"Der Mann der perfekten Nächte"

Madrid. Lucio (Foto: dpa) schaut angestrengt, fast grimmig. Jeder will vor dem Champions-League-Finale etwas von ihm wissen, und das wird ihm zu viel. Der Brasilianer spielt am Samstag mit seinem neuen Verein Inter Mailand gegen seinen alten, den FC Bayern München. Das ist selbst gemessen an seiner glanzvollen Karriere ein außergewöhnliches Spiel

Madrid. Lucio (Foto: dpa) schaut angestrengt, fast grimmig. Jeder will vor dem Champions-League-Finale etwas von ihm wissen, und das wird ihm zu viel. Der Brasilianer spielt am Samstag mit seinem neuen Verein Inter Mailand gegen seinen alten, den FC Bayern München. Das ist selbst gemessen an seiner glanzvollen Karriere ein außergewöhnliches Spiel. Aber er sagt dazu nur: "Dass es gegen Bayern geht, ist für mich nicht mit Emotionen verbunden. Wichtig ist, dass wir im Finale stehen. Das ist besonders."

Es fällt schwer, ihm das zu glauben. Nach fünf Jahren beim deutschen Rekordmeister macht es für Lucio natürlich einen Unterschied, ob er dieses Endspiel gegen Lyon bestreitet oder eben gegen den FC Bayern. Dort kennt er jeden Spieler, jeden Betreuer und jeden Funktionär. "Ich habe ihm direkt nach dem Halbfinale eine SMS geschrieben und gratuliert. Ich habe ihn immer gerne gemocht", sagt Bastian Schweinsteiger.

Seit seinem Wechsel hat sich für Lucio vieles positiv entwickelt. Als er im Juli 2009 für sieben Millionen Euro nach Mailand ging, klagte er: "Dieser Abschied war respektlos." Lucio schien nicht ins taktische Konzept von Louis van Gaal zu passen, während bei Inter alle froh sind, dass sie ihn haben. "Er ist genau die Verstärkung, die wir gesucht haben. Mit ihm sind wir den Anforderungen des modernen Fußballs noch mehr gewachsen", schwärmt Trainer José Mourinho. Nach dem Achtelfinal-Sieg gegen den FC Chelsea schrieb die "Gazzetta dello Sport": "Lucio, der Mann der perfekten Nächte." Er bekommt in Mailand das Vertrauen und die Anerkennung, die er zuletzt in München vermisst hat. Obwohl er heute sagt: "Ich weiß, dass bei Bayern gute Arbeit geleistet wird. Es war eine Super-Zeit."

Als "Sicherheits-Chef" von Inter hat sich der 32-Jährige in Italien verändert. Bei seinem alten Verein hielt man ihn für einen Hasardeur, manchmal stürmte er als Verteidiger wie ein wilder Stier nach vorn. Für einen Disziplin-Fanatiker wie van Gaal ist das ein Gräuel. Bei Inter bleibt Lucio dagegen meist hinten. Er hält dort die Abwehr um seine Kollegen Maicon, Walter Samuel und Javier Zanetti zusammen und erklärt: "José Mourinho hat mir vorgeschrieben, mich nur auf die Defensive zu konzentrieren. Wichtig ist, dass das Ergebnis stimmt." Italienischer kann man das im Fußball wohl kaum ausdrücken. dpa

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