Der Höhepunkt endet in einem Desaster
Berlin · Er wollte eine Medaille gewinnen, aber als vorne die Post abging, fiel Andreas Waschburger weit zurück. Der Freiwasserschwimmer aus Saarbrücken kam im Zehn-Kilometer-Rennen der EM nur auf Rang 20.
Alles hat Freiwasserschwimmer Andreas Waschburger in den vergangenen Monaten auf diesen Moment ausgelegt. Seinen Trainings- und Wettkampfplan auf dieses Zehn-Kilometer-Rennen bei der Heim-EM in Berlin abgestimmt. Mit einem enttäuschenden 20. Platz endete der Höhepunkt für den Saarbrücker allerdings in einem Desaster.
Die ersten Plätze - dort, wo Waschburger landen wollte - machten andere unter sich aus. Der Niederländer Ferry Weertmann siegte vor dem deutschen Freiwasser-Rekordweltmeister Thomas Lurz, der sich am Tag zuvor die Bronzemedaille über die fünf Kilometer gesichert hatte. Dritter wurde der Russe Jewgeni Dratzew.
"Ich wollte auf jeden Fall um eine Medaille schwimmen", sagte Waschburger am Freitag, einen Tag nach dem Rennen , immer noch niedergeschlagen: "Das habe ich so nicht erwartet, und so habe ich mich auch nicht gefühlt." Vielmehr sah es zunächst so aus, als könnte er an seine Leistung beim Weltcup-Sieg in Kanada vor gut drei Wochen anknüpfen, als er auf eben jener Distanz vollauf überzeugte. Lange schwamm der Saarbrücker in Berlin ganz vorne unter den besten Dreien mit. "Bei Kilometer fünf hab ich dann einen Schlag in den Unterleib abbekommen", sagte Waschburger, der daraufhin mehrere Plätze einbüßen musste: "Ich habe mich dann nochmal zusammengerissen und mich wieder vorgekämpft."
Nicht dass es im Freiwasserschwimmen glimpflich zugeht, "aber das gestern war schon extrem", sagte Waschburger, dem kurz darauf die Schwimmbrille heruntergeschlagen wurde. "Das hat mich zu viel Kraft und Zeit gekostet", analysierte er.
Dass er sich in der letzten Runde noch acht Plätze nach vorne schwimmen konnte, ist für ihn kein Trost. "Das Rennen war ein einziger Kampf", sagte er, "der 20. Platz ist schon bitter, aber so will ich mich auf keinen Fall von der EM verabschieden". Vielmehr will er an diesem Sonntag über die nicht olympische Distanz von 25 Kilometern (Beginn 9 Uhr) noch einmal angreifen. "Ich bin die 25 Kilometer lange nicht mehr geschwommen", räumte er ein, "aber ich bin hochmotiviert". Umso mehr, da das Rennen über seine Paradestrecke alles andere als gut verlief. "Ich versuche, das jetzt zu vergessen und nach vorne zu schauen", sagte Waschburger.
Für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr sieht er wie für die 25 Kilometer bei dieser EM noch alle Chancen. "Der zweite Startplatz für die WM ist auf jeden Fall noch offen", sagte Waschburger. Der erste scheint, wie in den Jahren zuvor, wohl an Thomas Lurz zu gehen, an dem nach seinen starken Leistungen in Berlin sowohl über fünf, als auch über die zehn Kilometer kein Weg vorbei führt. "Den zweiten Platz werden wir wohl im nächsten Jahr ausschwimmen", sagte Waschburger, der seinen Ziele jetzt wieder ganz neu ausrichten muss.
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Auf einen BlickFreiwasserschwimmerin Isabelle Härle hat bei der EM in Berlin den ersten deutschen Titel gewonnen. Die Team-Weltmeisterin siegte am Donnerstag über fünf Kilometer. "Ich war die letzten drei Tage so nervös, ich kann im Moment gar nicht so viel denken und fühle auch nicht so viel. Ich bin irgendwie fertig", sagte die überwältigte Härle.An diesem Samstag (10 Uhr) geht Härle mit Thomas Lurz und Rob Muffels auf Medaillenjagd im Teamwettbewerb. Das Trio, das Bundestrainer Stefan Lurz am Donnerstag bekannt gab, startet als Top-Favorit. dpa/sid