Der HSV als Chelsea-Reserve

Hamburg. Hundertdreizehn! So lautet die Antwort auf die Frage: Wie viele Minuten kamen in der vergangenen Rückrunde HSV-Spieler zum Einsatz, die aus der eigenen Jugend stammen? Diese 113 Minuten verteilen sich auf die drei Kurzeinsätze von Tunay Torun. Der türkische Stürmer wechselt in diesem Sommer übrigens nach Berlin zu Aufsteiger Hertha BSC

 Sportdirektor Frank Arnesen baut den HSV um - mit jungen Spielern vom FC Chelsea. Foto: dpa

Sportdirektor Frank Arnesen baut den HSV um - mit jungen Spielern vom FC Chelsea. Foto: dpa

Hamburg. Hundertdreizehn! So lautet die Antwort auf die Frage: Wie viele Minuten kamen in der vergangenen Rückrunde HSV-Spieler zum Einsatz, die aus der eigenen Jugend stammen? Diese 113 Minuten verteilen sich auf die drei Kurzeinsätze von Tunay Torun. Der türkische Stürmer wechselt in diesem Sommer übrigens nach Berlin zu Aufsteiger Hertha BSC. So viel zum Thema Nachwuchsarbeit beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV. Stattdessen bekamen immer wieder Altstars wie Zé Roberto (36) oder Ruud van Nistelrooy (34) die Gelegenheit, ihre Rente aufzubessern. Das alles soll und muss nun anders werden. Soll, weil die neue sportliche Leitung um Sportdirektor Frank Arnesen und Trainer Michael Oenning es so will. Und muss, weil schlicht und ergreifend das Geld fehlt und den Verantwortlichen gar keine andere Wahl bleibt. "Wir müssen Etat- und Gehaltskosten herunterfahren", kündigte Vorstandschef Carl E. Jarchow an.Zumindest was den Altersdurchschnitt angeht, ist der HSV unter dem neuen Sportchef Frank Arnesen auf einem guten Weg. Zé Roberto, van Nistelrooy sowie Torwart-Oldie Frank Rost (37) oder auch Collin Benjamin (32) haben keine neuen Verträge bekommen. Weitere Trennungen im Bereich der Topverdiener sind angedacht. So gehören auch die Verteidiger Guy Demel (30) sowie die zuletzt verliehenen David Rozehnal (30) und Alex Silva (26) zu den Profis, die man bis zum 30. August gerne verkaufen würde. Da ihre Verträge 2012 enden, brächten sie nämlich kommenden Sommer kein Geld mehr in die klammen Kassen.

Ersatz hat Arnesen schon besorgt: Der Däne lässt ganz einfach die guten Kontakte zu seinem ehemaligen Arbeitgeber spielen. Beim englischen Vizemeister FC Chelsea war er als Nachwuchsleiter, Chefscout, Chefanalytiker und Sportdirektor tätig, bevor er nun beim HSV anheuerte. Arnesen holt also nicht die Katze im Sack, wenn er die Talente des Londoner Klubs reihenweise nach Hamburg lotst. Nach dem Italiener Jacopo Sala (19), dem Türken Gökhan Töre (19) und dem Engländer Michael Mancienne (23) wird auch der Holländer Jeffrey Bruma (19) ab der kommenden Saison nicht mehr für die Blues, sondern für die Rot-Hosen auflaufen.

Junge, deutsche Spieler, mit denen sich die Fans identifizieren können, fehlen weiterhin. Aber auch das soll sich ändern: "Ich will die U23-Mannschaft näher ans Stadion bringen", sagt Arnesen. "Wann immer es möglich ist, soll die Nachwuchsmannschaft zeitgleich mit den Profis auf dem Nebenplatz trainieren. Jeder, der auf dem Nebenplatz trainiert, will auf den Hauptplatz - und von da in die Arena." dapd

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