Der Kaiser soll es für München richten

Durban. Der Fußball-"Kaiser" soll's richten: Mit Franz Beckenbauer als Überraschungsgast wollen Münchens Olympia-Macher im Bewerbungs-Endspurt vor dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Durban die "Herrn der Ringe" auf ihre Seite ziehen

Durban. Der Fußball-"Kaiser" soll's richten: Mit Franz Beckenbauer als Überraschungsgast wollen Münchens Olympia-Macher im Bewerbungs-Endspurt vor dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Durban die "Herrn der Ringe" auf ihre Seite ziehen. Der 65-Jährige soll im Dreikampf mit dem südkoreanischen Favoriten Pyeongchang und dem französischen Außenseiter Annecy um die Winterspiele 2018 erfolgreich das ihm eigene Sieger-Gen einbringen."Ich halte die Daumen. Ich werde auch vor Ort sein", sagte Beckenbauer. Alles zählt im Endspurt, um noch zu punkten. "Das wäre natürlich für mich als geborener und waschechter Münchner ein wunderschönes Geschenk." Aber kein Selbstläufer. "Es ist keine gemähte Wiesn, wie wir in Bayern sagen", erklärte Beckenbauer. Er kämpft "aus voller Überzeugung" für ein bayerisches Wintermärchen: "Immer noch erinnere ich mich mit großer Freude an das Jahr 1972 mit den Sommerspielen in München und an 2006, in dem wir in München die Fußball-Weltmeisterschaft eröffnet haben."

Der "kaiserliche" Einsatz könnte ein gutes Omen sein. Am 6. Juli 2000 erhielt Deutschland - angeführt von der Galionsfigur Beckenbauer - in Zürich den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Auf den Tag genau elf Jahre später soll an diesem Mittwoch, dem 6. Juli 2011, der Traum vom bayerischen Wintermärchen in München, Garmisch-Partenkirchen und am Königssee in Erfüllung gehen.

Beckenbauers weltweite Strahlkraft und sein besonderes Charisma sollen bei der IOC-Vollversammlung in Südafrika eine weitere Trumpfkarte sein. "Ich freue mich sehr, dass er uns unterstützt. Franz Beckenbauer ist eine faszinierende Persönlichkeit", sagte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude.

Olympia-Renaissance in München, Neuland in Pyeongchang oder dramatische Bergkulisse in Annecy: Das IOC muss sich bei der Vergabe für die Erweiterung der olympischen Welt oder das Festhalten an Bewährtem entscheiden. Die Isar-Metropole geht mit den zweitbesten Vornoten hinter dem südkoreanischen Favoriten in den Schlussspurt des 44 Monate langen Bewerbungsmarathons. Annecy ist Außenseiter. IOC-Präsident Jacques Rogge wird morgen gegen 17.25 Uhr im "International Convention Center" in Durban den glücklichen Gewinner ausrufen.

"Wir sind angetreten, um zu siegen", verkündete Katarina Witt. Doch selbst Münchens wettkampfgestählte Chefrepräsentantin wird jeden Tag aufgeregter. Die Unberechenbarkeit der IOC-Mitglieder zerrt an den Nerven der zweifachen Eiskunstlauf-Olympiasiegerin. Nach den letzten Bewerbungspleiten mit Berchtesgaden (Winter 1992), Berlin (Sommer 2000) und Leipzig (Sommer 2012) hat sich München 2018 als Gegenentwurf zu Pyeongchang positioniert.

DOSB-Präsident Thomas Bach ist für sportpolitische Kompetenz zuständig, Witt für Gefühle und Herzlichkeit. Bundespräsident Christian Wulff bringt Sicherheitsgarantien und die Zustimmung der Politik mit ein, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude den Lokalkolorit, und Bewerbungschef Bernhard Schwank erklärt die technischen Details des Konzepts. Die alpine Doppel-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch, die zwölfmalige Paralympics-Siegerin Verena Bentele und IOC-Mitglied Claudia Bokel haben die Aufgabe, als glaubwürdige Athleten "freundliche Spiele" zu verkaufen. Und dann ist da noch der "Kaiser" höchstpersönlich . . . dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort