Der Kleinste war der Größte

Bremen. Ausgerechnet Piotr Trochowski, der im ersten Teil des norddeutschen "Derby-Festivals" vor einer Woche im Pokal noch eine Stunde auf die Bank verbannt worden war, schoss das Tor zur gelungenen Revanche des HSV bei Werder Bremen - und das bei nur 169 Zentimetern Körpergröße mit einem Kopfball

 Piotr Trochowski vom HSV köpfte gegen Werder Bremen im Uefa-Pokal-Halbfinale das 1:0-Siegtor. Dabei ist der Mittelfeldspieler nur 169 Zentimeter groß. Foto: dpa

Piotr Trochowski vom HSV köpfte gegen Werder Bremen im Uefa-Pokal-Halbfinale das 1:0-Siegtor. Dabei ist der Mittelfeldspieler nur 169 Zentimeter groß. Foto: dpa

Bremen. Ausgerechnet Piotr Trochowski, der im ersten Teil des norddeutschen "Derby-Festivals" vor einer Woche im Pokal noch eine Stunde auf die Bank verbannt worden war, schoss das Tor zur gelungenen Revanche des HSV bei Werder Bremen - und das bei nur 169 Zentimetern Körpergröße mit einem Kopfball. Fans und Mitspieler ließen den kleinen Matchwinner nach dem 1:0 im Uefa-Cup-Hinspiel hochleben. Doch der Nationalspieler blieb auf dem Boden. "Das Tor fühlt sich gut an, aber noch ist nichts entschieden", sagte Trochowski mit Blick auf das Rückspiel am Donnerstag und warnte: "Es ist auch gefährlich."

Kein Geschenk für Schaaf

Es war symptomatisch für das zweite von vier Nord-Derbys, dass der kleinste Mann auf dem Platz mit dem ersten Kopfballtor seiner Profi-Karriere traf und der 14 Zentimeter größere Clemens Fritz nur brav zuschaute. "Wenn man so Begleitschutz gibt, muss man sich nicht wundern", kritisierte Werder-Trainer Thomas Schaaf, der an seinem 48. Geburtstag kein sportliches Geschenk bekam. Bei dem Treffer war zu sehen, "wie passiv wir waren in der ersten Halbzeit". Erst nach dem Wechsel wachten die Bremer auf, konnten den verdienten HSV-Sieg aber nicht mehr verhindern und mussten froh sein, dass sie bei Kontern nicht noch einen Gegentreffer kassierten.

"Es ist nicht so einfach, mit der Größe ein Kopfballtor zu machen", gab Trochowski grinsend zu und witzelte: "Heute war ich 2,50 Meter beim Kopfball." Viel wichtiger als der Treffer war für den Nationalspieler indes die Reaktion auf das Pokal-Aus gegen die Bremer in der vergangenen Woche: "Wir haben eine gefestigte Truppe", versicherte Trochowski: "Die Moral im Team stimmt." HSV-Trainer Martin Jol (Foto: dpa) erklärte mit Genugtuung: "Wir haben gezeigt, dass wir auch nach Rückschlägen zurückkommen können." Dem Pokal-Aus gegen Werder folgte in der Bundesliga ein 0:2 gegen Dortmund, die bisher erfolgreiche Saison schien den Hamburgern zu entgleiten. Von der Schwarzmalerei ließ sich der HSV nicht beeindrucken und hat deutliche Vorteile, den Einzug ins Endspiel am 20. Mai in Istanbul zu erreichen.

Von einer Vorentscheidung mochte allerdings keiner sprechen, zu groß ist der Respekt vor den Bremern und zu knapp waren die ersten beiden Teile der "Vier-Chancen-Tournee". "Wir können uns nicht sicher sein", mahnte Jol: "Keiner denkt, dass wir schon durch sind. Das Einzige, was wir denken, ist, dass ein Auswärtstor immer wichtig ist und dass es noch besser ist, wenn der Gegner keins schießt." Der ehemalige Werder-Spieler Frank Rost erinnerte seine Hamburger Kollegen: "Bremen hat viel Europa-Cup Erfahrung und hat schon viele Spiele gedreht."

Doch zunächst geht die Bundesliga weiter. Während Werder am Sonntag (17 Uhr) in Köln ran muss, hat der HSV zeitgleich Hertha BSC zu Gast. Die Berliner liebäugeln noch mit der Champions League. "Gewinnen wir am Sonntag, können wir über andere Dinge reden als den Uefa-Cup", sagte Herthas Steve van Bergen, der den verletzten Arne Friedrich vertritt. "Wenn wir am Sonntag in Hamburg gewinnen, ist alles möglich", meinte Hertha-Manager Dieter Hoeneß. In diesem Spiel sind im Übrigen die minimalistischen Meisterschaftsanwärter unter sich: Jeweils 13 Mal sicherten sich Hamburg und Hertha BSC ihre Erfolge mit nur einem Tor Unterschied.

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