Der Mann mit dem richtigen Timing
Aachen · Drei Dressur-Reiter auf den ersten drei Plätzen, dazu sehr starke Punktzahlen: Beim Großen Preis von Aachen beeindruckten die Deutschen. Bei den Springreitern war eine Sportlerin dagegen tief enttäuscht über die Olympia-Nominierungen.
Philipp Weishaupt hat überraschend den Höhepunkt beim größten Reitturnier der Welt gewonnen. Im Großen Preis von Aachen setzte sich der Springreiter aus Riesenbeck gestern im Sattel von Convall durch. Der 30-Jährige siegte vor 40 000 Zuschauern mit zwei Runden ohne Abwurf. Auf Platz zwei kam in dem Eine-Million-Euro-Springen der Brite Scott Brash mit Ursula. Dritter wurde der Spanier Sergio Alvarez Moya. Marcus Ehning aus Borken wurde als zweitbester Deutscher mit Pret A Tout Vierter.
"Ich kann es überhaupt nicht fassen", sagte Weishaupt. Der Mann besitzt offensichtlich Gespür für das richtige Timing, denn er hatte seiner amerikanischen Freundin Bliss Heers wenige Stunden vor dem Sieg einen Antrag gemacht. "Ich habe sie hier vor fünf Jahren kennengelernt. Jetzt haben wir uns verlobt an der Stelle, wo ich sie das erste Mal geküsst habe."
Den deutschen Dressurreitern dürfte indes das olympische Mannschaftsgold in Rio kaum zu nehmen sein: Angeführt von der Weltranglisten-Ersten Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage) mit ihrem starken Desperados feierten die Gastgeber in der Grand- Prix-Kür um den Großen Preis von Aachen einen Dreifach-Erfolg. 88,825 Prozentpunkte gab es für eine fast makellose Siegerkür, auf den Plätzen zwei und drei verkörperten Isabell Werth (Rheinberg/86,950) mit der hochveranlagten Stute Weihegold und Dorothee Schneider (Frankfurt/86,925) mit ihrem schüchternen jungen Pferd Showtime ebenfalls absolute Weltklasse. Das Trio hatte bereits am Samstag die Teamwertung von Aachen gewonnen.
"Die ersten Drei über 85 Prozent, das hat es hier noch nie gegeben, das ist unglaublich", sagte die sichtlich mitgenommene Bundestrainerin Monica Theodorescu. "Wir können sehr, sehr zuversichtlich nach Rio fahren."
Meredith Michaels-Beerbaum war gestern dagegen nicht nach Feiern zumute. Auch am Tag nach dem Olympia-Aus war der Springreiterin der Ärger anzusehen. Die Entscheidung, dass für sie in Rio nur die Reservistenrolle bleibt, traf die dreimalige Weltcup-Siegerin hart. "Wir sind unheimlich enttäuscht", sagte die 46-Jährige. Ihr Mann Markus Beerbaum gab zu: "Der Schreck sitzt auch heute noch tief." Das Unverständnis ist immer noch groß. "Wir waren unheimlich überrascht", sagte der Ehemann und Trainer: "Nach so einer Leistung das zu hören, ist sehr schwer." Michaels-Beerbaum hatte am Donnerstag im Nationenpreis mit Fibonacci zwei fehlerfreie Runden gezeigt und so zum CHIO-Sieg des deutschen Teams beigetragen.