Der Neue lässt es langsam angehen

Frankfurt · Gestern hat Thomas Schneider als Assistent von Bundestrainer Joachim Löw seine neue Stelle beim Deutschen Fußball-Bund angetreten. Für den Nachfolger von Hansi Flick ist die Rolle als Co-Trainer beim Weltmeister eine Ehre.

Hellblaues Hemd, dunkelblaues Sakko, verwaschene Jeans und dazu ein rotes Glücksbändchen vom Nachbarskind am Handgelenk: Beim Schaulaufen gestern Vormittag in der DFB-Zentrale in Frankfurt trat Thomas Schneider vor Medienvertretern ganz lässig auf. Am Nachmittag schlüpfte der neue Assistent von Joachim Löw dann erstmals in den DFB-Trainingsanzug und leitete an der Seite des Bundestrainers eine Übungseinheit.

"Das ist kein Schritt zurück, sondern ein Schritt nach vorne", sagte der frühere Bundesliga-Profi mit Blick auf seine Tätigkeit als Cheftrainer beim VfB Stuttgart , bei dem Schneider im März dieses Jahres wegen Erfolglosigkeit entlassen worden war. Das Kapitel VfB sei für ihn beendet, jetzt zähle nur seine neue Aufgabe beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), versicherte der 41-Jährige. Angesichts der Arbeit seiner Nachfolger konnte er sich einen kleinen Seitenhieb in Richtung Stuttgart nicht verkneifen: "Dass der VfB kein leichtes Pflaster für einen Trainer ist, zeigen ja auch die Beispiele Huub Stevens und Armin Veh ."

Dann richtete Schneider, als Profi unter dem Trainer Löw 1997 mit dem VfB Stuttgart DFB-Pokalsieger, den Blick wieder nach vorne. "Ich will mir erst mal ein Bild von Joachims Arbeitsabläufen während des Trainings machen und werde dann nach und nach mehr Aufgaben übernehmen", sagte Schneider, der weiterhin mit seiner Familie im niederbayerischen Straubing wohnen wird. Dort ist er ähnlich wie Trainer Markus Weinzierl vom FC Augsburg einer unter vielen: "Das genieße ich, weil ich dort zur Ruhe komme und abschalten kann."

Als Schneider noch beim VfB beschäftigt war, hatte Löw am Rande des Länderspiels im März in Stuttgart gegen Chile (1:0) Kontakt zu seinem Ex-Spieler aufgenommen und ihm den Posten als Co-Trainer schmackhaft gemacht. "Ich konnte mich schnell mit dieser Variante anfreunden", verriet Schneider, der dankbar ist, von einem "der weltbesten Trainer" lernen zu können. Dass er wie Löw bei Jürgen Klinsmann einmal seinen Chef beerben wird, steht für ihn nicht zur Debatte: "Ich lebe im Hier und Jetzt." Und dazu gehört, dass er seine Aufgabe ebenso "nahezu perfekt wie Hansi Flick" ausfüllen will. Mit dem neuen DFB-Sportdirektor ist er seit Wochen im Gespräch, wie mit Löw, mit dem er das Trainingsprogramm für die kommenden Tage erarbeitet hat. "Wichtig ist, dass man seinen eigenen Weg findet und dabei authentisch bleibt", sagte Schneider, der seine persönliche Note einbringen will.

Julian Draxler konnte gestern wegen eines grippalen Infekts nicht zum Treffpunkt der Nationalelf reisen. Ob der 21-Jährige von Schalke 04 zu einem späteren Zeitpunkt zur Nationalelf stoßen wird und in den EM-Qualifikationsspielen am Samstag in Polen und am Dienstag gegen Irland spielen kann, ist offen.

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