Der neue Boss

Gelsenkirchen · Roberto Di Matteo ist am Mittwoch als Trainer von Schalke 04 vorgestellt worden. Den Hebel bei den Königsblauen will der Italo-Schweizer in der Defensive ansetzen und warb um die Geduld der Fans.

Mit seinem Auftreten wurde Roberto Di Matteo den an ihn gerichteten hohen Erwartungen bei Schalke 04 schon einmal gerecht. Dunkler Anzug, weißes Hemd, moderne Krawatte - der neue Trainer der Königsblauen präsentierte sich bei seiner Vorstellung modisch schon mal reif für die Champions League .

Fokus auf der Defensive

Sportlich will der Italo-Schweizer den strauchelnden Fußball-Bundesligisten mit harter Arbeit wieder auf Kurs bringen und duldet keinen Widerspruch. "Es gibt nur einen Boss in der Kabine", stellte Di Matteo unmissverständlich klar. Auf den schwachen Saisonstart will der Nachfolger von Jens Keller mit Disziplin und einer verbesserten Defensive reagieren. Es ist eine gute Mannschaft, die nach vorne viel Potenzial hat. Sie hat aber in der Defensive einige Probleme. An der defensiven Organisation muss man arbeiten", sagte der 44-Jährige angesichts von zwölf Gegentoren in sieben Bundesligaspielen.

Sein neues Team lernte Di Matteo am Mittwochmorgen kennen. Einer kurzen Ansprache an die Mannschaft folgten Einzelgespräche mit ausgewählten Spielern, bei denen Sportvorstand Horst Heldt "sehr wache Gesichter" gesehen hatte. Vor seinem ersten Kontakt mit der Mannschaft hatte sich Di Matteo innerhalb "von 24 Stunden so viele Spiele angeschaut, wie ich konnte". Danach stand sein Urteil fest: "Ich habe viel Arbeit vor mir." Bei den Schalker Verantwortlichen und den Fans warb der mit einem bis Juni 2017 laufenden Vertrag ausgestattete Di Matteo vor seiner ersten Trainingseinheit heute schon einmal um Geduld. "Wir müssen an der Organisation auf dem Platz arbeiten und das Selbstvertrauen der Spieler wieder aufbauen. Da gibt es keine Wunder. Man muss Geduld und Zeit haben."

Die Geduld hatten die Schalker Verantwortlichen mit Keller zuletzt verloren. Nachfolger Di Matteo, der sechs Sprachen fließend spricht, wird seinen Vorgänger aber nicht kontaktieren. "Ich glaube nicht, dass ich mit Jens Kontakt aufnehmen werde", sagte Di Matteo, der den FC Chelsea mit einer extrem defensiven Taktik 2012 zum Champions-League-Sieg gegen den FC Bayern geführt hatte. "Das Finale war ein eigenes Spiel, wo man eine Taktik benutzt hat, um das Spiel zu gewinnen. Wenn man sich die Statistiken anschaut, wird man sehen, dass meine Mannschaften immer viele Tore geschossen haben", sagte Di Matteo, der Attilio Lombardo als Co- und Massimo Battara als Torwart-Trainer mitgebracht hat.

Nach seinem Rauswurf in Chelsea im November 2012 war Di Matteo ohne Job, nun brennt er auf seine Aufgabe in der "fantastischen Bundesliga". An den Zielen des Vereins mit der erneuten Qualifikation für die Champions League und dem Erreichen der K.o.-Runde in der Königsklasse will Di Matteo festhalten. Ob er dafür neue Spieler bekommt, ist noch offen. "Bis zur nächsten Transferperiode haben wir noch genügend Zeit, um uns ein Bild zu machen", sagte Heldt.

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