Der Mann für die großen Schlagzeilen

Sotschi · Bernie Ecclestone hat mal wieder auf die Pauke geschlagen: Noch 2015 soll die Formel 1 den Besitzer wechseln. Es geht um Milliarden. Damit würde wohl das Ende einer Ära eingeleitet – mit ungeahnten Folgen.

Mit zwei, drei Worten mal eben die Formel 1 aus ihren Angeln heben? Für Bernie Ecclestone eine der leichteren Übungen. Die Königsklasse soll noch in diesem Jahr verkauft werden, das plauderte der 84-Jährige vor dem Großen Preis von Russland beiläufig aus. Drei Bieter seien es derzeit, "ich wäre überrascht, wenn es nicht bald über die Bühne geht", sagte Ecclestone.

Derartige Worte des gewieften Geschäftsmanns, der die Formel 1 seit über 40 Jahren führt, sind stets auch mit Vorsicht zu genießen. Doch kommt es zum baldigen Besitzerwechsel, würde das zweifellos für jede Menge Getöse sorgen. Die geradezu irrwitzige Gesamtsumme von rund sieben Milliarden Euro für die eigentlich kriselnde Serie steht im Raum. Es wäre der Anfang vom Ende der "Ära Ecclestone", und die Auswirkungen kaum abzusehen. Denn schon in den vergangenen Jahren entfernte sich die Formel 1 von ihren Wurzeln, zum Unmut der Fans fielen Europarennen wie der Grand Prix am Nürburgring weg, andere traditionsreiche Kurse müssen zittern - und das alles unter Ecclestone und dem recht passiven Mehrheitseigner CVC.

Die möglichen neuen Besitzer kommen aus recht neuen Märkten. Als Favorit gilt ein Konsortium aus dem Nahen Osten und den USA. Gemeinsam mit Katar Sports Investment (QSI) buhlt Milliardär Stephen Ross um die Anteile. QSI dürfte die weitere Stärkung des Motorsports in der Region ein Anliegen sein, schon jetzt steht neben Abu Dhabi und Bahrain ein Rennen in Katar auf der Agenda. Stephen Ross ist ein Mann aus dem US-Sport. Dem Immobilien-Mogul gehören die Miami Dolphins aus der amerikanischen Football-Profiliga NFL . Schon im Sommer war bekannt geworden, dass Ross und die Katarer zunächst die 35,5 Prozent von CVC und auch die gut fünf Prozent von Ecclestone erwerben wollen.

Der langjährige Mercedes-Sportchef Norbert Haug sagt zu den Gerüchten: "Ein Besitzerwechsel hat in der Vergangenheit nicht unbedingt geheißen, dass Bernie Ecclestone nicht mehr am Start war." Schon oft ließ Ecclestone durchblicken, dass er auch unter neuen Eigentümern Geschäftsführer bleibt.

Meinung:

Lautsprecher Ecclestone

Von SZ-RedakteurMark Weishaupt

Bernie Ecclestone denkt mal wieder laut - und schon sind alle in Aufruhr. Der 84-Jährige ist nicht nur ein guter Geschäftsmann, sondern auch ein Lautsprecher der ganz besonderen Art. Dass er jetzt den Verkauf der Formel ankündigt, kann auch nichts anderes als heiße Luft sein. Und vom Wahrheitsgehalt mal abgesehen: Dass Ecclestone sich selbst zurückzieht, daran glaubt sowieso niemand. Dafür spielt er viel zu gerne den Zampano.

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