Der große Wurf der Junior Canes

Düsseldorf · Die U19-Nachwuchs-Footballer der Saarland Hurricanes gewinnen das Finale um die deutsche Meisterschaft gegen die Cologne Crocodiles. In einem packenden Finale punkten die Junior Canes in letzter Sekunde.

 Die U19-Mannschaft der Saarland Hurricanes feiert den Sieg im Finale um die deutsche Meisterschaft gegen die Cologne Crocodiles. Fotos: Kurt Tillmann

Die U19-Mannschaft der Saarland Hurricanes feiert den Sieg im Finale um die deutsche Meisterschaft gegen die Cologne Crocodiles. Fotos: Kurt Tillmann

 Alexander Haupert, Quarterback der Junior Canes, nach der Pokalübergabe

Alexander Haupert, Quarterback der Junior Canes, nach der Pokalübergabe

Am Ende hieß es: Alles oder Nichts? Schon vor dem letzten Touchdown von Quarterback und Spielgestalter Alexander Haupert zum 24:25, stand die Uhr auf Null. Die Junior Canes brauchten die zwei Extra-Punkte, um das Finale um die deutsche Meisterschaft der U19-Footballer gegen die Cologne Crocodiles zu drehen. So nervös die Mannschaft zu Beginn auch war, so ruhig und abgeklärt war sie im entscheidenden Moment, als Leon Helm den Pass von Haupert gefangen hatte und den 26:25 (6:18)-Sieg für sich und seine Mannschaft festhielt.

"Da denkst Du nicht mehr, da spielst Du einfach", sagte Helm. Dabei waren die letzten zwei Minuten an Spannung nicht zu überbieten. Es war ein Spiel gegen die Zeit. 2,06 Minuten und 90 Meter bis zur Kölner Endzone. 120 Sekunden später waren es nur noch zwei klitzekleine Meter. Aber auch nur noch 6,8 Sekunden Zeit für den großen Wurf, um das Unmögliche möglich zu machen. Nach zwei Pässen von Alexander Haupert, die Jan Pietsch und Peter Devoe nicht fangen konnten, war die Zeit abgelaufen. Die Crocodiles stürmten schon das Feld, im festen Glauben, den Meistertitel feiern zu können. Doch die Unparteiischen entschieden, den Spielzug zum dritten Mal zu wiederholen.

"Das Spiel war schon zweimal aus", sagte Alexander Haupert fassungslos. Umso größer war der Jubel nach seinem anschließenden Touchdown und der sogenannten Two-Point-Conversion. Die mitgereisten Saarländer waren nervlich bis ans Äußerste angespannt, hielten sich am Geländer oder aneinander fest. Andere konnten nicht stillhalten, liefen oder hüpften auf und ab. Als Helm das Ei gefangen hatte, gab es kein Halten mehr. Da war alles dabei: Freudentränen, fassungslose Gesichter, als sie auf den Platz stürmten. "Nach dem Drehbuch des Viertel- und des Halbfinales konnte es heute nur so ausgehen", sagte Torsten Reif, Geschäftsführer der Saarland Hurricanes, mit einem breiten Grinsen, "das war Wahnsinn".

Wie schon im Halbfinale gegen Berlin (0:20 nach dem ersten Viertel), starteten die Canes sehr nervös und mussten vor knapp 2000 Zuschauern im Düsseldorfer Benrath Stadion wieder einem 0:18-Rückstand hinterherlaufen. "Das war irgendwie ein Déjà-vu", meinte Grün grinsend. Ein Grund, weshalb zur Halbzeitpause alle die Ruhe weg hatten. "Alles gut", sagte Martin Mick, Cheftrainer der Junior Canes gelassen, "wir sind absolut im Soll". Zu diesem Zeitpunkt lagen seine Jungs nach einem Touchdown von Jan Pietsch "nur noch" mit 6:18 zurück. "Wir wussten, dass wir die zwölf Punkte einholen können", sagte Devoe. Die Aufholjagd erscheint vor dem Hintergrund, dass sich Mannschaftskollege Joshua Burgard nach einem Oberschenkelhalsbruch einer Not-OP unterziehen musste, noch erstaunlicher. Kaum war Burgard im Krankenwagen, verkürzte Tibor Sprick im dritten Viertel auf 12:18. Danach war es Devoe, der den Pass des Kölner Quarterbacks abfing und den 18:18-Ausgleich durch Leon Helm einleitete. "Es war unglaublich, wie die Mannschaft immer wieder zurückgekommen ist", betonte Mick stolz. Ob nach der Pause, der Verletzung Burgards oder nach dem erneuten Rückstand. "Wir haben alle an einem Strang gezogen", sagt er bescheiden, "aber so ein Spiel, vor dieser Kulisse, das war Wahnsinn und wird uns immer in Erinnerung bleiben", sagt er. Eine enorme Mannschaftsleistung. "Den Pokal haben wir heute zweimal gewonnen", sagt Mick und weiß auch warum: "Wir haben Alex Haupert. Er macht den Unterschied. Er trifft die Entscheidungen". Und hat im Spiel seines Lebens alles richtig gemacht. Auch als sich ihm die Frage stellte: Alles oder Nichts?

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