Der „Knurrer“ mit der sanften Strenge

Hamburg · Der VfB Stuttgart schickt sich an, ein turbulentes Jahr versöhnlich zu beenden. Nach dem Sieg im Kellerduell beim Hamburger SV ist die Erleichterung groß. Beim HSV herrscht dagegen Ohnmacht – und Kapitän Rafael van der Vaart attackierte einen Journalisten.

Der "Knurrer" Huub Stevens war in Plauderlaune. "Ich komme immer noch sehr gerne hier her", sagte der Trainer des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart nach dem 1:0 (1:0)-Sieg am Dienstagabend bei seinem Ex-Club Hamburger SV : "Die Fans sind super. Ich hoffe, dass nicht nur wir, sondern auch der HSV in der Liga bleibt." Er wirkte gelöst nach dem vierten Saisonsieg der Stuttgarter. Seine Spieler zeigten in dem Kellerduell, dass sie den Ernst der Lage begriffen haben - und steckten dabei den Platzverweis für Georg Niedermeier (53. Minute) wegen einer Notbremse wie selbstverständlich weg. Der Verteidiger wurde gestern für ein Spiel gesperrt. "Wenn du in Unterzahl spielst, geht es nur noch darum, die Führung über die Zeit zu kriegen", sagte Stevens und lobte seine Mannschaft: "Meine Jungs haben bravourös gekämpft, ein ganz großes Kompliment dafür."

Mit dieser Mentalität und diesem Kampfgeist winkt dem VfB ein halbwegs versöhnlicher Jahresausklang nach turbulenten Monaten mit der Entlassung von Sportdirektor Fredi Bobic und dem Rücktritt von Trainer Armin Veh . Zumal die Stuttgarter, die unter Stevens sieben Punkte aus vier Spielen holten, auch taktisch dem HSV überlegen waren. Das Tor von Florian Klein (42.) hatte sich angedeutet. 62 Prozent Ballbesitz gewährte der fünfmalige deutsche Meister Stuttgart zwar dem sechsmaligen Titelträger aus Hamburg . Doch 16:8 Torschüsse zeugten von einer Überlegenheit der Gäste.

"Die Erleichterung ist sehr groß, auch weil wir die Punkte gegen einen Mitkonkurrenten gewonnen haben", sagte VfB-Sportdirektor Jochen Schneider. Angesprochen auf das Heimspiel gegen Aufsteiger SC Paderborn am Samstag (15.30 Uhr), kehrte jedoch sanfte Strenge in die Gesichtszüge von Stevens zurück: "Das wird ein ganz anderes Spiel. Der Sieg gegen den HSV war nur ein kleiner Schritt."

Der VfB-Sieg riss die Hamburger wieder in den Abstiegsstrudel. Drei Heimsiege in Serie hatten die Probleme beim Bundesliga-Dino überdeckt - nun klaffen die alten Wunden wieder auf. Der HSV hat in 16 Spielen neun Tore erzielt - wie Braunschweig zum gleichen Zeitpunkt in der vergangenen Saison. Die Eintracht stieg als Tabellenletzter ab. Sinnbildlich für die HSV-Ohnmacht: Kapitän Rafael van der Vaart . Er geriet mit einem TV-Journalisten aneinander. "Hast du schlecht geschlafen?", herrschte er Sky-Reporter Rolf Fuhrmann an. Dieser hatte ihn auf seinen Fehlpass vor dem Gegentor und einen Zusammenstoß mit Niedermeier angesprochen. "Soll ich dafür eine Rote Karte kriegen? Was stellst du mir für Fragen?", fragte van der Vaart angefressen.

Bei der besten HSV-Chance traf van der Vaart mit einem Freistoß die Latte (55.). Mehr brachte das im Sommer für mehr als 25 Millionen Euro verstärkte Team nicht zustande. Pfiffe der Fans nach 30 Minuten waren die Folge. "Das Spiel muss so viel Wut über die eigene Leistung auslösen, dass es in Leistung umgesetzt werden kann", forderte Sportdirektor Peter Knäbel vor der Partie bei Schalke 04 am Samstag (15.30 Uhr). Dabei muss Trainer Joe Zinnbauer van der Vaart (fünfte Gelbe Karte) und Pierre-Michel Lasogga (Oberschenkelzerrung) ersetzen.

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