Der Kreis schließt sich

Mannheim · Waldhof Mannheim ist Spitzenreiter der Fußball-Regionalliga Südwest. „Der Verein hat große Pläne und das passende Rezept dazu“, sagt einer, der dabei eine wichtige Rolle spielt: Ex-Bundesliga-Profi Hanno Balitsch.

Gestern hat er ZDF-Kommentator Béla Réthy beim Spiel zwischen Bayern München und dem FC Arsenal in der Champions League zugearbeitet. Sonntags ist er neben Holger Stanislawski und Simon Rolfes einer von drei Experten bei der ZDF-Sportreportage. Und nebenbei ist er Tabellenführer in der Fußball-Regionalliga Südwest: Hanno Balitsch. 343 Bundesliga-Spiele für den 1. FC Köln, Bayer Leverkusen , den FSV Mainz 05 , Hannover 96 und den 1. FC Nürnberg . Ein Länderspiel und 34 Europapokal-Spiele. Eine beeindruckende Bilanz eines Profis, der seit Beginn dieser Saison wieder für Waldhof Mannheim kickt.

"Ich bin in der A-Jugend zum Waldhof gewechselt und habe dort in der 2. Bundesliga meine Profi-Karriere begonnen. Jetzt schließt sich der Kreis, und ich bin wieder zurück", sagt der 34-Jährige, der mit Waldhof-Trainer Kenan Kocak in der Mannheimer A-Jugend spielte. Zwei Gründe gab es für Balitsch vor der Saison, seinen Vertrag bei Zweitligist FSV Frankfurt nicht zu verlängern. "Ich arbeite für das ZDF und baue mir gerade meine neue berufliche Zukunft auf. Parallel habe ich eine sportliche Zukunft gesucht. Allerdings musste dabei alles passen", sagt der Darmstädter, für den bei Waldhof alles passt: "Der Verein ist komplett auf die Zukunft eingestellt, hat große Pläne und das passende Rezept dazu. Die sogenannte Mannheimer Runde ist ein Sponsorenpool von 100 mittelständigen Unternehmen in Mannheim , die ein Ziel haben: Waldhof Mannheim soll innerhalb von drei Jahren in die 3. Liga." Er nennt solide Arbeit auf und neben dem Platz als Grund für die derzeitige Leistung.

"Wir haben noch nicht einmal die Hälfte des Etats, wie ihn die SV Elversberg und der 1. FC Saarbrücken oder die Offenbacher Kickers haben. Wir können auch in der Winterpause nicht mit Geld um uns werfen, um neue Spieler zu kaufen. Wir müssen haushalten. Aber wir sind eine Einheit auf dem Platz, definieren uns nur über das Team und den Zusammenhalt - und deswegen stehen wir in der Tabelle ganz oben", sagt der 34-Jährige.

Die Regionalliga ist ein Sammelbecken für Ex-Profis, die im Spätherbst ihrer Karriere noch ein paar Euro verdienen wollen, ehe die Schuhe an den Nagel gehängt werden. Eine Ausnahme war Timo Wenzel, der mit 35 Jahren zur SV Elversberg wechselte. Er wurde Leistungsträger, Führungsspieler, Kapitän und Identifikationsfigur des Clubs. "Ich kenne das Klischee vom Ex-Profi, der in der Regionalliga noch schnell Kasse machen will. Entscheidend ist, wie man sich sportlich und charakterlich in die Mannschaft einbringt. Außerdem wird bei uns auf eine gesunde Gehaltsstruktur geachtet. Nicht zuletzt deshalb funktionieren wir im Kollektiv bisher so gut", sagt Balitsch, der einen Einjahresvertrag hat. "Wir unterhalten uns im Laufe der Saison, ob eine gemeinsame Zukunft Sinn macht oder nicht. Ansonsten beende ich in Mannheim meine Karriere , dann schließt sich der Kreis", erklärt der Mittelfeldspieler, der - wie Wenzel in Elversberg - in Mannheim Leistungsträger, Führungsspieler, Kapitän und auf dem besten Weg zur Identifikationsfigur ist.

Es passt also. Waldhof ist Tabellenführer. In Internetforen heißt es oft "Hanno Balitsch - Fußball-Gott". Und die Zuschauerzahlen sind von 2900 in der Vorsaison auf 6700 gestiegen. "Moment", sagt Balitsch. "Wir sind ein Team, und das steht für den Erfolg. Mit Michael Fink haben wir einen extrem starken Innenverteidiger, mit Markus Scholz wahrscheinlich den besten Torhüter der Liga. Im Prinzip könnte ich alle aufzählen. Bei uns ist keiner wichtiger als der andere", sagt der 34-Jährige und kommt dabei überzeugend rüber - so wie auch auf dem Platz. Dort erwartet Mannheim am Samstag, 14 Uhr, den Tabellenzweiten SV Elversberg zum Topspiel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort