Der Körper lechzt nach einer Pause

Saarbrücken. "Es ist erst dann vorbei, wenn es vorbei ist." Diesen Rat gibt Rocky Balboa seinem Sohn im gleichnamigen Film. Immer wieder aufstehen, auch wenn das Leben hart zuschlägt - der Leitsatz des von Schauspieler Silvester Stallone im Kino verkörperten Box-Helden gilt auch für den saarländischen Turner Eugen Spiridonov

Saarbrücken. "Es ist erst dann vorbei, wenn es vorbei ist." Diesen Rat gibt Rocky Balboa seinem Sohn im gleichnamigen Film. Immer wieder aufstehen, auch wenn das Leben hart zuschlägt - der Leitsatz des von Schauspieler Silvester Stallone im Kino verkörperten Box-Helden gilt auch für den saarländischen Turner Eugen Spiridonov.Der Top-Athlet der TG Saar ist ein Kämpfer, der in seiner sportlichen Karriere trotz vieler Rückschläge immer an die Grenzen ging - solange sich ihm noch eine Chance bot. Doch eine Chance, sich an diesem Samstag in Frankfurt beim zweiten Qualifikationswettkampf für die Olympischen Spiele eines der fünf Tickets für London zu sichern, sieht Spiridonov nicht mehr.

Verletzungspech knockte den Mehrkampf-Spezialisten aus und ließ den Traum von Olympia platzen. "Ich habe gesundheitliche Probleme. Mein Körper braucht eine Auszeit", seufzt Spiridonov. Auf Anraten von Nationalmannschafts-Arzt Hans-Peter Boschert habe er sich Anfang der Woche schweren Herzens bei Bundestrainer Andreas Hirsch abgemeldet. Die Schmerzen in der rechten Schulter seien nach seinem Start bei den Europameisterschaften im Mai immer größer geworden, erzählt er sichtlich enttäuscht.

Bei den deutschen Meisterschaften, dem ersten Qualifikationswettkampf für Olympia, gab Spiridonov danach sein Bestes, doch die Form reichte nur noch für Rang sechs. Der Zug nach London war zu diesem Zeitpunkt fast schon abgefahren. Doch Spiridonov trainierte mit angezogener Handbremse weiter, stemmte sich gegen das drohende Olympia-Aus, bis der Körper plötzlich streikte.

"Ich habe an den Ringen einige Schwünge gemacht und gleich gemerkt, dass der Punkt erreicht ist, an dem es nicht mehr weitergeht", sagt Spiridonov. Probleme bereiten ihm auch die Fußgelenke. Die schmerzten so sehr, dass er am Boden und beim Sprung nur noch mit dicken Bandagen antreten könne. "Vor ein paar Jahren hätte ich diese Dinge schneller weggesteckt. Aber ich bin 30 Jahre alt. Da ist das nicht mehr so einfach", sagt er niedergeschlagen.

Bundestrainer Andreas Hirsch bedauert das Olympia-Aus des Saarländers. Die Absage seines Routiniers sei für das Team ein Verlust. "Eugen hat sich immer durch seine Zuverlässigkeit ausgezeichnet, durch beständige Leistungen auf hohem Niveau, aber auch durch seine charakterlichen Qualitäten. Dies verdient großen Respekt", sagt er.

Das Olympia-Aus sei aber nicht unbedingt gleichzusetzen mit dem Ende der internationalen Karriere, meint Hirsch. "Wir wissen ja nicht, wie sich sein gesundheitlicher Zustand entwickelt. Die Tür zur Nationalmannschaft steht weiter offen." Spiridonov hört die Worte des Cheftrainers gern. Die Nationalmannschaft sei weiterhin ein Thema, aber zunächst möchte er sein Trainingspensum runterfahren und sich auskurieren, um dann im Herbst für seine TG Saar in der Bundesliga wieder fleißig Punkte zu sammeln. "Bis dahin werde ich so fit sein, dass ich an drei, vier Geräten starten kann", verspricht er.

"Der Punkt ist nicht der, wie hart einer zuschlagen kann. Es zählt bloß, wie viele Schläge er einstecken kann und ob er trotzdem weitermacht", meint Rocky Balboa. Und Eugen Spiridonov macht weiter.

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