Der Nächste, bitte

Gelsenkirchen · Nach der Trennung von Roberto Di Matteo sucht Schalke 04 mal wieder den Supertrainer. Die Gerüchteküche mit prominenten Namen quillt über. Auch Sportvorstand Horst Heldt steht auf der Kippe.

Der Meistermacher aus dem eigenen Haus sagte dankend ab, der Wunschkandidat hat schon seinen Traumjob: Nach der Trennung von Roberto Di Matteo sucht Schalke 04 mal wieder einen neuen Trainer - doch die Kandidaten reißen sich nicht um einen der Schleudersitze der Bundesliga.

Norbert Elgert winkte gleich nach seinem dritten Triumph mit den A-Junioren ab. "Nach 18 Jahren im Nachwuchsbereich brauche ich jetzt erstmal eine längere Pause, vielleicht eine Kur", sagte der 58-Jährige, Favorit vieler Fans, nach dem 3:1-Sieg seiner U19 im Finale um die deutsche Meisterschaft gegen 1899 Hoffenheim (siehe auch "Auf einen Blick"). Vielleicht in ein, zwei Jahren sei ein Aufstieg zu den Profis denkbar.

Wilmots bleibt in Belgien

Marc Wilmots, offenbar ganz oben auf der Liste, ist als Nationaltrainer Belgiens bis zur WM 2018 gebunden. Dass "Willi, das Kampfschwein", auf Schalke seit dem Uefa-Cup-Sieg 1997 ein Idol, die derzeit wohl meistversprechende Mannschaft Europas zugunsten seiner alten Liebe im Stich lässt, ist königsblaues Wunschdenken.

Gestern morgen hatte der böse abgestürzte Champions-League-Anwärter endlich bestätigt, was nach dem peinlichen 0:2-Saisonabschluss beim Hamburger SV längst nach draußen gedrungen war: Nach gut sieben Monaten ist das Missverständnis Di Matteo beendet. Schalke gab bekannt, dass der Italiener sein Amt niedergelegt habe - zwei Tage, nachdem Aufsichtsratschef Clemens Tönnies die Vereinsgremien bereits von der Trennung unterrichtet hatte. Ein Neuanfang sei "das Beste für alle Beteiligten", wurde Di Matteo auf der Homepage zitiert. Beim Bilanzgespräch mit Sportvorstand Horst Heldt sei deutlich geworden, "dass der Klub andere inhaltliche Schwerpunkte setzen möchte".

Was dem Italiener, 2012 mit dem FC Chelsea Champions-League-Sieger, einen Abgang als Gentleman ermöglicht, wirft für Heldt unangenehme Fragen auf: Die "unterschiedlichen Ansichten über die Zukunft", die der Manager jetzt feststellte, waren im Oktober, als Di Matteo noch sein Wunschtrainer war, nicht zu erkennen? Mit der Trennung vom vierten Cheftrainer im vierten Jahr seiner Amtszeit gerät Heldt immer mehr unter Druck. Für die meisten Fans ist der Ex-Nationalspieler ohnehin der Hauptgrund für den Absturz. Nicht nur bei den Trainern griff er zuletzt mehrmals daneben, auch seine Spielerverpflichtungen entpuppten sich zu oft als Flops - so wie die als Sündenböcke bereits aussortierten Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam.

Vieles deutet allerdings daraufhin, dass Heldt den 65. Trainer in der Schalker Vereinshistorie noch aussuchen darf und eine allerletzte Chance bekommt. Den 14. Übungsleiter in zehn Jahren zu finden, wird nicht leicht - nicht nur weil Elgert nicht will und Wilmots derzeit nicht kann. Ein drittes Engagement des Jahrhunderttrainers Huub Stevens , nach der Rettung des VfB Stuttgart wieder frei, wäre alles andere als ein Neubeginn. Der 61-Jährige deutete im Interview mit der Zeitung "Telegraaf" jedenfalls schon mal an, dass er eher eine andere Funktion im Blick hat: "Ich finde, dass man ab einem bestimmten Alter nicht mehr als Trainer vor einer Mannschaft stehen muss."

André Breitenreiter, der mit seiner Arbeit beim SC Paderborn, dem "krassesten Außenseiter aller Zeiten", überzeugte, gilt als B-Lösung. Eine Verpflichtung von Armin Veh , mit dem Heldt 2007 in Stuttgart den Meistertitel gewann und gut befreundet ist, hätte ein Geschmäckle. Bei einer Online-Umfrage der Bild erhielt übrigens Stefan Effenberg die meisten Stimmen.

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Auf einen BlickDie A-Junioren von Schalke 04 haben die deutsche Meisterschaft gewonnen. Am Pfingstmontag setzte sich das Team von Trainer Norbert Elgert im DM-Finale in Wattenscheid mit 3:1 (1:1) gegen die U19 von 1899 Hoffenheim durch. Vor 12 500 Zuschauern nutzte Hoffenheim seine erste Chance durch Joshua Mees in der 5. Minute zum 1:0. Mittelstürmer Mees ist in Lebach geboren und war 2011 vom 1. FC Saarbrücken nach Hoffenheim gewechselt, wo er in dieser Saison in 28 Spielen 23 Tore erzielte. Nach der Einwechslung in der 36. Minute von Jung-Profi Leroy Sane konnte Schalke den Rückstand aber durch Felix Schröter (44./57.) und Christian Sivodedov (74.) drehen. Der Bliesransbacher Marius Schley, der vor zwei Jahren vom FCS zu Schalke ging, wurde kurz vor Schluss eingewechselt. dpa/mwe

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