Der "Hähnchenbaron" von Theley

Theley. Er kann es immer noch nicht fassen: Der Bub aus dem 181-Seelendorf Macherbach bei Bubach-Calmesweiler in der Weltstadt München beim deutschen Fußballmeister 1860! Auf Anhieb Stammspieler unter Meistertrainer Max Merkel

Theley. Er kann es immer noch nicht fassen: Der Bub aus dem 181-Seelendorf Macherbach bei Bubach-Calmesweiler in der Weltstadt München beim deutschen Fußballmeister 1860! Auf Anhieb Stammspieler unter Meistertrainer Max Merkel. Gottfried Peter, gerade mal 21 Lenze jung, kam für "Atom-Otto" Otto Luttrop (wechselte nach Lugano), spielte mit Weltklassefußballern wie Radenkovic, Perusic, Grosser, Heiß, Konietzka und Brunnenmeier in einer Mannschaft gegen Müller, Overath, Netzer, Held, Emmerich, Ulsaß und Co. Das war vor 44 Jahren, 1966. "Vier Jahre zuvor hatte ich noch die Geißen gehütet", erinnert sich Gottfried, der "Geißen-Peter", an den spektakulären Wechsel. Zwölf Spiele bestritt der Saarländer in zwei Saisons für den deutschen Meister. Ein unglücklicher Zusammenprall mit dem Düsseldorfer Werner Biskup beendete jäh seine Fußball-Karriere. "Mein Knie machte nicht mehr mit, war kaputt", erzählt Peter.

Er sitzt in seiner Kellerbar in dem schmucken Häuschen in der Balduinstraße 1 in Theley. Ein weiß-blau gestreiftes Trikot mit der Nummer 4 ziert den Tresen. Ein Buch von Gerd Müller, in dem auch Gottfried Peter vorkommt, erinnert ebenfalls an die Zeit des Buben bei den 60ern. Ein "Goldener Fußballschuh", ein Geschenk von Trainer-Frau Otto Knefler, symbolisiert Peters Aufstieg mit dem TuS Steinbach in die Verbandsliga. Fotos an den Wänden lassen die Zeit von Neunkirchen in der Bundesliga aufleben. 23 Spiele bestritt Gottfried Peter für die Borussia im Oberhaus, von wo sein Weg direkt nach München führte.

Trotz kaputtem Knie ist Peter bis heute dem Fußball treu geblieben - als Trainer. Im 43. Jahr ununterbrochen gibt der Hobby-Fußballlehrer seine Erfahrung weiter. "Nachdem das Spielen nicht mehr ging, habe ich als Trainer beim FC St. Wendel angefangen, bin zwei Mal mit dem FC Meister geworden und in die Verbandsliga aufgestiegen", erzählt Peter. Sieben Jahre war er beim Domstadt-Club tätig. Es folgten Trainerstationen beim SV Bliesen (10 Jahre), beim VfB Theley (5), beim FV Lebach (5), ein Kurzgastspiel in Hüttigweiler (6 Monate), beim FC Schmelz (3 Jahre), beim FSV Sitzerath (2 Jahre), bei der Jugend des VfB Theley (3). Aktuell trainiert der 64-Jährige die A1- und A2-Jugend des SC Gresaubach. Unterstützt wird er dabei von einem Trio: Sohn Roland, Peter Michels und Horst Dräger.

An sportlicher Betätigung mangelt es dem ehemaligen Steueramts-Inspektor beim Finanzamt Neunkirchen nicht. Im Winter stehen lange Spaziergänge auf seinem Trimm-dich-Programm. Das Frühjahr und den Sommer kann der saarländische Amateur-Rekordnationalspieler (53 Amateur-Länderspiele) kaum erwarten. "Dann wird wieder gestrampelt, werden mehrtägige Radtouren gemacht", freut sich der Sportfan. Mit der Promi-Mannschaft, dem FC Union, tingelt Peter seit 1995 "für einen guten Zweck" durch die Lande. Zu seiner Lieblingsbeschäftigung gehört das Rasenmähen. "Und jedes Mal wird ein Stück Fleisch auf den Schwenker gelegt."

Pflichtprogramm, egal ob Sommer oder Winter, sind die wöchentlichen Kurztrips an die "Nachrichtenbörse" in die Gomm's Mühle nach Braunshausen. Hier beim Willi an der A1 ist alles 1A. Dann werden am Tresen die neuesten Sportnachrichten "inhaliert". Und es wird gefachsimpelt. Dann ist Peter nicht allein, hat ein Duo im Schlepptau. Der langjährige Trainer (Wadern-Noswendel) und Ex-Vorsitzende des VfB Theley, Rudolf Mähler, Oberstudienrat am Gymnasium in Wadern, und Rüdiger Gratz, Ex-Bundesliga-Spieler bei Borussia Neunkirchen, geben ihre Geschichten preis. Eine Herren-Dreierrunde, die es sich dann nicht nehmen lässt, auch mal was Deftiges von sich zu geben. Und auch zu sich zu nehmen.

Bei Letzterem ist Gottfried Peter einsame Spitze. Jedes Mal verdrückt er dann ein Hähnchen. Nach eigenem Bekunden hat er zwischen 6000 und 7000 dieser geflügelten Sorte schon vertilgt, einschließlich seiner Zeit im "Hotel Mama" seit 1960. Dieser zig-tausendfache Verzehr hat ihm schließlich den Titel "Hähnchenbaron von Theley" eingebracht.

Da sich nach dem Volksmund "mit leerem Magen schlecht studieren lässt", hat Peter nach seinem wöchentlichen Trip in die Gomm's Mühle beste Voraussetzungen geschaffen, sich dem geistigen Verzehr zu widmen. "Ich verbessere mein Französisch, damit meine zwei Schwestern in Frankreich mich nicht missverstehen", begründet Peter seinen Wissensdurst. Apropos Durst: Den stillt der "Hähnchenbaron" gerne beim Willi und den Sträßers in Steinbach/L. bei einem frisch gezapften Pils. Und seinen Zuhörern "schmecken" Peters Geschichten aus München, Neunkirchen und vom Geißen-Hüten besonders gut. Einem Mann verdankt er heute noch seine schöne Fußballzeit. "Theo Heckmann, damals Trainer von meinem Fußballclub Bubach-Calmesweiler, war so eine Art Ersatzvater. Ihm habe ich alles zu verdanken." Bis auf die Geschichten, die das Leben des Gottfried Peter schrieb. > wird fortgesetzt

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