Der Körper des „Maestro“ zwickt

Köln · Der Körper streikt immer mehr. Eine Knieverletzung zwingt Roger Federer zum vorzeitigen Saisonaus. Olympia in Rio und die US Open finden definitiv ohne den Schweizer statt – wie es für den Superstar weitergeht, ist unklar.

Auf seinen Körper war in all den Jahren Verlass. Egal, ob auf dem Hartplatz, dem "heiligen Rasen" von Wimbledon oder dem Sand von Paris - die Strapazen der ATP-Tour verkraftete Roger Federer wie kaum ein anderer Tennisprofi. Auch dieses Urvertrauen ist es, das den Schweizer so stark gemacht und zu bislang 17 Grand-Slam-Titeln geführt hat. Doch langsam bröckelt diese Konstante. Das Knie macht momentan nicht mit. Dass der mittlerweile 35-Jährige am Dienstagabend den Verzicht auf Olympia in Rio de Janeiro und zusätzlich das vorzeitige Saisonaus erklärte, erscheint die logische Folge. Und doch ist es ein Schock - für die Tenniswelt und für ihn selbst.

Federer wandte sich mit emotionalen, aber auch klaren Worten direkt an seine Fans. Die Botschaft des erfolgreichsten Tennisspielers der Geschichte war deutlich: Soll die Karriere noch weitergehen, dann ist eine Pause die einzige Option. "Ich muss meinem Knie und meinem Körper die nötige Zeit geben", schrieb der Schweizer. Er sei "extrem enttäuscht" und habe diese "sehr schwierige Entscheidung" in Rücksprache mit seinen Ärzten getroffen, doch nur so könne sich sein Wunsch, "noch ein paar Jahre auf der ATP-Tour zu spielen", auch tatsächlich erfüllen.

Doch unklar bleibt, wie erfolgreich Roger Federer dann noch sein kann. In dieser so verkorksten Saison ist er ohne Titel geblieben, zum ersten Mal seit dem Jahr 2000. Federer war damals 19. Zwar mit einem überragenden Talent gesegnet, aber eben noch zu unerfahren.

Diesmal ist es anders. Körperliche Probleme zogen sich wie ein roter Faden durch die Saison. Im Januar ließ sich Federer am Knie operieren. Dann verschob er seine Rückkehr wegen eines Magen-Darm-Infekts. Und durch die immer wiederkehrenden Rückenprobleme kam der "Maestro" auch in der anschließenden Sandplatz-Saison nicht in Schwung. Der negative Höhepunkt schien erreicht, als er seinen Verzicht auf die French Open erklärte und damit die beeindruckende Serie von 65 aufeinanderfolgenden Teilnahmen an Grand-Slam-Turnieren riss. Doch nach der Nachricht von Dienstagabend ist das Makulatur: Federer steht mehr denn je vor einer ungewissen Zukunft.

Zumal der Schweizer selbst einige Fragen offen ließ. Hat er die Kraft, sich auch im fortgeschrittenen Tennisalter wieder in die Spitze zu kämpfen? Machen der Körper und die Psyche mit? Und wie schwer sind die Verletzungen überhaupt, die den "Maestro" zu dieser radikalen Entscheidung zwangen?

Die Antworten kennt einzig Federer selbst. "Mir zeigt diese Erfahrung, wie glücklich ich mit derart wenigen Verletzungen in meiner Karriere sein kann", schrieb er: "Die Liebe, die ich für Tennis, die Wettkämpfe und Turniere sowie natürlich für die Fans habe, ist intakt. Ich werde alle Energie daransetzen, stark und gesund zurückzukehren."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort