Der lange Weg zurückDe Zordo und Heidler sind die Stars bei der Premiere in St. Wendel

Saarbrücken. Alexander Vieweg hat es nicht leicht. Dem in Leipzig geborenen Speerwerfer des SV schlau.com Saar 05 werden seit seinem bisher weitesten Wettkampf-Wurf aus dem Jahr 2008 - 83,27 Meter bedeuteten die Teilnahme an den Olympischen Spiele in Peking - Steine in den Weg gelegt. Nicht von seinem Umfeld, von Verbands-Funktionären oder seinem Trainer, sondern von seinem eigenen Körper

Saarbrücken. Alexander Vieweg hat es nicht leicht. Dem in Leipzig geborenen Speerwerfer des SV schlau.com Saar 05 werden seit seinem bisher weitesten Wettkampf-Wurf aus dem Jahr 2008 - 83,27 Meter bedeuteten die Teilnahme an den Olympischen Spiele in Peking - Steine in den Weg gelegt. Nicht von seinem Umfeld, von Verbands-Funktionären oder seinem Trainer, sondern von seinem eigenen Körper. Nach einer langen Verletzungspause kämpft sich Vieweg derweil Schritt für Schritt dorthin zurück, wo er schon einmal stand: mitten unter den besten Speerwerfern der Welt. Eine Etappe auf diesem steinigen Weg ist das neue Leichtathletik-Meeting an diesem Samstag im Sportzentrum St. Wendel (Beginn um 14 Uhr).Dort trifft Vieweg auf seinen Trainingspartner, den frisch gebackenen Speerwurf-Weltmeister von Daegu (Südkorea), Matthias de Zordo. "Als Matthias zu mir kam, hatte ich mit Alexander schon zwei Jahre lang trainiert. Alex war damals eigentlich der bessere Athlet als Matthias", erinnert sich Speerwurf-Bundestrainer Boris Henry, der beide Athleten auch für den SV Saar 05 in Saarbrücken trainiert, und ergänzt: "Nach der Verletzung hat ihn Matthias dann überholt. Aber Alex ist extrem zielstrebig, trainingsfleißig und total ehrgeizig. Er ist eigentlich ein prädestinierter Athlet."

Von dem eigenen Trainingspartner überholt zu werden und tatenlos zusehen zu müssen, wie dieser erst Vize-Europameister und jetzt Weltmeister wird, war nicht leicht für den 25 Jahre alten Vieweg. "Mit Matthias habe ich ein ganz gutes Verhältnis. Es ist halt nur traurig, dass dich so eine Geschichte gleich so weit zurückwirft. Du fängst quasi wieder bei null an", sagt Vieweg und deutet mit seiner Ergänzung an, was Trainer Henry an ihm so schätzt: "Der Athlet, der aus einer Verletzung lernt und danach wieder zurückkommt, schafft es auch wieder in die Weltspitze."

Mit dieser Vorgabe steckt sich Vieweg hohe Ziele: "Ich will auf alle Fälle zu Olympia 2012. Definitiv." Das große Ziel hat Vieweg schon im Hinterkopf, in St. Wendel muss er zunächst noch kleinere Brötchen backen: "Dort gilt es einfach, die Technik abzurufen und zu hoffen, dass was Gutes dabei rauskommt."

Dafür, dass er nach seiner Schulter-Operation (siehe Infokasten) und der anschließenden Reha wieder auf einem guten Weg ist, bedankt er sich bei seinem Umfeld: "Ich war nach der Diagnose schon niedergeschlagen. Aber das wäre wesentlich schlimmer gewesen, wenn ich nicht so ein gutes Umfeld gehabt hätte. Verbandstrainer Todd Henson, Sporttherapeut Oliver Mühlbredt, Physiotherapeut Markus Job und nicht zuletzt Boris Henry haben mir da sehr geholfen."

Der erste Speer, den er nach der Rehabilitation wieder in die Hand nahm, flog gerade einmal 15 Meter weit. "Ich hatte das Gefühl, dass die Schulter nicht zum Körper gehört", sagt Vieweg zu der ungewohnt flachen Flugkurve: "Aber man muss bedenken: Zu der Zeit habe ich zum Muskelaufbau Tennisbälle gegen eine Wand geworfen." Mittlerweile wuchtet Vieweg den Speer wieder in den Dunstkreis der 80-Meter-Marke und kündigt an: "Ich werde mich mit Sicherheit nicht mit 83,27 Metern aus der Speerwurf-Karriere verabschieden. Das treibt mich an."St. Wendel. Beim World Class Meeting in St. Wendel, das sich vor allem auf Wurfdisziplinen konzentriert, gehen an diesem Sonntag eine Reihe von Top-Athleten an den Start. Die Stars sind zweifelsohne Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo und Hammerwurf-Vizeweltmeisterin Betty Heidler. Im Speerwurf der Frauen treffen die Viertplatzierte der WM 2011, Christina Obergföll, die WM-Fünfte, Katharina Molitor, und die Saarbrückerin Esther Eisenlauer aufeinander. Im Hammerwurfring treten neben Heidler auch die Lokalmatadorin vom TV St. Wendel, Joana Hahn, und WM-Teilnehmerin Kathrin Klaas an. Im Weitsprung stehen Europameister Christian Reif und bei den Frauen WM-Teilnehmerin Bianca Kappler auf dem Plan. Die Wettbewerbe beginnen um 14 Uhr, bei der Premiere wird der Eintritt kostenlos sein. red

"Es ist

halt nur traurig, dass dich so eine Geschichte gleich so weit zurückwirft."

Speerwerfer

Alexander Vieweg

Hintergrund

Nach anhaltenden Problemen mit der Schulter seines rechten Wurf-Arms hatte sich Alexander Vieweg 2009 die Meinung von etwa 15 Ärzten eingeholt, ehe ihn sein Freund Dr. Frank Krämer an Dr. Mathias Ritsch nach Rosenheim vermittelte. Der stellte nach einer Kernspin-Untersuchung einen Riss in der Bizeps-Sehne fest. Noch während der Operation fand er die wirkliche Ursache der anhaltenden Symptome: der Abriss des hinteren "Labrums" - einer Gelenk-Lippe der Schulter.

Aufgrund dieser Verletzung, die Viewegs ausgeprägte Muskulatur wohl schon seit 2008 kompensiert hatte, traten Folgeerscheinungen wie die Anrisse des Infraspinatus (Schultermuskel im Oberarm), des Delta-Muskels über dem Schultergelenk und der Bizeps-Sehne im Oberarm auf. zen

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