Der müde Weltmeister

Wiesbaden · Mehrere Hundert Fans und Oberbürgermeister Sven Gerich bereiteten dem matten, aber glücklichen Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg gestern in dessen Geburtsstadt Wiesbaden einen begeisterten Empfang.

 Er ist müde, kaputt, ausgelaugt. Aber der neue Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg genießt bei seinem Empfang in Wiesbaden das Bad in der Menge sichtlich. Foto: Arnold/dpa

Er ist müde, kaputt, ausgelaugt. Aber der neue Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg genießt bei seinem Empfang in Wiesbaden das Bad in der Menge sichtlich. Foto: Arnold/dpa

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Den Bembel Äppelwoi und den Handkäs konnte Nico Rosberg gerade noch halten - viel mehr ging nach dem Party-Marathon der vergangenen Tage nicht mehr. "Ich bin nicht bei 100 Prozent, vielleicht nur bei 40. Ich habe quasi durchgefeiert, wir haben richtig die Sau rausgelassen. Jetzt brauche ich doch mal ein bisschen Ruhe", sagte der müde und unrasierte Formel-1-Weltmeister, als er gestern Vormittag um kurz vor 10 Uhr in Jeans, T-Shirt und Lederjacke seiner Geburtsstadt Wiesbaden die Aufwartung machte.

"Ich bin hier geboren. Wenn ich an Deutschland denke, dann denke ich an Wiesbaden . Ich habe hier vor allem mit meiner Oma und meinem Opa viel Zeit verbracht. Das sind viele schöne Kindheitserinnerungen", sagte Rosberg, der im Hotel Nassauer Hof von zahlreichen Verwandten, Bekannten, einer riesigen Journalistenschar, unzähligen Fotografen und 14 Kamerateams begrüßt wurde. Das anschließende Bad in der Menge fiel an einem Werktag in der hessischen Landeshauptstadt natürlich bescheiden aus. Ein paar Hundert Fans waren dennoch gekommen, um den 31-Jährigen, der sich am Sonntag erstmals zum Weltmeister krönte, zu bejubeln. Rosberg nahm sich Zeit für Selfies und Autogramme.

"Langsam realisiere ich den Titelgewinn. Und da finde ich es cool, auch in Wiesbaden vorbeizuschauen und die Familie dabei zu haben. Ich möchte die Zeit so gut wie möglich genießen", sagte Rosberg: "Ich bin in den nächsten drei Wochen jeden Tag in einer anderen Stadt. Das ist alles ein bisschen kompliziert, aber das mache ich gerne - man wird ja nicht jeden Tag Weltmeister ."

In der Tat wird Rosberg, der via Facebook den Empfang in Wiesbaden angeregt hatte, in nächster Zeit nicht viel Erholung bekommen. Es stehen Besuche in den Mercedes-Werken in Brackley/England (heute) und Sindelfingen (Samstag) an, am Freitag bekommt Rosberg im Rahmen der Gala des Automobil-Weltverbandes Fia in Wien zudem offiziell die WM-Trophäe überreicht.

Dass Rosberg bei all dem Stress noch Zeit für einen Kurztrip nach Wiesbaden gefunden hatte, machte Oberbürgermeister Sven Gerich "stolz wie Bolle": "Das ist eine tolle Geste. Wann immer Nico wieder Weltmeister wird, muss sein erster Besuch natürlich wieder Wiesbaden gelten." Ob nach dem berühmten Sohn der Stadt nun auch eine Straße benannt wird, ließ der SPD-Politiker offen: "Dafür sind die Ortsbeiräte zuständig - allerdings hätte ich nichts dagegen."

Trotz der guten Laune in seiner Heimat blickte Rosberg während der Feierlichkeiten auch ein wenig nachdenklich zurück. "Es gab viele Rückschläge während der Saison, ich musste mich durchbeißen", sagte der Champion, der nicht mehr an die Normalisierung der Beziehung zu seinem Dauerrivalen im Mercedes-Rennstall, Lewis Hamilton , glaubt. "Es wird immer schwierig sein. Es ist fast unmöglich sein, eine gute Beziehung zu Lewis zu haben. Dazu ist die Rivalität zu groß. Wir sind im selben Team, es geht immer um den Titel", sagte Rosberg.

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 Handkäs und Äppelwoi für den Weltmeister: Oberbürgermeister Sven Gerich (links) und Nico Rosberg. Foto: Arnold/dpa

Handkäs und Äppelwoi für den Weltmeister: Oberbürgermeister Sven Gerich (links) und Nico Rosberg. Foto: Arnold/dpa

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Auf einen Blick Kein Heimrennen für den neuen Weltmeister : Formel-1-Champion Nico Rosberg und Co. fahren nächste Saison definitiv nicht in Deutschland. Das beschloss der Motorsport-Weltrat der Fia auf seiner Sitzung gestern in Wien. Der in der provisorischen Planung zunächst für den 30. Juli angesetzte Große Preis auf dem Hockenheimring fehlt im offiziellen Rennkalender für das Jahr 2017. Zuletzt hatten Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und auch Vertreter des Hockenheimrings dies bereits verkündet. Die neue Saison umfasst insgesamt 20 Rennen, Australien macht traditionell am 26. März 2017 den Auftakt. Spätestens nach dem Finale am 26. November in Abu Dhabi steht der neue Weltmeister fest. sid

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