Der neue Chef der Gangstertruppe

Gelsenkirchen · Neuzugang Kevin-Prince Boateng hauchte Fußall-Bundesligist FC Schalke 04 gleich Leben ein. Bei seinem ersten Spiel führte er die Knappen zu einem 2:0-Sieg über Bayer Leverkusen. Auch Dennis Aogo überzeugte.

In manchen Momenten schien es, als sei Kevin-Prince Boateng peinlich berührt angesichts der Aufmerksamkeit, die ihm am Samstagabend zuteil wurde. "Die Leute stufen mich als Leader ein, aber ich sehe mich nicht so", sagte er, nachdem er zuvor als Anführer einer völlig verwandelten Schalker Mannschaft 2:0 (1:0) gegen Bayer Leverkusen gewonnen hatte. "Es war für mich eine Überraschung, dass ich von Anfang an spielen durfte", sagte er sogar. Aber wer das Spiel gesehen hatte, konnte Jens Keller nur dazu gratulieren, den Neuzugang vom AC Mailand aufgestellt zu haben. Denn Boateng hatte hervorragend gespielt. "Kevin-Prince hat einfach die Autorität, die Präsenz auf dem Platz, er flößt dem Gegner Respekt ein, und er reißt andere mit", verkündete Sportdirektor Horst Heldt stolz.

Die Aura dieses Fußballers ist tatsächlich beeindruckend. Und auch die stabilisierende Wirkung von Dennis Aogo für die chronisch labile linke Schalker Abwehrseite trug ihren Teil zur besten Saisonleistung der Schalker bei. Aber aufgrund welcher Kräfte sich Spieler wie Roman Neustädter, Marco Höger oder Jefferson Farfan innerhalb weniger Tage von Fehlerproduzenten in Leistungsträger verwandelt haben, ist auch für Heldt ein Rätsel. "Ich sage ehrlich: Ich weiß es nicht", erwiderte er auf die Frage nach den Ursachen für die Metamorphose: "Es ist wohl eine Mischung aus dem Weiterkommen in der Champions League, den neuen Spielern und der guten Stimmung im Stadion."

Die beiden Neuzugänge scheinen also zu passen, obwohl sie nicht den besten Ruf genießen. Aogo gilt als eigensinnig und war in Hamburg suspendiert worden, weil er sich mit einem Kurztrip nach Mallorca von der 1:5-Niederlage gegen Hoffenheim erholte. Boateng hat schon immer den Ruf des bösen Buben. "Wir haben jetzt eine richtige Gangstertruppe", sagte Felipe Santana mit einem Lächeln.

Der Held des Tages war aber trotz der Euphorie um Boateng und Aogo Jefferson Farfan. Der Peruaner schlug den Freistoß, den Höger mit der Schulter zum 1:0 ins Tor lenkte (30.), und zehn Minuten vor dem Ende entschied er das Spiel, in dem er gefoult wurde und den Strafstoß dann selbst verwandelte. Die Offensive mit Farfan, mit dem unermüdlichen Adam Szalai, mit Boateng und Julian Draxler ist in jedem Fall Champions-League-würdig.

Und auch die Defensive scheint wieder zu funktionieren. Bis auf einen Kopfball von Emir Spahic (80.) nach einer Ecke hatte Bayer Leverkusen keine Torchance. Die Schalker vom vorigen Samstag wirkten wieder wie eine Spitzenmannschaft. Zumal Julian Draxler wohl bleiben wird, auch wenn Boateng ihn auf den linken Flügel verdrängt hat. "Wir wollen mit Julian weiter arbeiten, er will mit uns weiter arbeiten. Montag wird die Diskussion zu Ende sein", sagte Heldt.

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Am RandeBorussia Dortmund ist wieder Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. 25-Millionen-Mann Henrich Mchitarjan schoss den BVB mit seinen ersten Bundesliga-Toren am Sonntag zum 2:1 (1:1)-Sieg bei Eintracht Frankfurt und damit zurück an die Spitze. Die Dortmunder sind die einzige Mannschaft, die in dieser Saison alle ihre Bundesliga-Spiele gewonnen hat. Während die Borussia nun zwei Punkte vor dem FC Bayern München liegt, hat Frankfurt weiter nur drei Zähler. Die Führung für den BVB erzielte Mchitarjan nach schöner Vorarbeit von Jakub Blaszczykowski in der 10. Spielminute. Mit einer Einzelaktion sorgte der Götze-Nachfolger für den 2:1-Siegtreffer (56.). Er entwischte Johannes Flum und schoss aus 17 Metern mit links ein. Der erste Bundesliga-Treffer von Neuzugang Vaclav Kadlec (36.) vor 51 500 Zuschauern zum 1:1 war trotz eines couragierten Auftritts zu wenig für die Hessen. dpa

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