Der Millionenwechsel ist perfekt

Wolfsburg. Nach tagelangen Dementis ist der spektakulärste Manager-Wechsel in der Geschichte der Fußball-Bundesliga perfekt: Klaus Allofs folgt dem Lockruf des großen Geldes und geht mit sofortiger Wirkung vom SV Werder Bremen zum Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg - angeblich für eine Ablöse von fünf Millionen Euro

 Probesitzen in der neuen Umgebung: Klaus Allofs wird heute als neuer starker Mann des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg offiziell vorgestellt. Foto: Lübke/dpa

Probesitzen in der neuen Umgebung: Klaus Allofs wird heute als neuer starker Mann des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg offiziell vorgestellt. Foto: Lübke/dpa

Wolfsburg. Nach tagelangen Dementis ist der spektakulärste Manager-Wechsel in der Geschichte der Fußball-Bundesliga perfekt: Klaus Allofs folgt dem Lockruf des großen Geldes und geht mit sofortiger Wirkung vom SV Werder Bremen zum Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg - angeblich für eine Ablöse von fünf Millionen Euro. Den Transfer des 55-Jährigen nach 13 Jahren in Bremen bestätigten gestern Aufsichtsrats-Mitglieder beider Vereine. Ein derartiger Manager-Wechsel während der laufenden Saison ist bisher einmalig in der Bundesliga-Geschichte.In Wolfsburg soll Allofs einen Vertrag bis 2016 erhalten und heute vorgestellt werden. In Bremen endet mit seinem Weggang (trotz Vertrages bis 2015) eine Phase seltener Kontinuität. Der Manager arbeitete seit Oktober 1999 bei Werder in verantwortlichen Positionen, zunächst als Vorstandsmitglied, zuletzt als Vorsitzender der Geschäftsführung. Jetzt wird er beim VfL Wolfsburg Nachfolger des am 25. Oktober entlassenden Felix Magath als Geschäftsführer Sport. Allofs soll Berichten zufolge sein Gehalt auf rund drei Millionen Euro pro Jahr verdoppelt haben und hat zudem bei Transfers mehr Geld als in Bremen zur Verfügung.

Am vergangenen Donnerstag waren die ersten Spekulationen über den bevorstehenden Wechsel aufgekommen. Allofs selber hatte dabei nicht immer ein gutes Bild abgegeben und mehrfach ein Angebot des VfL und Gespräche mit den Wolfsburgern dementiert. Der Manager hatte aber auch gesagt, dass es im Fußball ganz schnell gehen kann. Und so kam es dann.

Werder benötigt nun einen neuen Sportchef und einen neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung; Allofs hatte die Jobs zuletzt in Personalunion ausgeübt. Als Topkandidat wird neben Frank Baumann auch Dietmar Beiersdorfer gehandelt. Doch der arbeitet derzeit als Sportdirektor beim russischen Fußball-Erstligisten Zenit St. Petersburg. "Dazu möchte ich mich nicht äußern", antwortete Beiersdorfer gestern auf die Frage nach Werder.

Die Bremer Profis zeigten sich gestern wenig überrascht. "Wir konnten uns ja einige Tage darauf vorbereiten", sagte Stürmer Nils Petersen: "Jetzt müssen wir damit umgehen." Mit Blick auf das Nordderby am 24. November sagte Torwart Sebastian Mielitz: "In zwei Wochen sehen wir uns schon wieder."

Spieler und Offizielle des VfL Wolfsburg freuen sich indes auf den Wechsel. "Ich bin sehr glücklich", kommentierte der brasilianische Mittelfeldspieler Diego: "Er ist einer der besten Manager Deutschlands." Dass Werder-Trainer Thomas Schaaf seinem langjährigen Kollegen zum VfL folgt, gilt als unwahrscheinlich. Der Bremer Trainer wollte sich gestern nicht äußern. Magath-Nachfolger als Trainer ist derzeit Lorenz Günther-Köstner. "Die Klarheit ist das Wichtigste", sagte Köstner zum vollzogenen Transfer und lobte den neuen Kollegen: "Klaus bringt viel Erfahrung mit. Die Zusammenarbeit muss sofort stattfinden." dpa

Meinung

Transferperiode auch für Manager

Von SZ-RedakteurKai Klankert

Der Lockruf des Geldes hat schon so manchen schwach werden lassen. Nun also Klaus Allofs. Dass sich der 55-Jährige nach 13 Jahren bei Werder Bremen einer neuen Herausforderung stellen möchte, ist durchaus legitim. Dass er sich für einen Arbeitgeber entscheidet, der ihm ein ordentliches Salär zahlt und eine Spielwiese mit nahezu unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten verspricht, macht die Aufgabe naturgemäß reizvoller.

Aber: Warum unterbindet die Deutsche Fußball-Liga nicht endlich diese geldgesteuerten Nacht- und Nebel-Wechsel bei Trainern und nun auch Managern? Hier geht der Sportchef des SV Werder mit all seinem Wissen, den Interna, den Zahlen und Fakten zu einem direkten Konkurrenten. Und zwar von heute auf morgen. Die DFL sollte die Einführung von Transferperioden - wie bei den Profis - prüfen. Und zwar schnell.

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