Der hauende Lukas

Cardiff. Um eine Strafe kam Lukas Podolski nach dem handgreiflichen Streit mit Michael Ballack noch einmal herum. Aber der Betriebsfrieden im Nationalteam war zumindest für kurze Zeit kräftig gestört. Noch in der Nacht trommelten die Chefs die beiden Streithähne zum Schlichtungsgespräch zusammen

 Die Szene, die Fußball-Deutschland erstaunte und nun diskutiert: Nationalstürmer Lukas Podolski, links, verpasst seinem Kapitän Michael Ballack einen Wangenwischer. Foto: dpa

Die Szene, die Fußball-Deutschland erstaunte und nun diskutiert: Nationalstürmer Lukas Podolski, links, verpasst seinem Kapitän Michael Ballack einen Wangenwischer. Foto: dpa

Cardiff. Um eine Strafe kam Lukas Podolski nach dem handgreiflichen Streit mit Michael Ballack noch einmal herum. Aber der Betriebsfrieden im Nationalteam war zumindest für kurze Zeit kräftig gestört. Noch in der Nacht trommelten die Chefs die beiden Streithähne zum Schlichtungsgespräch zusammen. Die sportliche Leitung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft war nach dem 2:0 in Wales bemüht, größeren Schaden zu vermeiden und den Disput zwischen Kapitän und Stürmer nicht eskalieren zu lassen. "Wir haben Lukas und Michael zusammengebracht, dass da nichts hängen bleibt. Es ist wichtig, dass das innerhalb von drei Minuten ausgeräumt war", sagte Team-Manager Oliver Bierhoff. "Das ist eine tolle Mannschaft, und das dürfen wir nicht durch solche Situationen ins falsche Licht rücken."

Während Bierhoff gestern mit bedachten Worten um Deeskalation bemüht war, scherzte ein angeblich geläuterter Podolski schon wieder mit den Kollegen. "Lukas hat eingesehen, dass das ein Fehler war", berichtete Bierhoff. "Das ist abgehakt. Da brauchen wir keine Geldstrafen oder andere Maßnahmen zu ergreifen." Hitzkopf Podolski meinte: "Das kommt immer mal wieder vor."

Zwölf Stunden vor dem Rückflug hatte die Miene Podolskis noch eine andere Sprache gesprochen, als er die lautstarke Taktik-Anweisung von Ballack mit klaren Worten und einem Wangenwischer gegen den Kapitän konterte. "Das ist eine Situation, die passiert öfter auf dem Platz. Wenn er anderer Meinung als der Kapitän ist, können wir das nach dem Spiel klären, aber auf dem Platz hat er erstmal das zu machen. Und dann noch handgreiflich zu werden, ist nicht schön", sagte Ballack. Zuvor hatte er Podolski zurechtgestutzt. "Lukas hat noch viel zu lernen, er ist noch ein junger Spieler."

Kein Verständnis hatte Bundestrainer Joachim Löw für Podolskis Affekthandlung. "Michael Ballack hat das Recht, taktische Anweisungen weiterzugeben. Anweisungen vom Kapitän und den erfahrenen Spielern müssen umgesetzt werden", betonte Löw. Wie Bierhoff nach dem verlorenen EM-Finale im Sommer hatte der Bundestrainer im Herbst eine Auseinandersetzung mit dem Kapitän, den er aber wie auch der Team-Manager im Rahmen des Ausscheidungs-Doppelpacks gegen Wales und Liechtenstein ausdrücklich lobte.

DFB-Präsident Theo Zwanziger war bemüht, den Vorfall vom Vorabend herunterzuspielen. "Jeder, der mal Fußball gespielt hat, weiß, dass solche Situationen mal vorkommen können. Fußballer verstehen sich anschließend wieder, das ist in der Nationalmannschaft nicht anders als in der Kreisliga D", sagte Zwanziger.

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