Der große Beckham-Boom in Kalifornien scheint vorbei zu sein

Boston. Der Ball rollt, und David Beckham humpelt. Ohne seinen prominentesten Profi startet die amerikanische Fußball-Profiliga Major League Soccer (MLS) heute in ihre 15. Saison

Boston. Der Ball rollt, und David Beckham humpelt. Ohne seinen prominentesten Profi startet die amerikanische Fußball-Profiliga Major League Soccer (MLS) heute in ihre 15. Saison. Und die wichtigste Frage ist vor dem Anstoß nicht die nach dem Titelfavoriten, sondern wieviel Beckham bekommen Fans, Vereine und Verantwortliche überhaupt noch zu sehen? Der "englische Patient" wird den Los Angeles Galaxy nach seinem Achillessehnen-Riss am 14. März den Großteil des Jahres fehlen. Beckhams Comeback ist für den 18. September geplant, dann bleiben noch sechs der 30 Vorrundenpartien.Bereits in seinen ersten drei Spielzeiten hatte der Superstar aufgrund von Verletzungen und seinem Italien-Intermezzo beim AC Mailand nur 45 von 79 Partien bestritten. Ohnehin scheint der große Beckham-Boom an der kalifornischen Küste vorbei zu sein. Seit seiner hollywoodreifen Präsentation im Juli 2007 ist der Zuschauerschnitt bei Galaxy von 24 242 über 26 050 (2008) auf 20 927 Fans im Vorjahr gesunken - und das, obwohl der Verein erstmals in der Beckham-Ära die Meisterschafts-Endrunde erreicht hatte und im Finale Real Salt Lake nur knapp nach Elfmeterschießen unterlegen war.Lediglich bei Auswärtsspielen war Beckham auch in seiner dritten Saison ein Zuschauermagnet. Nachdem er im Sommer vom AC Mailand zurückkam, sahen im Schnitt 22 048 Fans die verbleibenden sieben Galaxy-Gastspiele - und somit 4000 mehr als zuvor. Der Ligadurchschnitt hat sich aber seit der Verpflichtung des teuersten Fußball-Imports der US-Sportgeschichte von 16 670 Zuschauern 2007 auf 16120 Fans in der Vorsaison reduziert.Allerdings könnte die Zahl dank Neuling Philadelphia Union steigen. Die Mannschaft, die vom ehemaligen Bundesliga-Profi Peter Nowak trainiert wird, hat mehr als 10 000 Dauerkarten verkauft. Philadelphias Vorbild ist Seattle Sounders. Der Club aus einer der fußballverrücktesten Ecken Amerikas wurde im Vorjahr als Liga-Neuling Pokalsieger, erreichte die Playoffs und hatte mit 30 943 Fans den besten Zuschauerschnitt der Liga. Nowak hatte 2004 in seinem ersten Jahr als Trainer D.C. United Washington gleich zum Titel geführte, was den Hype in Philadelphia zusätzlich schürt. "Auf dem Papier sieht alles gut aus. Jetzt müssen zeigen, dass es auch auf dem Platz klappt", meinte Nowak vor dem Auftaktspiel heute in Seattle.Dass der Ball überhaupt rollt, liegt am rechtzeitig abgeschlossenen Arbeitsvertrag, den Liga und Spielergewerkschaft nach zähen Verhandlungen am Samstag unterzeichneten. Der sieht unter anderem ein Team-Budget von maximal 2,55 Millionen Dollar vor. "Bei uns gibt es kein Manchester City oder Real Madrid, hier kann niemand 100 Millionen Dollar für Neuzugänge ausgeben. Jeder hat die selbe Gehaltsobergrenze. Ich denke, die Liga geht in die richtige Richtung", betont Kasey Keller. Der ehemalige Bundesliga-Torhüter von Borussia Mönchengladbach spielt seine zweite Saison in Seattle, ist neben dem Schweden Freddie Ljungberg der Star im Team. Und Keller wird wie viele seiner Kollegen vom 11. bis 24. Juni "arbeitslos" sein. Dann legt die Liga aufgrund der WM-Vorrundenspiele erstmals in ihrer Geschichte eine zweiwöchige Pause ein. dpa

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