Der neue Held der Nation

Moskau · Michael Schrader hat bei der Leichtathletik-WM in Moskau die erste Medaille für Deutschland geholt. Der Zehnkämpfer wurde Zweiter. Im Diskuswurf belegte Nadine Müller Rang vier. Weitspringerin Sosthene Moguenara enttäuschte als Letzte im Finale.

Der 26 Jahre alte Leverkusener Michael Schrader hat in Moskau für die erste WM-Medaille eines deutschen Zehnkämpfers seit 16 Jahren gesorgt. Zuletzt hatte Frank Busemann 1997 Bronze geholt. Schrader steigerte gestern seine Bestleistung auf 8670 Punkte - seit 17 Jahren hat kein deutscher Mehrkämpfer eine solche Punktzahl erzielt - und musste sich als Zweiter nur Olympiasieger Ashton Eaton (USA) geschlagen geben, der sich mit 8809 Punkten sein erstes WM-Gold holte und zum "König der Athleten" krönte. Rico Freimuth aus Halle sammelte 8382 Punkte und kam auf Rang sieben. Europameister Pascal Behrenbruch enttäuschte mit 8316 Punkten und Platz elf.

"Zehnkämpfer waren in Deutschland immer Helden der Nation. Deshalb ist es ein traumhafter Start in die WM", sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Er freute sich für Schrader: "Das ist eine besondere Geschichte und für ihn nach so langer Durststrecke ein Triumph."

Für Schrader ging eine lange Leidenszeit zu Ende. Von 2009 bis 2013 konnte er wegen Verletzungen keinen Zehnkampf beenden. Erst im Mai in Ulm meldete er sich mit 8427 Punkten zurück. "Einen Wettkampf ohne Krämpfe habe ich seit Jahren nicht mehr gehabt", sagte Schrader, der "ohne Ziel" in die WM ging und "nur gesund durchkommen" wollte. Am Ende hatte er über 400 Meter sowie mit Diskus und Speer persönliche Bestleistungen aufgestellt und in zwei weiteren Disziplinen eingestellt. Um kein Risiko einzugehen, ließ er es im Hochsprung mit vier Versuchen ("Sonst hätte ich mein Knie komplett kaputt gemacht") und im Speerwurf mit einem Versuch bewenden. Der hatte es in sich: Der Speer flog auf 65,67 Meter - 1,63 Meter weiter als jemals zuvor.

Diskuswerferin Nadine Müller hat eine Medaille verpasst. Die 27-Jährige aus Halle wurde gestern mit 64,47 Metern Vierte. Olympiasiegerin Sandra Perkovic feierte mit 67,99 Metern ihren ersten WM-Titel. Damit setzte die Kroatin ihre Siegesserie fort - seit Juli 2012 ist die 23-Jährige unbesiegt. Sie hat nun als erste Frau nacheinander EM-, Olympia- und WM-Gold gewonnen.

Auch Olympiasiegerin Brittney Reese (USA) hat Geschichte geschrieben und sich ihr drittes WM-Gold in Serie gesichert. Das war zuvor keiner Weitspringerin gelungen. Die Titelverteidigerin sprang 7,01 Meter. Sosthene Moguenara aus Wattenscheid erlebte eine Enttäuschung. Die 23-Jährige war mit Bestleistung von 7,04 Meter als Nummer zwei der Welt nach Moskau gereist, kam im Finale aber nicht über 6,42 Meter und landete auf dem zwölften und letzten Platz. Sie haderte: "Ich bin nicht in den Wettbewerb gekommen, ich weiß nicht warum."

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