellerrand hinausschauen.

Dass in Völklingen alles mehrere Nummern kleiner daherkommt als bei den großen Mainzern, dem kann Andreas durchaus etwas abgewinnen. „Die Gemeinschaft im Verein habe ich in Mainz nicht so gekannt. Dass man auch die Leute auf der Geschäftsstelle oder im Vereinsbistro kennt und sich auch mal mit allen gemeinsam zusammensetzt, das gefällt mir hier sehr gut“, sagt Andreas, der im defensiven Mittelfeld zuhause ist.

Im Gespräch mit dem Spieler wird schnell deutlich, dass der Neue viel Wert auf eine gewisse Geborgenheit in seinem Umfeld legt. Dass er schon mit 15 Jahren das elterliche Heim verließ, um sich in Mainz fußballerisch und schulisch ausbilden zu lassen, war nicht immer einfach für ihn. Umso mehr freut er sich darüber, dass er durch den Wechsel ins Saarland wieder ins vertraute Umfeld seines Elternhauses zurückkehren konnte: „Ich wohne jetzt wieder bei meiner Familie in Pirmasens. Dort bin ich geboren, und dort komme ich her. Nach Völklingen pendle ich jeden Tag. Ich habe fünf Jahre lang alleine gewohnt in Mainz. Jetzt bin ich endlich wieder zuhause und genieße das auch.“

Dass Andreas für einen jungen Spieler seines Alters überraschend überlegt und abgeklärt wirkt, hängt auch mit den Erfahrungen zusammen, die er in Mainz gemacht hat. Diese waren in der vergangenen Spielzeit weniger schön. In seinem allerletzten Spiel als A-Jugendlicher hatte sich der Nachwuchsmann am letzten Spieltag der Saison 2015/2016 im Spiel gegen den FCS einen Anriss des Außenbandes zugezogen. „Dadurch konnte ich die gesamte Vorbereitung und noch einen Monat danach nicht trainieren. Da wir immer gegen den Abstieg gespielt hatten, ergab sich danach nie die Möglichkeit, einen jungen Spieler einfach mal reinzuwerfen“, beschreibt Andreas seine enttäuschende Debütsaison bei den Aktiven, wo er zu keinem einzigen Einsatz gekommen war. Letztlich stieg die zweite Mannschaft aus der 3. Liga in die Regionalliga Südwest ab – und ist nun Konkurrent der Saar-Vereine, gerade des FCS und der SV Elversberg im Kampf um die beiden Relegationsplätze zum Aufstieg.

 27SZ-Regionalliga_Suedwest

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Foto: SZ/Bernhard Baltes

Doch auch dieser unschönen Erfahrung kann Mike Andreas etwas abgewinnen: „Ich habe gelernt, was es heißt, auch mal auf der Tribüne zu sitzen oder sich warmzumachen und nicht reinzukommen. Deshalb genieße ich jede Minute Einsatzzeit, die ich hier in Völklingen bekomme.“ Den Einsatz beim letzten Testspiel am vergangenen Samstag gegen den Oberligisten TSV Salmrohr nutzte Andreas, der Bastian Schweinsteiger als Vorbild nennt, denn auch gleich zum 3:2-Siegtreffer. Auch wenn er mit der Leistung im letzten Test „nicht zufrieden“ ist, sieht er den Aufsteiger für die kommenden Aufgaben, die mit dem Heimspiel gegen die TuS Koblenz an diesem Samstag um 14 Uhr losgehen, gerüstet: „Dass wir nicht mit Waldhof und Saarbrücken oben mitspielen können, ist uns bewusst. Aber wir brauchen uns auch nicht zu verstecken.“

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