Handball-EM in Kroatien Der Kapitän kämpft gegen die Formkrise

Varazdin · Uwe Gensheimer ist im letzten und entscheidenden Hauptrundenspiel der Handball-EM gegen Spanien heute besonders gefordert.

 Deutschlands Kapitän Uwe Gensheimer (links) stützt sich auf die Knie. Nicht nur die jüngste Niederlage gegen Dänemark setzt ihm zu, vor allem auch seine eigene schwache Leistung.

Deutschlands Kapitän Uwe Gensheimer (links) stützt sich auf die Knie. Nicht nur die jüngste Niederlage gegen Dänemark setzt ihm zu, vor allem auch seine eigene schwache Leistung.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Körperpflege, Wellness, ein gemeinsames Abendessen mit dem Team: Uwe Gensheimer genoss den spielfreien Tag in vollen Zügen. „Es hat uns gutgetan, mal nicht so viel mit Handball am Hut zu haben“, sagte Gensheimer. Die durchwachsenen EM-Auftritte haben ihre Spuren hinterlassen beim Kapitän der deutschen Handballer.

„Ich weiß, dass ich noch nicht gespielt habe, wie ich es von mir gewohnt bin und es andere von mir gewohnt sind“, sagte Gensheimer: „Das tut ein Stück weit weh, aber ich werde nicht aufgeben, es zu probieren. Auch gegen Spanien.“

Soll sein großer Traum von einem Titel mit der deutschen Nationalmannschaft nicht schon in der Hauptrunde platzen, das weiß Gensheimer, dann muss im „Endspiel um das Halbfinale“ gegen die Iberer heute Abend (20.30 Uhr/ZDF) eine Leistungssteigerung her. Auch und vor allem bei ihm.

Kaum Gefahr im Gegenstoß, schwache Wurfausbeute vom Siebenmeterpunkt, Wackler in der Defensive: Die bisherigen Vorstellungen Gensheimers bei der EM geben Rätsel auf. Dem 31-jährigen Starspieler von Paris St. Germain fehlen die Leichtigkeit und der Killerinstinkt, die ihn im Verein seit Jahren auszeichnen. Die Tormaschine stockt. Der Mann mit dem genialen Handgelenk wirkt gehemmt.

Nach starkem Turnierauftakt und neun Toren gegen Montenegro zeigte die Formkurve des Königsklassen-Torschützenkönigs in den folgenden Spielen nach unten. Gegen Slowenien verwarf Gensheimer gleich drei Siebenmeter, im Anschluss an die Partie gegen Dänemark (25:26) gab es sogar öffentliche Kritik vom Bundestrainer Christian Prokop. „Ich war mit der Leistung auf Linksaußen nicht hundertprozentig zufrieden“, begründete Prokop die frühe Auswechslung seines Kapitäns. Nachdem er tags zuvor für viele überraschend den Kieler Rune Dahmke nachnominiert hatte, ließ er Gensheimer gegen Dänemark nach einer schwachen Anfangsphase fast die gesamte Partie auf der Bank schmoren. Dahmke bekam anschließend ein Sonderlob.

Den lahmenden Gegenstoß hat Prokop als eines der Hauptprobleme des deutschen Offensivspiels ausgemacht. Obwohl die Abwehr inzwischen einen überragenden Job macht, fallen bislang kaum leichte Tore. „Gerade beim Thema Tempospiel müssen wir uns deutlich steigern, wenn wir eine Chance haben wollen“, sagte Prokop mit Blick auf die Partie gegen Spanien – eine klare Ansage an Gensheimer und Co.

Gensheimers Geschichte mit der Nationalmannschaft ist seit jeher eine besondere. Seit seinem Debüt im Jahr 2005 ist der gebürtige Mannheimer immer mehr in die Rolle einer prägenden Figur im Team des Deutschen Handball-Bundes gewachsen. Doch ein Titel im Trikot mit dem Adler auf der Brust fehlt dem trickreichen Torjäger noch immer. Das EM-Finale 2016, den großen Triumph unter dem damaligen Trainer Dagur Sigurdsson, musste Gensheimer verletzt von der Tribüne aus verfolgen.

Im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft in Frankreich war ihm unter schwierigsten Umständen erneut der große Coup verwehrt geblieben. Wegen des plötzlichen Todes seines Vaters reiste Gensheimer erst verspätet an. Das Aus im Achtelfinale gegen Katar war eine sportliche Enttäuschung. Ein Nackenschlag, der sich in Kroatien nicht wiederholen soll.

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