Der Neid-Faktor

Helsinki. Der Erfolg der deutschen Fußballerinnen liegt in der Mannschaftsleistung begründet. Doch auch der Neid-Faktor spielt eine Rolle. Bundestrainerin Silvia Neid scheint alles zu gelingen. Als Deutschland im Halbfinale der Europameisterschaft in Finnland an diesem Montag gegen Norwegen (3:1) durch das 0:1 von Isabell Herlovsen (10

Helsinki. Der Erfolg der deutschen Fußballerinnen liegt in der Mannschaftsleistung begründet. Doch auch der Neid-Faktor spielt eine Rolle. Bundestrainerin Silvia Neid scheint alles zu gelingen. Als Deutschland im Halbfinale der Europameisterschaft in Finnland an diesem Montag gegen Norwegen (3:1) durch das 0:1 von Isabell Herlovsen (10. Minute) aus dem Tritt geraten war, als alle Zeichen auf Niederlage standen und auch noch Kreativkraft Linda Bresonik mit einer Sprunggelenkverletzung ausfiel, schlug ihre Stunde: "Ich habe den Spielerinnen in der Halbzeit gesagt: Wenn wir so weiterspielen, können wir nach Hause fahren. Als sie die Kabine verlassen haben, wusste ich, dass sie das Spiel drehen werden."

Die Kabinenpredigt der temperamentvollen 45-Jährigen wirkte. Zudem nahm sie entscheidende Korrekturen vor, wechselte Simone Laudehr, Celia Okoyino da Mbabi und Fatmire Bajramaj ein. Allein vom glücklichen Händchen der Walldürnerin zu sprechen, weil alle drei trafen, würdigt ihre taktische und psychologische Meisterleistung nicht.

Neid, die Mannschaftsgeist über alles stellt, gibt Komplimente bescheiden weiter: "Ich freue mich darüber, wie die Spielerinnen in der zweiten Hälfte das umgesetzt haben, was wir in der Pause besprochen haben. Dass alle drei Eingewechselten getroffen haben, ist auch Glück."

Neid vereinigt alle Eigenschaften, die eine gute Trainerin auszeichnet. Sie ist akribische Arbeiterin, überlässt nichts dem Zufall. Sie ist streng, aber keine Diktatorin. Ältere im Kader dürfen sie duzen, Jüngere sagen respektvoll Frau Neid. Die Ex-Nationalspielerin hat Erfahrung aus 111 Länderspielen, großes Fachwissen, herausragende analytische Fähigkeiten. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) weiß Qualitäten der zuweilen unbequemen Trainerin zu schätzen, die als Assistentin von Tina Theune von 1996 bis 2005 an drei EM- und dem Weltmeister-Titel 2003 beteiligt war. DFB-Präsident Theo Zwanziger, der Neid 2003 mit einem Vertrag bis 2013 ausstattete, hat volles Vertrauen. Neid soll die Goldmission bei der WM 2011 im eigenen Land erfüllen. Er schwärmt: "Sie macht das hervorragend, mit Charme und Sachverstand. Wir könnten uns keine bessere Trainerin wünschen." dpa

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